Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

— 218 
Am 18. November wurde in Bishuoa also der 
Njemweg verlassen, der etwa drei bis vier Tage 
südöstlich Bidium die Nijemlandschaften erreichen 
dürfte, und die Expedition bog auf dem Wege zum 
Zusammenfluß des Dijah und Bumba, also nach Süden, 
ab. Nach kurzem Marsche wurde der Böl, ein recht 
bedeutender Nebenfluß des Bumba, erreicht und mit 
vieler Mühe überschritten. Das sich daran an- 
schließende Ueberschwemmungsgebiet — der Weg 
folgte bis zum 23. mit nur kurzen Unterbrechungen 
diesem Flusse in großer Nähe — war theilweise 
äußerst schwierig, und es ergab sich die Nothwendigkeit, 
mehrere Kilometer lange Strecken, die 1 bis 1,5 m 
tief unter Wasser standen, zu passiren. Da im 
Uebrigen die Niveauunterschiede, besonders an den 
beiden letzten Tagemärschen, sich auf etwa k# 400 m 
steigerten, wird eine geringe Verlegung des Weges 
diesen allerdings unbequemer, dafür aber auch in der 
höchsten Regenzeit bis auf die Flußübergänge ohne 
Weiteres für große Karawanen benutzbar machen. 
Der Bök selbst, obwohl er ein sehr offenes Bett und 
große Tiefe besitzt — seine Breite schwankt zwischen 
50 und 100 m —, dürfte als Wasserstraße nicht in 
Frage kommen, da er auf der gesammten erkundeten 
Strecke sehr viele kleine Schnellen und näher zu 
seiner Mündung in den Bumba einen großen Wasser- 
fall hat. Der sehr dichte Urwald dieser Strecke ist 
recht reich an Kickria, und sind auch die Elefanten 
außerordentlich zahlreich. Sehr überraschend war 
mir am 19. November, einen ganz vereinzelten kleinen 
PangwekFang-)stamm auf dieser Strecke anzutreffen, 
der vor kurzer Zeit infolge von Kriegen hierher 
ausgewandert war und sich seine Eigenart und 
Sprache völlig erhalten hatte. Ein noch viel be- 
nutzter Weg führt von da durch die todte Zone, die 
Njemlandschaft Mobud nördlich und Bombassa südlich 
lassend, zu den Fang (Elekoß) am Djah unterhalb 
Elemvoo. Auch hier unsicher, hat der Häuptling 
Sembabiung dieses kleinen Fangstammes mich gebeten, 
am Djah im Schutze der neu anzulegenden Station 
sich niederlassen zu dürsen, ein Umstand, der eventuell 
eine bedeutende Erleichterung der am oberen Djah 
ziemlich schwierigen Verpflegungsfrage zur Folge 
haben kann. 
Am 23. November, ganz in der Nähe des 
bereits erwähnten hohen Wasserfalls, bog die Route 
plötzlich sehr scharf vom Flusse nach Süden ab, immer 
in unbewohntem Walde, durchschritt ein bergiges, 
aber allmählich immer niedriger werdendes Gebiet 
und traf, etwa einen starken Tagemarsch nur von 
Molundu entfernt, nahe am Bumba wieder einige 
Esielldörfer, die, schon früher als Klein-Kunabembe 
bekannt, mit den nahen Bangandu und auch den 
europäischen Kaufleuten in Beziehung stehen. Es 
lag nun nicht in meiner Absicht, trotz der kürzeren 
Entfernung, Molundu zu erreichen. Ich wollte viel- 
mehr, um ein Urtheil über die eventuelle Benutzbar- 
keit des vorerwähnten Jagdweges zu gewinnen, von 
hier aus versuchen, nach dem unmöglich sehr weit 
entfernten Ngoila, dem Ausgangspunkt für die 
  
Westzone, durchzustoßen. Ein scharfer Marsch am 
26. November von dem Esielldorfe Bidamasule aus 
nach Westen brachte mich ganz in die Nähe des Djah, 
und am Morgen des 27. traf ich die von Dr. Plehn 
als Ganganga bezeichneten Bombassadörfer, die obersten 
Ansiedelungen am Flusse unterhalb der Schnellen. 
Ich hatte das Glück, den kleinen Dampfer der Ge- 
sellschaft Süd-Kamerun, den ich durch die von Duluku 
abgesandte Elfenbeinkarawane für den 27. in die 
Nähe von Ngoila bestellt hatte, in dem Momente 
ankommen zu sehen, als ich die Fährstelle von Gan- 
ganga nach Gonaquil (Bombassa) erreichte. Das 
letzte Wegestück war wiederum recht reich an Kickxien, 
die, soweit sich übersehen ließ, sämmtlich von der 
Bevölkerung sachgemäß ausgebeutet wurden, wie denn 
überhaupt die Leute aus der Ngoilaumgegend die 
ersten waren, die größere Kautschukmengen produzirten. 
Es war damit der letzte Abschnitt der Nordwest- 
Expedition 1901 erledigt und die Aufklärung über 
die Gegend zwischen Bangandu und dem Djah 
erreicht. 
—... —„ 
Deutsch-Züdweftafrika. 
Eisenbabn 8Swakopmund —Windhoek. 
Nach den letzten Meldungen war der Bau der 
Eisenbahn Swakopmund — Windhoek am 31. März 
d. Is. mit seiner Spitze bei Kilometer 340 angelangt, 
während der Unterbau ungefähr bis zur Militär- 
station Brakwater (Kilometer 360) fertiggestellt war. 
Peliograpbische Verbindung zwischen Windboek 
und Gideon. 
Nach einem Berichte des Kaiserlichen Gouverneurs 
von Deutsch-Südwestafrika ist zwischen Windhoek 
und Gibeon eine ständige heliographische Verbindung 
hergestellt worden. Dies bedeutet einen weiteren 
Schritt vorwärts in Ansehung eines beschleunigteren 
Nachrichtendienstes, da mit der erwähnten Maßnahme 
ein Anschluß an den Telegraphen Swakopmund — 
Windhoek geschaffen worden ist, der es ermöglicht, 
in kürzester Zeit von der Heimath aus Nachrichten 
bis nach Gibeon zu befördern. Von besonderem 
Werth ist die Einrichtung für den Südbezirk, der 
bisher ganz auf die Telegraphenlinie der Kapkolonie 
angewiesen war. Die Telegramme wurden von Kap- 
stadt bis nach Steinkopf (im Norden der Kapkolonie) 
auf telegraphischem Wege, von Steinkopf ab per 
Extraboten nach dem Süden des Schutzgebiets be- 
fördert. Erwägt man, daß namentlich in den letzten 
Jahren während des Krieges die Benutzung des 
Kaptelegraphen mit Schwierigkeiten und Unzuträg- 
lichkeiten verbunden war, und daß die Beförderung 
per Boten, wobei man auf fremde Hülse angewiesen 
war, auch nicht immer zur Zufriedenheit funktionirte, 
so wird man sich der Bedeutung der genannten Ein- 
richtung für den Süden des Schutzgebietes bewußt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.