mit Zahlen bezeichnete Merksteine und stellte durch
genaue Messungen die Höhenlage dieser Punkte fest.
An der Hand einer hiernach angefertigten Karte
war es leicht, festzustellen, welche Quadrate infolge
ihrer Höhenlage einer Bewässerung durch Kanäle
zugänglich und demnach der Besiedelung fähig waren.
Das ganze geplante Kanalnetz wurde sodann auf diese
Karte aufgezeichnet und dementsprechend im Gelände
ausgebaut.
Schon gleich nach der Eröffnung des Chenab-
kanals stellte es sich heraus, daß er den an ihn zu
stellenden Anforderungen nicht völlig genügte. In
der Regenzeit, wenn der Fluß, aus dem er sein
Wasser entnahm, stark anschwoll, verschlammte er, so
daß sich, wenn das Wasser fiel, Ablagerungen bil-
deten, welche ihn verstopften. Um diesem Uebelstande
abzuhelsen, begann man im Jahre 1888, ein Wehr
in den Fluß zu bauen. Auf diese Weise wurde der
Wasserspiegel gehoben, das Gefälle verringert und
ein ruhiges, gleichmäßiges Fließen des Kanals er-
teicht. Ferner erschien eine Vergrößerung des Kanals
geboten, um auch die höher gelegenen Landstrecken
bewässern zu können. Sein Bett wurde daher von
109 Fuß auf 250 Fuß verbreitert und von 7,6 Fuß
auf 10,8 Fuß vertieft, so daß seine Leistungsfähig-
keit in der Sekunde von 8333 Kubikfuß sich nun-
mehr auf 10 800 Kubikfuß Wasser erhöhte.
Im Ganzen wurden bis. zum 31. März 1901
2489 Meilen Kanäle fertiggestellt. Davon entfielen:
auf den Hauptarm 40 Meilen,
die größeren Nebenarme 390
die kleineren Nebenarime 20569 -2
Seitdem ist noch eine große Anzahl von kleinen
Nebenarmen im Bau begriffen und sieht täglich ihrer
Bollendung entgegen.
Die Landfläche, welche in dem letzten Jahre
mit Hülfe dieser Kanäle bewässert wurde, betrug
1 828 800 Aecker (Acres), die daraus gewonnenen
Ernten repräsentirten einen Werth von 50 636 419
Rupien oder 3 369 000 EK.
Um es zu ermöglichen, daß alle in dem Be-
wässerungsgebiet befindlichen Felder gleichmäßig mit
Wasser versorgt würden, vertheilte man anfangs das
ganze verfügbare Wasser des Hauptkanals auf alle
Nebenarme nach dem Verhältniß ihrer Größe. Dieses
Verfahren erwies sich aber in regenarmer Zeit, wo
der Kanal nur wenig Wasser enthielt, als ungenügend,
da die kleineren Nebenarme nicht voll genug liefen,
um die höher gelegenen Ländereien bewässern zu
können. Man schlug daher ein anderes Verfahren
ein. Die Zweigkanäle wurden geschlossen gehalten
und der Reihe nach immer nur eine größere oder
kleinere Anzahl von ihnen je nach der Quantität des
zeitweilig zur Verfügung stehenden Wassers geöffnet.
Hierdurch erreichte man, daß jeder Nebenarm, sobald
die Reihe an ihn kam, ganz mit Wasser angesüllt
wurde und auch die höher gelegenen Felder ihr
Wasser erhalten konnten. Damit alle Beamten des
großen Kanalnetzes sich jederzeit über die verfügbare
247 —
Wassermenge im Hauptkanal unterrichten konnten,
wurden überall Telegraphenlinien angebracht.
Hand in Hand- mit der Anlage dieser Kanäle
wurde noch eine Reihe von Vorkehrungen getroffen,
welche dazu dienen konnten, die Kolonisation in
Kechna Doab zu fördern. Die am tilefsten gelegenen
Landstriche wurden für Entwässerungszwecke reservirt.
Das gesammte übrige Gebiet iheilte man in Ort-
schaften mil einem durchschnittlichen Landkomplex von
1250 Acres und legte zur Hebung des Verkehrs
zwischen den Ortschaften sowohl wie den einzelnen
Besitzungen größere und kleinere Straßen an.
Die Besiedelung selbst erfolgte in der Weise, daß
zunächst der größte Theil des Landes in kleinere
Bauerngüter von je 25 Acres getheilt und an Kolo-
nisten, die aus anderen stark bevölkerten Gebieten
von Punjab ausgewählt waren, ausgelost wurde.
Diesen versprach man eine Bewässerung von min-
destens 50 Prozent ihres neuen Besitzthums. Der
Rest des Landes wurde entweder in größeren Kom-
plexen an Großkapitalisten verauktionirt oder zur
Vertheilung an vensionirte Soldaten reservirt.
Geleich wie für die anderen Kanäle in Punjab
wurden auch für den Chenabkanal eine Reihe von
Steuern und Abgaben erhoben. Jedoch erließ man
den Ansiedlern die Grundsteuern für die ersten zehn
Jahre, die übrigen Abgaben für die ersten beiden
Ernten gänzlich und für die beiden folgenden zur
Hälfte. Dieses war ein Ansporn für die Ansiedler,
sofort eine Menge Landes in kulturfähigen Zustand
zu bringen, damit sie möglichst viele Erträgnisse
umsonst erhielten.
Die Erwartungen, die man auf den Bau des
Chenabkanals für die Entwickelung von Kechna Doab
gesetzt hatte, sind weit übertroffen worden. Es
kamen in Kultur
189%4 270 405 Acres.
1894/05. 269 36ö7.
189506 369 935
189/ 7 520 279
1897/98 810 O000
189899 957705=
1899/1900 1 353 223
1900/1901 .1 828 8ö0oo
während im laufenden Jahre bis Ende Januar be-
reits 1957 700 Acres bewässert wurden. Die Zahl
der Ansiedler hat sich im Laufe dieser Jahre ganz
gewaltig vermehrt, so daß bereits mehrere große
Städte gebaut sind, und eine am 31. März 1901
vorgenommene Zählung 800 000 Köpfe ergab. Man
hofft, daß es mit Hülfe der Kanäle allmählich möglich
sein wird, 2 500 000 Acres zu bewässern und damit
jährlich Ernten im Werthe von 50000000 K zu erzielen.
Die für den Bau des Chenabkanals aufgewen-
deten Kosten haben sich als eine glänzende Kapital-
anlage erwiesen. Denn die Reinerträge an Steuern
und Abgaben betrugen im Jahre 1900/1901 bereits
18,18 Prozent dieses Kapitals, und man hofft, sie
mit der Zeit auf 24,58 Prozent erhöhen zu können.