Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

257 
achrichten aus den deutschen Schuhgebieten. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
  
eufsch-Dltafrika. 
Aus dem Bezirk Pangani 
berichtet Bezirksamtmann Dr. Neuhaus über eine 
an die Süd= und Westgrenze des Bezirks und zu 
den Hauptwohnplätzen der Waseguha und Wangun 
unternommene Reise. Dieselbe führte größtentheils 
durch schon bekannte Gegenden, und wir beschränken 
  
uns deshalb auf die Wiedergabe des nachstehenden 
Auszuges aus dem Berichte: 
In Mkwaja wurde das alte Fort, welches jetzt 
als Nebenzollamt dient, besichtigt und dann der 
Gemeindeschule ein Besuch abgestattet. Der Lehrer, 
ein Sohn des Jumben, führte etwa 30 im Schreiben, 
Lesen und Rechnen vortrefflich unterrichtete Knaben 
vor, welche die Bildungsfähigkeit der Waseguha in 
einem recht günstigen Lichte erscheinen ließen. Einige 
slott gesungene Lieder mit deutschem bezw. Suaheli- 
Text und eine Prämitrung der Schüler in klingenden 
Pesa bildeten den Schluß der Vorführung. Nach 
zweieinhalbstündigem Weitermarsch wurde der Akama 
durchwatet. Dos nunmehr auftauchende Buyunimkun 
des Jumben Mtungasi ist interessant wegen seiner 
Baureste aus vergangener Zeit. Es muß hier 
ehemals eine stattliche Araberansiedelung vorhanden 
gewesen sein. Daraufhin weisen die Ruinen von 
Befestigungen und Moscheen mit zum Theil noch 
erhaltenen Ornamenten und Inschriften. Das Grab 
eines gewissen Rashid bin Khalfan zeigt die Jahres- 
zahl 1200 nach der Flucht Mohammeds, ist somit 
etwa 100 Jahre alt. 
In Homsfureta, in der Landschaft Kwa Manda, 
lagerten wir bei dem Jumben Mweruguru. Sein 
Dorf wurde am 13. März 1898 von dem damaligen 
Oberführer Major Freiherrn v. Manteuffel, unter- 
stützt von den Kompagnieführern Leue und Podlech, 
im Sturme genommen und zerstört. Mweruguru 
gab sich alle Mühe, seiner Botmäßigkeit Ausdruck 
zu verleihen, und überbrachte die üblichen Ehren- 
geschenke. Groß= und Kleinvieh war in stattlichen 
Heerden sichtbar. Neben andern Eingeborenenkulturen 
wird viel Tabak gebaut, der auf dem rothen Boden 
Kwa Mandas gut fortkommt. Mit dem Eintritt in 
die benachbarte Landschaft Kimbuguru stellte sich 
Jumbe Makame zur Begrüßung ein. 
eines Karawanen-Rasthauses wurde ihm dringend 
ans Herz gelegt. In nöärdlicher Richtung führte 
uns der Weg weiter durch die saubere Landschaft 
Poso des weiblichen Jumben Kore nach Negero kwa 
Rusiro. Felsenhügeliges Terrain wechselt ab mit 
gut bebauten Feldern. Die Aufmerksamkeit der 
Träger erregt hier eine besonders große Art Maniok, 
ähnlich der von Réunion in Deutsch-Ostafrika im- 
portirten. Die Tabakstanden erreichen hier eine 
erstaunliche Höhe. 
Der Bau 
— 
  
In Vulala fesselt auf dem Platze vor dem Dorf 
den Blick des Ankommenden ein Europäergrab mit 
gemauerter Fassung, eingefriedigt mittelst wohl- 
riechender Patakuvahecke. Ein Granitsockel mit 
schwarzer Marmorplatte trägt die Inschrift: „Franz 
Kielmeyer, Premier -Lieutenant der Kaiserlichen 
Schutztruppe 1893—1898, geboren am 11. Juni 
1864, gefallen am 1. Februar 1898“. Das Grab 
liegt am Fuße des schroff aufragenden Kagari. Die 
schöne Lage und Sauberkeit der Grabstätte eines 
mir aus früherer gemeinsamer afrikanischer Dienstzeit 
unvergeßlichen Offiziers übertraf meine Erwartungen. 
Die Felder der Dorfbewohner liegen in Thalmulden 
zwischen den Bergen versteckt, von denen der 
Muhindulo, Gangcha und der spitze Malekera be- 
merkenswerth sind. Die Ernte des letzten Jahres 
war reichlich ausgefallen. 
Zwecks Behebung einer Grenzschwierigkeit, deren 
Gegenstand einige vom Nachbarbezirk Bagamoyo 
beanspruchte Hütten bildeten, wurde nunmehr ein 
zweitägiger Rundmarsch über den Meziha nach 
Mgambo, zur Mziha-Lukiguramündung durch die 
Landschaft Konje und zurück unternommen. In 
westlicher Richtung führt die Straße uns weiter an 
der Südseite des langgestreckten Gebirgsstocks Wam- 
bala. Nach Ueberschreitung des Msarabachs kündigen 
ausgedehnte Korn-, Bohnen-, Bananen-, Mais= und 
Tabakselder die Nähe des Dorfes Usentiro des 
Jumben Mwechaga an. So herzlich der Empfang hier, 
so kühl ist er anfangs im nächsten Dorfe Mahazi kwa 
Ngage, dem Ziel unserer Tagereise. Jumbe Zungwa 
hat sich mit sämmtlichen zwei= und vierbeinigen 
Dorfinsassen in den Busch zurückgezogen. Erst am 
Spätnachmittag getraut er sich, offenbar auf Zureden 
seines aufgeklärten Nachbarn, aus dem Versteck 
heraus und gesteht verlegen ein, seit Jahren keinen 
Europäer mehr bei sich gesehen zu haben. Am 
Abend ist die Freundschaft bereits soweit gediehen, 
daß wir, ohne Widerspruch zu finden, die Pallisaden= 
pfähle der Dorfbefestigung ausheben und im Lager 
als Brennholz verwenden können. Der rothe Boden 
Mahazis ist ziemlich fruchtbar. In seiner Nähe 
fand sich wilde oder verwilderte Baumwolle von 
guter Qualität. Am nächsten Tage wird via Maniata 
der Binda erreicht und daselbst sestgestellt, daß der 
bisher als Grenze gegen den Nachbarbezirk Bagamoyo 
angenommene Kikoo nicht in den Mjonga mündet, 
vielmehr nur ein Quellbach des Binda ist. An der 
Mündung des Letzteren in den Mjonga liegt auf 
einer Anhöhe das Dorf Mabinda. Die Straße 
führt in westlicher Richtung hoch am Rande des 
Thales entlang, in welchem der Mjonga dahinrauscht, 
nach Kidundi. An den Abhängen findet sich vielfach 
eine Agavenart, Konge genannt, aus welcher die 
Eingeborenen eine haltbare Faser gewinnen und zu 
Stricken verarbeiten. 
2
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.