Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

soll. Sie herrscht für gewöhnlich vom Dezember 
bis Mitte Juli. 
C. Wirthschaftlicher Werth. 
Der Anblick des Landes täuscht. Wieviel mehr 
mag das kurz nach der Regenperiode der Fall sein, 
wenn schon damals während der trockenen Zeit der 
Grasreichthum, die rauschenden Palmen, der immer- 
grüne Tsaura-Heip, die ausgedehnten Felder, die 
vielen Werften mit ihrer fröhlichen Bevölkerung das 
Auge blendete! Man wähnt in ein Land zu kommen, 
wo Milch und Honig fließt, dessen wirthschaftlicher 
Werth hiermit aber wohl kaum gleichen Schritt hält. 
D. Das südöstliche Angola. 
Angola besitzt günstige Vorbedingungen zur wirth- 
schaftlichen Entwickelung, der Boden ist fruchtbar, 
die Wasserverhältnisse sind günstig. Die südliche 
Grenze wird durch den wasserreichen Kunene gebildet, 
durchquert wird es vom Rio-Calculavare. Letzterer 
führt bei einigermaßen guten Regenjahren stets Wasser. 
Was das Klima anbetrifft, so tritt zwar Fleber auf, 
auch das Schwarzwasserfieber. Die größere vertikale 
Gliederung jedoch bewirkt ein schnelles Verlaufen 
des Regenwassers. 
Für den Ansiedler ist das Land außerordentlich 
günstig. Viehkrankheiten sind bis jetzt noch nicht auf- 
getreten, der Futter= und Wasserreichthum gewähr- 
leistet eine schnelle Vermehrung. Der Hafen von 
Mossamedes bietet gerade für Vileh ein gutes Absatz- 
gebiet. Im Lande können alle Vieharten gezüchtet 
werden. Der Einkauf ist bei den Ovambos sehr 
billig. Am günstigsten ist es für den Ansiedler, 
wenn er zwei Plätze besitzt: den einen für die Trocken- 
zeit, nach dem Kunene zu gelegen, den anderen für 
die Regenzeit mehr nördlich. 
Tabak und Baumwolle sollen überall gedeihen. 
Die einmalige Bewässerung durch den Regen genügt, 
um die Wurzel das Grundwasser erreichen zu lassen. 
Wir waren des Oefteren gezwungen, nach Wasser 
graben zu müssen, und fanden es stets ohne Schwie- 
rigkeiten in genügender Menge und in geringer Tiefe 
vor. Zuckerrohr, welches feucht stehen will, gedeiht 
am Kunene. 
Der Wasserreichthum des südöstlichen Angola 
wird am besten durch nachstehenden Vergleich illustrirt: 
Von Otjinjau, dem nordwestlichsten Punkt, welchen 
ich erreichte, beträgt die Entfernung bis zum ersten 
Kunene-Katarakt etwa 160 km. Auf dieser Strecke 
sanden wir 15 offene Wasserstellen (Otjinjau und 
Katarakt einschließlich), jede genügend für mehrere 
Ochsengespanne. Auf derselben Entfernung südlich 
des Kunene, von der Drift bis Kombombo, waren 
nur 7 Wasserstellen (einschließlich Drift und Kom- 
bombo) vorhanden, darunter drei, welche höchstens 
für sechs Pferde Wasser liefern. Dabei liegen beide 
Strecken fast auf dem gleichen Längengrade. Aller- 
dings ist zu berücksichtigen, daß die letztere Strecke 
dem Küstengebiet näher liegt als erstere. 
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Außer dem schon erwähnten Grasreichthum ver- 
fügt Angola über eine tropische Baumvegetation. 
Der Tsaura-Heip ist selbstverständlich vertreten. Ver- 
schiedene Arten von Fruchtbäumen sowie wilde Feigen- 
bäume finden sich vor. Der Elefantenstrauch und 
Gummibusch sind neue Erscheinungen. Der Riese 
der Baumwelt, der Baobab, ist hier zu Wäldern 
vereinigt. 1 
Obwohl die Compania de Mosammedes in 
Angola eine weitgehende Konzession besitzt — ihr ge- 
hört eigentlich der ganze südliche Theil — so darf sie 
in ihrem eigenen Gebiet an den einzelnen Ansiedler 
doch nur bis 50 ha verkaufen. Wird mehr ver- 
langt, so ist die Genehmigung des Gouvernements 
zum Verkauf erforderlich. Der Hektar Land stellt sich 
ungefähr auf 3 Mark. 
Ein gesegnetes Fleckchen Erde soll die Ackerbau- 
Kolonie Chibia sein, welche Früchte, Wein. Gelreide, 
Gemüse, Kartoffeln im Ueberfluß produzirt. Das 
Angebot übersteigt infolgedessen die Nachfrage. In 
Mossamedes kosten z. B. 100 Pfund Kartoffeln 
18 Mark, 100 Pfund Korn in Chibia selbst 11 Mark. 
Die portugiesischen Ansiedler machen einen guten 
Eindruck, es sind arbeitsame Leute. 
Der Wildreichthum Angolas ist wegen der freien 
Ausübung der Jagd seitens der Boeren im Abnehmen 
begriffen. Weder Kuh noch Kalb wird von ihnen 
geschont. Im nördlichen Theil unseres Schutzgebietes, 
in Unkualusi, finden wir dagegen noch Hartebeeste, 
Bastard-Gemsböcke und Zebras in großer Menge. 
Weiter nach Südwesten, dem Kaokofelde zu, hält sich 
der Elefant auf. Wird von diesem Gebiet der 
Boer mit seiner fast nie fehlenden Büchse fernge- 
halten, so steht zu erhoffen, daß der Riese der 
afrikanischen Wildniß uns noch lange erhalten bleibt. 
Deutsch-Meu-Guinea. 
Schiffsverkehr in ponape (Ostkarolinen) während 
des Jahres 190).") 
Im Hafen von Ponape liefen während des 
Jahres 1901 36 Handelsschiffe mit zusammen 
6851 Tonnen Raumgehalt ein, darunter 10 deutsche 
Schiffe mit zusammen 3432 Tonnen Raumgehalt.“) 
Außerdem wurde der Hafen je einmal vom Regle- 
rungsdampfer „Stephan“ und von S. M. Kreuzer 
„Cormoran“ sowie zweimal von einem amerika- 
nischen Missionsschuner besucht. 
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1901, S. 361. 
*F) Der Unterschied gegen den Tonnengehalt der 1900 
eingelaufenen Schisse beruht hauptsächlich darauf, daß an 
Stelle des im Jahre 1900 viermal einklarirten Reichspost- 
dampfers „München“ mit 4596 Tonnen Raumgehalt im 
Jahre 1901 der Reichspostdampfer „Ocecana“ mit 416 Tonnen 
RNaumgehalt getreten ist.
	        
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