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Am 18. November wurde in Bishuoa also der
Njemweg verlassen, der etwa drei bis vier Tage
südöstlich Bidium die Nijemlandschaften erreichen
dürfte, und die Expedition bog auf dem Wege zum
Zusammenfluß des Dijah und Bumba, also nach Süden,
ab. Nach kurzem Marsche wurde der Böl, ein recht
bedeutender Nebenfluß des Bumba, erreicht und mit
vieler Mühe überschritten. Das sich daran an-
schließende Ueberschwemmungsgebiet — der Weg
folgte bis zum 23. mit nur kurzen Unterbrechungen
diesem Flusse in großer Nähe — war theilweise
äußerst schwierig, und es ergab sich die Nothwendigkeit,
mehrere Kilometer lange Strecken, die 1 bis 1,5 m
tief unter Wasser standen, zu passiren. Da im
Uebrigen die Niveauunterschiede, besonders an den
beiden letzten Tagemärschen, sich auf etwa k# 400 m
steigerten, wird eine geringe Verlegung des Weges
diesen allerdings unbequemer, dafür aber auch in der
höchsten Regenzeit bis auf die Flußübergänge ohne
Weiteres für große Karawanen benutzbar machen.
Der Bök selbst, obwohl er ein sehr offenes Bett und
große Tiefe besitzt — seine Breite schwankt zwischen
50 und 100 m —, dürfte als Wasserstraße nicht in
Frage kommen, da er auf der gesammten erkundeten
Strecke sehr viele kleine Schnellen und näher zu
seiner Mündung in den Bumba einen großen Wasser-
fall hat. Der sehr dichte Urwald dieser Strecke ist
recht reich an Kickria, und sind auch die Elefanten
außerordentlich zahlreich. Sehr überraschend war
mir am 19. November, einen ganz vereinzelten kleinen
PangwekFang-)stamm auf dieser Strecke anzutreffen,
der vor kurzer Zeit infolge von Kriegen hierher
ausgewandert war und sich seine Eigenart und
Sprache völlig erhalten hatte. Ein noch viel be-
nutzter Weg führt von da durch die todte Zone, die
Njemlandschaft Mobud nördlich und Bombassa südlich
lassend, zu den Fang (Elekoß) am Djah unterhalb
Elemvoo. Auch hier unsicher, hat der Häuptling
Sembabiung dieses kleinen Fangstammes mich gebeten,
am Djah im Schutze der neu anzulegenden Station
sich niederlassen zu dürsen, ein Umstand, der eventuell
eine bedeutende Erleichterung der am oberen Djah
ziemlich schwierigen Verpflegungsfrage zur Folge
haben kann.
Am 23. November, ganz in der Nähe des
bereits erwähnten hohen Wasserfalls, bog die Route
plötzlich sehr scharf vom Flusse nach Süden ab, immer
in unbewohntem Walde, durchschritt ein bergiges,
aber allmählich immer niedriger werdendes Gebiet
und traf, etwa einen starken Tagemarsch nur von
Molundu entfernt, nahe am Bumba wieder einige
Esielldörfer, die, schon früher als Klein-Kunabembe
bekannt, mit den nahen Bangandu und auch den
europäischen Kaufleuten in Beziehung stehen. Es
lag nun nicht in meiner Absicht, trotz der kürzeren
Entfernung, Molundu zu erreichen. Ich wollte viel-
mehr, um ein Urtheil über die eventuelle Benutzbar-
keit des vorerwähnten Jagdweges zu gewinnen, von
hier aus versuchen, nach dem unmöglich sehr weit
entfernten Ngoila, dem Ausgangspunkt für die
Westzone, durchzustoßen. Ein scharfer Marsch am
26. November von dem Esielldorfe Bidamasule aus
nach Westen brachte mich ganz in die Nähe des Djah,
und am Morgen des 27. traf ich die von Dr. Plehn
als Ganganga bezeichneten Bombassadörfer, die obersten
Ansiedelungen am Flusse unterhalb der Schnellen.
Ich hatte das Glück, den kleinen Dampfer der Ge-
sellschaft Süd-Kamerun, den ich durch die von Duluku
abgesandte Elfenbeinkarawane für den 27. in die
Nähe von Ngoila bestellt hatte, in dem Momente
ankommen zu sehen, als ich die Fährstelle von Gan-
ganga nach Gonaquil (Bombassa) erreichte. Das
letzte Wegestück war wiederum recht reich an Kickxien,
die, soweit sich übersehen ließ, sämmtlich von der
Bevölkerung sachgemäß ausgebeutet wurden, wie denn
überhaupt die Leute aus der Ngoilaumgegend die
ersten waren, die größere Kautschukmengen produzirten.
Es war damit der letzte Abschnitt der Nordwest-
Expedition 1901 erledigt und die Aufklärung über
die Gegend zwischen Bangandu und dem Djah
erreicht.
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Deutsch-Züdweftafrika.
Eisenbabn 8Swakopmund —Windhoek.
Nach den letzten Meldungen war der Bau der
Eisenbahn Swakopmund — Windhoek am 31. März
d. Is. mit seiner Spitze bei Kilometer 340 angelangt,
während der Unterbau ungefähr bis zur Militär-
station Brakwater (Kilometer 360) fertiggestellt war.
Peliograpbische Verbindung zwischen Windboek
und Gideon.
Nach einem Berichte des Kaiserlichen Gouverneurs
von Deutsch-Südwestafrika ist zwischen Windhoek
und Gibeon eine ständige heliographische Verbindung
hergestellt worden. Dies bedeutet einen weiteren
Schritt vorwärts in Ansehung eines beschleunigteren
Nachrichtendienstes, da mit der erwähnten Maßnahme
ein Anschluß an den Telegraphen Swakopmund —
Windhoek geschaffen worden ist, der es ermöglicht,
in kürzester Zeit von der Heimath aus Nachrichten
bis nach Gibeon zu befördern. Von besonderem
Werth ist die Einrichtung für den Südbezirk, der
bisher ganz auf die Telegraphenlinie der Kapkolonie
angewiesen war. Die Telegramme wurden von Kap-
stadt bis nach Steinkopf (im Norden der Kapkolonie)
auf telegraphischem Wege, von Steinkopf ab per
Extraboten nach dem Süden des Schutzgebiets be-
fördert. Erwägt man, daß namentlich in den letzten
Jahren während des Krieges die Benutzung des
Kaptelegraphen mit Schwierigkeiten und Unzuträg-
lichkeiten verbunden war, und daß die Beförderung
per Boten, wobei man auf fremde Hülse angewiesen
war, auch nicht immer zur Zufriedenheit funktionirte,
so wird man sich der Bedeutung der genannten Ein-
richtung für den Süden des Schutzgebietes bewußt.