Die Entfernung Gibeon — Keetmanshoop kann mit
guten Pferden in zwei Tagen zurückgelegt werden.
Hieraus ergiebt sich, daß die jetzt geschaffene Ver-
bindung für Keetmanshoop günstiger ist als diejenige
über Steinkopf.
Das deutsch-südwestafrikanischportugiesische Grenggebiet.
III v
B. Bodenverhältnisse nebst Bewässerung, Be-
wachsung, Viehzucht.
Die barometrischen Beobachtungen des Dr. Hart-
mann ergaben, daß von Höhenunterschieden im
Ovamboland eigentlich keine Rede sein kann. Von
Amatoni bis nach dem Kunene hin ist das Land
eine ausgesprochene mächtige Ebene. Auch während
meines Rückmarsches von der Erilson-Drift durch den
westlichen Theil von Unkualusi hatte ich die Empfin-
dung, daß keine vertikale Gliederung vorhanden ist.
In guten Regenjahren beginnt der Regen im
November und endet im März. Die schlimmsten
Fiebermonate sind der April und Mai. Bei der
Flachheit des Landes halten sich die Wassermengen
natürlich monatelang. Fangen sie an, aufzutrocknen,
so wogt das Wasser von Nord und Süd hin und her.
Es scheint demnach, als ob zwischen der Etosha und
dem Kunene eine Bifurkation im größten Stile bestände.
Fische, welche dem Kunene angehören, werden von den
Fluthwellen mitgebracht und von den Eingeborenen
weit südlich dieses Flusses in Reusen gefangen.
Mit Ausnahme des Roggens gedeihen sämmtliche
Getreidearten. Soll jedoch das Getreide wirklich
vorwärts kommen, so genügt nicht die einmalige Be-
wässerung des Bodens durch den Regen, es muß
vielmehr während des Winters regelmäßig Wasser
gegeben werden. Man müßte alsa Stauanlagen
schaffen, was bei der Flachheit des Bodens eigentlich
unmöglich erscheint, ganz abgesehen davon, daß es
fraglich ist, ob der Boden das Wasser nicht durch-
sickern lassen würde.
Abhülfe könnte durch Anlage von Pützen ge-
schaffen werden, und die Bewässerung müßte mit der
Backispumpe erfolgen. Wasser ist fast überall in nur
geringer Tiefe vorhanden. Da nun aber das Ovambo-
land der Boden eines ehemaligen Meeres ist, dessen
einzige Ueberreste die im Süden liegende Etosha
sowie andere kleine Salzpfannen sind, so ist das
Gumdwasser stark salzhaltig und daher zur Bewässe-
rung ungeeignet. Es muß daher von Getreide-, Ta-
bak= und Baumwollenbau im großen Stile, trotz der
Güte des Bodens, abgesehen werden.
Wir statteten Herrn Missionar Pettinnen in
Ondonga, welcher eine Webschule errichtet hat, einen
Besuch ab. Er besipt etwa 60 Baumwollenpflanzen,
welche künftlich bewässert werden.
ertrag war wohl 20 kg Wolle.
“, Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1902,
Sein letzter Ernte-
Angesertigt wurden
219
davon etwa 90 m Stoff. Der Preis des Meters
stellt sich unter Berücksichtigung aller Unkosten auf
30 Mark. Die Mission betreibt die Weberei auch
nur noch deshalb, um Leute heranzuziehen, welche
in der Verwendung von Rohstoffen zur Kleider-=
fabrikation Geschicklichkeit erlangen, da die Kleider-
frage brennend sein soll.
Die von den Eingeborenen gebauten Viktualien:
Kaffernkorn, Hirse und Bohnen, gedeihen immer gut,
auch ohne Bewässerung. Ich glaube aber kaum,
daß diese Viktualienarten zur Verpflegung des Weißen
ständig Verwendung finden können.
Bessere Wasserverhältnisse finden sich, nach Aus-
sage des in Namakunde stationirten Missionars Tön-
nis, im Ukuanjama-Gebiet vor. Er hat während eines
vierjährigen Aufenthaltes nur eine Brackwasserstelle
gefunden. Alljährlich kommen vom Kunene unge-
heure Fluthwellen, welche große Fische mit sich führen.
bis nach Namakunde und weiter nach Süden. Es
mag sein, daß die größere Menge des hier in den
Boden eindringenden Kunene-Wassers einen beschleu-
nigteren Aussüßungsprozeß bewirkt als in dem
weiter südlich liegenden Gebiete.
Auch das Gras des Ovambolandes entspricht
nicht den Anforderungen, die der Farmer des Schutz-
gebietes zu stellen gewöhnt ist. Wir finden weder
das feine Toagras des Namalandes, noch das
blätterige Kräußelgras des Damaralandes. Wir haben
es hier in diesem Flachland ausschließlich mit Vley-
gras zu thun, das zwar sehr reichlich wächst, dafür
aber für Thiere, welche es nicht gewöhnt sind, sehr
wenig nahrhaft ist. Erst jenseits des Kunene, nörd-
lich von Humbe, finden wir gutes Futtergras wieder.
An Bäumen und Büschen ist das Ovamboland
sehr reich. Von Amutoni ab haben wir einen dichten
Buschwald zu durchschreiten, welcher erst eine Tage-
reise vor Nechales Werft der mit einzelnen Bäumen
und Palmengruppen bestandenen Grassavanne Platz
macht. Dank dem Unmstande, daß dieser Despot
Nechale die Nutznleßung der Palmen vertheilt hat
und ohne seine Erlaubniß keine geschlagen werden
darf, finden wir hier einen Palmenreichthum, der
mit demjenigen des westlichen Ondonga, Unkuanjama,
Unkualusi und der Provinz Angola, soweit wie ich
sie gesehen habe, nicht zu vergleichen ist. Im nörd-
lichen Ondonga beginnt sodann der Tsaura-Heip auf-
zutreten. Wir finden ihn als immergrünen, hoch-
stämmigen Baum zu Wäldern vereint, bis nach Angola
hinein. Auf meinem Rückweg sah ich ihn auch in
Unkualusi und gebüschartig auftretend in dem schon
steriler werdenden östlichen Theil des Kaokofeldes.
Zu erwähnen sind ferner die zahlreich auftretenden
Fruchtbäume. Vor der Werft Ujulus befindet sich
ein wilder Feigenbaum, dessen Krone 100 Schritt
im Durchmesser hat.
Ueber die Viehzucht nur soviel, daß Großvieh
gedeiht, Kleinvieh in Ermangelung von Futterbüschen
ausgeschlossen ist. Die Pferde haben außerordentlich
S. 177 u. 196. i unter der Sterbe zu leiden, welche unberechenbar sein
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