Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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beträchtlich vergrößert. Der Hafenbau und die Ent- 
wickelung von Swakopmund beschäftigen eine Menge 
Handwerker, die zum großen Theil aus der Kap- 
kolonie nach Deutsch-Südwestafrika gezogen sind. Die 
österreichische Nationalität ist unter diesen Arbeitern 
stark vertreten. Auch an katholischen Engländern, 
Italienern und Spaniern fehlt es nicht. Neben der 
Seelsorge der Weißen beschäftigt die Oblaten die 
Erziehung der Neger, die zugänglich sind. Der 
17. Februar d. Is. ist für das Missionshaus denk- 
würdig geworden durch die erste Spendung der 
Taufe an einen erwachsenen Neger, der auf den 
Empfang dieses Sakramentes lange Jahre vorbereitet 
war. Durch außergewöhnlich zahlreiches Erscheinen 
beim Hochamte dieses Tages hat die Bevölkerung 
bewiesen, welches Interesse sie an dieser Handlung 
genommen. 
AKus fremden Holonien und 
Produhtionsgebieten. 
Der landwirthschaftlich nutzbare Boden Südafrikas und 
seine RKulturmöglichkeit. 
Die vorliegenden Kulturmöglichkeiten des süd- 
afrikanischen Bodens sind in jüngster Zeit von dem 
Sachverständigen Willcocks, der auf diesem Gebiete 
in dem Bewässerungssystem Britisch-Indiens und 
Aegyptens Erfahrungen gesammelt hat, näher er- 
forscht worden. Seine Untersuchungen haben zu dem 
Resultat geführt, daß eiwa ½ der Kapkolonie und 
die Hälfte des Oranjefreistaates nur mit Hülfe künst- 
licher Bewässerung landwirthschaftlich nutzbar gemacht 
werden können, während in einem Fünftel der Kap- 
kolonie, auf dem halben Gebiete des Oranjefreistaates 
und in zwei Dritteln von Transvaal der Anbau von 
Mais, Kartofseln, Wurzelfrüchten und Kürbissen als 
Futtervorrath für den Winter lediglich mit Hülfe 
des Regenfalls möglich ist und auch, abgesehen von 
außergewöhnlich trockenen Jahren, eine völlige Aus- 
reifung der Früchte zuläßt. Die mit Hülfe von 
Bewässerungsanlagen landwirthschaftlich in vollem 
Umfang nutzbaren Flächen schätzt Willcocks für die 
Kapkolonie auf 1 000 000 Acres, für den Oranje- 
freistaat auf 750 000 Acres und für Transvaal auf 
1 500 000 Acres. Die Bewässerungskosten für diese 
mehr als 3 000 000 Acres umfassenden Flächen 
werden auf 30 000 000 & und der durch diese 
Bodenverbesserung gesteigerte Werth der Fläche auf 
rund 100 000 000 L— veranschlagt. Für die Auf- 
bringung der Bewässerungskosten bringt Willcocks 
eine Grund= und Bodensteuer, eine Wasserabgabe 
und einen Beitrag, den die Gruben von ihrem Pro- 
duktionsgewinn zur Aupbesserung der Landwirthschaft 
beisteuern sollen, in Vorschlag. Die Beihülfe der 
Gruben begründet Willcocks damit, daß der Mineral= 
reichthum nach sachverständiger Schätzung nur auf 
50 oder 100 Jahre ausreicht, also nur vorüber- 
  
gehend ist, während der durch die Entwickelung der 
Landwirthschaft geschaffene Nutzen ein immerwähren- 
der ist und späterhin einen Ersatz für den Gruben- 
gewinn bilden soll. 
(Nach The African Review.) 
Üeue Dampferlinie zwischen Antwerpen, Madagaskar 
und Réunion. 
Eine französische Gesellschaft hat einen regel- 
mäßigen Dampferdienst zwischen Antwerpen, der Insel 
Madagaskar und Réunion eingerichtet. Die Dampfer 
werden Marseille, Diego-Suarez, Majunga, Manand- 
jary, Tamatave, Saint-Denis und Point des Gallets 
anlaufen. Die nächste Abfahrt erfolgt am 25. d. Mis. 
(La Gazette Coloniale.) 
Die Bedeutung des Papavabaumes für Indien. 
Der Melonenbaum, Carica papapya, gedeiht im 
ganzen tropischen und subtropischen Indien von Delhi 
bis Ceylon und wird wegen seiner nahrhaften, wohl- 
schmeckenden und vielfach heilkräftigen melonenähn- 
lichen Früchte von Europäern und Eingeborenen 
gleicherweise hoch geschätzt. Als die ursprüngliche 
Heimath dieses nach Indien verpflanzten Baumes 
sieht die neuere Botanik die Küstenländer des Golfs 
von Mexiko an, von wo ihn die Portugiesen ver- 
muthlich schon im Anfang des 16. Jahrhunderts 
nach Indien verpflanzten. Der in dem heißen und 
feuchten Klima Indiens äußerst schnell wachsende, 
aber schon im vierten Jahre wieder absterbende Baum 
ist im ganzen Reiche ein allgemein verbreiteter und 
sorgsam gepflegter Schmuck der Gehöfte und Haus- 
gärten geworden. Die Pflanze blüht fast das ganze 
Jahr hindurch. Die länglichen, fünffach gefurchten, 
melonenartigen Früchte hängen aus den kurz über- 
einander liegenden Blattwinkeln dicht am Stamm 
hernieder. Vor der Reife dunkelgrün und gereift 
von matt orangegelber Schale, erreichen sie die Größe 
einer Melone und ein Gewicht bis zu 7½ kg. 
Schon innerhalb eines Jahres nach Auslegen des 
Samens trägt der Baum. Ein zweijähriger Stamm 
bringt es in Jahresfrist bis zu 140 Früchten. Die 
reise Frucht hat einen angenehm süßen Geschmack 
von eigenartigem Aroma. Sie wird von allen Klassen 
der Bevölkerung in ihrer natürlichen Beschaffenheit 
oder mit etwas Salz täglich, oft sogar zu zwei 
Mahlzeiten, als Nachtisch oder Zukost gegessen. Ihr 
Genuß gilt zugleich als sehr gesundheits-, besonders 
verdauungsfördernd. So sind in europäischen Fami- 
lien Fälle von langjähriger Dyspepsie und habitueller 
Konstipation durch den täglichen Genuß der reisen 
Frucht dauernd geheilt worden. Auch die eigenthüm- 
lich pikanten, den Senfkörnern im Geschmack ver- 
gleichbaren Kerne werden viel genossen. Das ganze 
sehr weitmaschige Zellengewebe des Stammes, der 
Blätter und besonders der unreisen Früchte strotzt
	        
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