Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

ling vorführen und ihm durch Dolmetscher die Frie- 
densbedingungen bezw. Strafbedingungen für den 
Zintgraffschen Ueberfall mittheilen. Er versprach, 
Alles zu erfüllen und die Straf-Elfenbeinzähne und 
Strafarbeiter am nächsten Morgen zu stellen; außer- 
dem lieferte er freiwillig Verpflegung für die Expe- 
dition, bat nochmals um Frieden und versprach, Alles 
pünktlich zu erfüllen. Die Expedition bezog darauf 
Alarmquartier im Häuptlingsgehöft, und Wachen 
wurden ausgestellt. Der Häuptling von Bandeng 
ließ sich aber einen gemeinen Treubruch zu Schulden 
kommen, indem er die Expedition nachts 3 Uhr über- 
fiel. Ohne große Mühe und ohne diesseitige Verluste 1 
wurde der Angriff abgewiesen, wobei die Bandengs 
einen Verlust von etwa 20 Todten hatten. Am 
10. Dezember, 6 Uhr vormittags, mußte ich weiter 
nach Bafut marschiren, da ich für diesen Tag bereits 
die 3. Kompagme unter Hauptmann Glauning an 
die Westseite von Bafut befohlen hatte und diese 
Kompagnie nicht einem Schlage der zahlreichen 
Bafuts aussetzen konnte. 
Die Bestrafung der Bandengs wurde aufsgeschoben. 
Bandeng selbst ist ein Dorf von etwa 5 km Länge 
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vielen Schluchten und dichtem Buschwerk durchzogen 
sind. Die Gehöfte und Wege sind verfenzt. 
Die einzelnen Dörfer hängen theilweise dicht, 
theilweise lose zusammen. Die Uebersicht ist sehr 
erschwert. Bei einer von mir am 11. morgens aus- 
geführten Erkundung stellte ich fest, daß ich erst im 
  
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und 11½ km Breite und hat etwa 10 000 Ein- 
wohner; die einzelnen Gehöfte liegen jedes mit 
Fenzen umgeben, in Büschen versteckt in den Schluchten, 
die sich nach allen Richtungen hin durch Bandeng 
hindurchziehen. 
Als am 10. Dezember, 6 Uhr vormittags, die 
Expedition den Marsch nach Bafut antrat, wurde 
sie vom Beginn des Abmarsches bis zur Ankunft 
vor Bafut gegen 12 Uhr mittags von den den 
Weg auf beiden Seiten begleitenden Bandengs 
auf 100 bis 500 m beschossen. Der Weg führt 
im Grunde, die Bandengs gingen an berden 
Seiten auf den Höhen. Diesseitiger Verlust 
dabei ein Todter, ein Verwundeter der 1. Kom- 
pagnie; die Bandengs hatten eine Anzahl Todte. 
Um 12 Uhr mittags vor Bafut angekommen und 
mit der 3. Kompagnie in Verbindung getreten, ent- 
wickelte ich zum Gefecht, ließ mit dem Berggeschütz 
und den Maschinengewehren das Dorf beschießen 
und stürmte dann mit den beiden ersten Kompagnien 
von Südwesten, mit der 3. Kompagnie von Westen 
Bafut. Es wurde ziemlich hartnäckiger Widerstand 
geleistet. Umm 4 Uhr nachmittags trafen sich die 
1. und die 2. Kompagnie auf einer Höhe mitten im 
Dorfe, woselbst Biwak bezogen wurde. Die 3. Kom- 
pagnie focht noch am Westrande und vereinigte sich 
mit der Expedition am 11. morgens. Da auf diesem 
Berge keine Hütten vorhanden sind, die Temperatur 
des nachts aber auf 6 Grad Celsius sinkt, bezog ich 
am 11. früh ein befestigtes Lager, auf einem Berge 
westlich des ersten gelegen, der mit Hütten bestanden 
sast, so daß Soldaten und Träger bei Nacht vor 
Kälte geschützt waren. Bafut ist ein Ort, der aus 
etwa 13 Dörfern besteht, mit ungefähr 25 000 Ein- 
wohnern, auf Bergen gelegen, die eine Höhe von 
1100 bis 2400 m über dem Meere haben und mit? 
Besitze des südlichen und südwestlichen Theils von 
Bafut war und daß die anderen Dörfer noch vom 
Feinde besetzt waren. Es bedurfte nun siebentägiger 
Gefechte, bis Bafut unbestritten in meiner Hand war. 
Ich erwähne hier, daß nach den Messungen des 
Hauptmanns Glauning Bafut einen Umkreis von 
34 km hat. Am 18. Dezember war Bafut bis auf 
den letzten Mann geräumt. Der Häuptling hat sich 
nach Erkundigungen in Ne Nähe von Bekam zurück- 
gezogen. Die Macht der Bafuts ist vollständig ge- 
brochen; sie erlitten in der Zeit vom 10. bis 19. 
Dezember starke Verluste an Gefallenen und Gefan- 
genen. Diesseits ist Hauptmann Glauning leicht am 
Auge verwundet. zwei Soldaten sind todt, elf ver- 
wundet. Sämmtliche Häuptlinge der Umgegend 
kamen in mein Lager, brachten Geschenke und Ver- 
pflegung und sprachen ihre Freude über die Nieder- 
lage der räuberischen Bafuts aus. Die Bafuts leben 
nach Aussagen der regierungsfreundlichen Häuptlinge 
der Umgegend nur von Sklavenraub; Nahrungsmittel 
produziren sie nicht mehr, als sie zu ihrem Lebens- 
unterhalt gebrauchen. Bafut bleibt bis auf Weiteres 
besetzt, und hoffe ich durch die ausgesetzten Beloh- 
nungen, durch die ständigen Verfolgungen und da- 
durch, daß der flüchtige Häuptling von allen Nach- 
bardörfern abgewiesen wird, bald seiner Person 
habhaft zu werden. 
Für den 20. war die Bestrafung der Bandengs 
angesetzt, und verwendete ich dazu die drei Kom- 
pagnien unter Zurücklassung eines Zuges und des 
Berggeschützes in dem befestigten Lager von Bafut. 
Hauptmann Glauning mit der 3. Kompagnie wurde 
am 19. nachmittags nach Adanga im Bamettalande, 
drei Stunden westlich Bafut, entsendet mit dem 
Befehl, in der Nacht zum 20. bis an den Westrand 
von Bandeng zu marschiren und daselbst mit Tages- 
grauen den Angriff zu eröffnen. Ich selbst marschirte 
mit der 1. und 2. Kompagnie nachts 12 Uhr von 
Bafut ab und gelangte bei Tagesgrauen an die 
Nord= und Ostseite von Bandeng. Nach Eröffnung 
des Feuers liesen die Bandengs in voller Flucht in 
westlicher Richtung in das hohe Gebirge davon und 
so dem Hauptmann Glauning in die Hände. Die 
Bandengs verloren hierbei eine Anzahl Todte und 
96 Gefangene, während die Expeditionstruppen keine 
Verluste hatten. Die Friedensverhandlungen sind 
der Kompagnie in Bafut übertragen worden. Die 
neue Station wird in Bafreng, ungefähr 20 km 
nordöstlich Bali, errichtet werden.
	        
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