Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

die Ernte glänzend, und die Fruchtbarkeit dieses 
Jahres bewahrt das Land für geraume Zeit vor 
den Schrecken der Hungersnoth. 
Aus Neu-Guinea melden die „Berichte der 
Rheinischen Missionsgesellschaft“: 
Sehr hübsch ist, was Miss. Hoffmann in Bogadjim 
mittheilt, nachdem ihm ein Söhnchen geboren wurde: 
„Die Eingeborenen in Bogadjim nehmen innigen 
Antheil an unserer Freude. Früher hätte ich diesen 
Naturmenschen gar nicht so viel Gefühl zugetraut. 
Den ganzen Tag ist unser Haus angesüllt. Vor 
allen Dingen aber sind es die Frauen, die in Bo- 
gadjim sonst sehr schüchtern und zurückhaltend sind, 
die jetzt nicht müde werden, zur Missionsstation zu 
kommen. Für gewöhnlich ist der Papua sehr stolz 
auf seine braune Haut und spricht nur im Tone der 
Verachtung von der bleichen Farbe der Europäer. 
Nur die Kinder der Weißen finden Gnade vor seinen 
Augen. Nichts von allen Dingen, die der Eingeborene 
durch den Verkehr mit den Europäern hat kennen 
lernen, erregte bis dahin seine Bewunderung, wie die 
kleinen weißen Kinder. Das mag wohl darin seine 
Ursache haben, daß lange Zeit der Papua geglaubt 
hat, die weißen Fremdlinge seien gar keine richtigen 
Menschen, sondern solche Art Geister, die, ohne ge- 
boren zu werden, irgendwo dahinten vom Himmel 
heruntergefallen oder aus dem Boden gewachsen 
seien. Nun aber sieht er, daß auch der weiße Mann 
einmal ganz klein und winzig gewesen ist und genau 
so auswächst wie der Papua. Meine Frau hat ihre 
liebe Noth, alle die Rathschläge, die ihr die weisen 
Papuafrauen ertheilen, anzuhören. Lange haben mir 
die Leute in den Ohren gelegen, dem Jungen einen 
Bogadjim-Namen zu geben, und jeder pries seinen 
eigenen Namen als den schönsten an. So hat auch 
so ein kleiner Mann seine Aufgabe in der Mission. 
So viele Leute sind in der ganzen Zeit unseres 
Hierseins nicht unter das Gehör des Wortes Gottes 
gekommen, wie in diesen Wochen.“ In einem an- 
deren Brief schreibt der Missionar: „Ueberhaupt 
scheint doch manches Hinderniß, das bisher unüber- 
windlich schien, im Wanken zu sein. So darf ich 
jetzt ganz ruhig, auch im Beisein der Männer, zu 
den Frauen von dem großen Betrug des Asa (Ge- 
heimkult der Papuas) reden, was früher immer einen 
Sturm hervorrief. Es geht ja surchtbar langsam 
mit der Arbeit voran; ein Fortschreiten giebt es 
dennoch. Wenn wir das Heute mit dem Einst, als 
wir die Arbeit begannen, vergleichen, so wird erst 
der Unterschied offenbar.“ 
In den „Monatsheften zu Ehren Unserer Lieben 
Frau vom hlst. Herzen Jesu“ schreibt P. Erdland 
über die katholische Missionsschule in Jalult: 
Daß das Erlernen der deutschen Sprache an- 
fänglich mit Schwierigkeiten verbunden ist, würde 
eine Parallele der deutschen Sprache mit der bün- 
digen Marshallauer Sprache sogleich darthun. Diese 
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Schwierigkeiten sind zu überwinden. Das anerkannten 
zu ihrer größten Be= und Verwunderung die Herren, 
welche der Jahresschlußprüfung Ende Juli v. Is. 
beiwohnten. Das Rechnen fällt den Kindern unge- 
heuer schwer. Wie viele Monate vergehen, bevor 
bis zwanzig geläufig gerechnet werden kann und wie 
unzählige Geduldproben muß der Br. Callixtus be- 
stehen! Ist diese „Eselsbrücke“ einmal überschritten, 
dann können die Glieder allmählich zum kühnen 
Sprung in die Millionen geschmeidig gemacht werden. 
Ich fasse das Urtheil kurz zusammen. Obgleich in 
ein oder zwei Köpfen das Stroh nicht recht zum 
Mähen reisen will, so sind die Fortschritte der Kinder 
als sehr erfreuliche anerkannt worden. Wenn es 
eine Zeit der Strenge giebt, so giebt es auch eine 
Zeit für Belustigung, für Freude, Sang und Tanz. 
Jal wie angenehm klingen fern vom Vaterlande im 
Munde der Kinder die schönsten heimischen, vater- 
ländischen und kirchlichen Lieder! Der Ernst zu 
ernsten Zeiten, die wahre Freude in den Erholungs- 
stunden erfreuen die Eltern, welche uns ihre Kinder 
anvertrauen. Die auf den verschiedenen Inseln der 
Marshallgruppe ansässigen Händler senden mehr und 
mehr ihre Kinder und selbst aus den Karolinen und 
Gilbert-Inseln erhielten wir Anfragen. Die Zahl 
der Kinder beträgt zur Zeit 26; eine schöne Zahl! 
Das erfüllt das Herz eines Missionars mit Freuden, 
denn Kinderherzen gewinnt man nie allein. 
  
In demselben Missionsblatt schreibt P. Baumann 
von einem Besuch in Baining (Bismarck-Archipel): 
Wir mußten erstaunen, was seit einem Jahre 
Großartiges auf der Station geleistet worden. Unter- 
halb des Pfarrhauses war ein regelmäßiges Dörschen 
entstanden, und ringsumher, wo früher nur Urwald 
gestanden, waren jetzt die schönsten Taropflanzungen 
angelegt. Jedem Dorfbewohner ist sein Stück Land 
zuertheilt, was er zu bearbeiten und wovon er sich 
zu ernähren hat. Diese Station liegt inmitten der 
Wildniß wie eine friedliche Oasis. Die Bewohner 
dieses christlichen Dorses waren früher Sklaven und 
jetzt führen sie, dank dem segensreichen Einflusse des 
Christenthums, ein für Eingeborene beneidenswerthes 
Dasein. Herrlich gedeiht die Kaffeepflanzung des 
Paters Rascher; auch sein Gemüsegarten macht dem 
Gärtner alle Ehre. Dem materiellen Fortschritt 
dieser Station steht der geistige nicht nach. Beten 
und arbeiten, das ist das Losungswort auf der 
Missionsstation. 
Aus fremden RKolonien und 
HProduhktivnsgebieten. 
Dandelsabkommen zwischen Srankreich und dem 
NRongostaat. 
Am 31. Oktober v. Is. ist zwischen Frankreich 
und dem Unabhängigen Kongostaat ein Handels- 
abkommen abgeschlossen worden, welches den nach-
	        
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