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Gange. — Einen schweren Schlag hat die Ver-
waltung des Schutzgebictes durch den im Januar
d. Is. plötzlich erfolgten Tod des um die Kolonie
hochverdienten Gouverneurs Köhler erlitten.
Kamerun.
Die mit England eingeleiteten Verhandlungen
über die Abgrenzung des Schutzgebietes gegen Süd-
Nigeria sind noch nicht zum Abschlusse gekommen.
Die Vermessungen der deutsch-französischen Süd-
Kamerun-Grenzkommission am Kampoflusse sind be-
endigt worden. Die auschließenden Arbeiten im
Sanga-Ngokogebiete nahmen infolge der günstigen
Witterungsverhältnisse einen guten Verlauf, so daß
die Erledigung des vereinbarten Arbeitsprogramms
im Oktober d. Is. zu erwarten ist.
Der über Land von Kampo nach Ngoko mar-
schirende Theil der deutschen Abtheilung hat in fried-
licher Weise den bisher ganz unbekannten Süden der
Kolonie durchzogen und werthvolle geographische und
wirthschaftliche Aufschlüsse erbracht.
Eine Reihe anderer Expeditionen wurden von
der Schutztruppe in verschiedenen Theilen des Schutz-
gebietes durchgeführt.
Nach Regelung der Thronstreitigkeiten in Tibati
im Sommer v. Is. gerieth der Chef der Station
Yokô, Hauptmann Cramer von Clausbruch, auf
einer Erkundungsreise nach Ngaundere mit dem
Lamido in Zwistigkeiten. Die Stadt wurde einge-
nommen und ein neuer Lamido eingesetzt. Nach
friedlichem Weitermarsche in Garua angekommen,
wurde die Cramersche Expedition von dem durch die
Engländer vertriebenen Emir von Yola, Zuberu,
unerwartet angegriffken. Der Feind wurde aber
völlig geschlagen. Die Folge dieses Sieges war
die Unterwerfung der meisten Vasallenstaaten Zuberus
unter die deutsche Herrschaft bis auf Bubandjidda,
das erst von Oberleutnant Radtke mit Waffengewalt
dazu gebracht wurde.
Einen weiteren Vorstoß nach dem Tschadsee zu
machte der am 6. Januar d. Is. zur Gründung
eines Beobachtungspostens in Garua eingetroffene
Oberleutnant Dominik. Er schlug den mit dem
geflüchteten Zuberu verbündeten Lamido von Marrua,
nahm die Stadt ein und setzte einen neuen Lamido
eim. Die noch übrigen Fullahsultanate Gasana,
Gobbas, Mendif und Binder unterwarsen sich.
Mit Mandara und Dikoa wurde in Verbindung
getreten.
Während dieser im weiteren Hinterlande statt-
findenden Ereignisse hatte der Kommandeur der
Kaiserlichen Schutztruppe, Oberstleumant Pavel, die
unbotmäßigen Stämme der Bangwa, Bafut und
Bandeng in einer Reihe von Gefechten böllig ge-
schlagen und zur dauernden Sicherung friedlicher
Zustände eine stärkere Militärstation in Bamenda
angelegt. Von dort war er nach Banyo gezogen,
das als Militärstation an Stelle von Yoké auser-
sehen war, und wo kurz vorher Oberleutnant Nolte
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beim Versuche, das Haupt der Kriegspartei zu ver-
haften, durch einen Dolchstich den Tod gefunden
hatte. Beim Eintreffen Pavels war der durch die
Ermordung Noltes hervorgerufene Kampf bereits
beendet und Ruhe und Ordnung wieder hergestellt.
Oberstleutnant Pavel hat nach Ausdehnung seiner
Expedition bis Garua den Rückmarsch zur Küste an-
getreten.
Die lediglich wirthschaftlichen Zwecken dienende
Expedition des Niger-Benue -Tschadseekomitees be-
findet sich zum Theil bereits in Süd-Nigeria.
Der Geologe der Expedition tritt demnächst seine
Ausreise an.
Der Handel des Schutzgebietes war in den
ersten neun Monaten des Rechnungsjahres 1901
infolge verschiedener ungünstiger Umstände zurück-
gegangen, hat sich im letzten Vierteljahre aber er-
freulicher Weise wieder stark gehoben. Die endgültigen
Zahlen liegen noch nicht vor. Die Kakaoernte des
Nordbezirkes hat ein überraschend gutes Ergebniß
gehabt, und zwar nicht nur der Gesammtmenge
sondern auch den Erträgen pro Hektar nach. Die
Ausfuhr aus dem Sanga-Ngokogebiete ist beträchtlich
gestiegen.
Die Verbesserung der Transportverhältnisse der
Plantagenprodukte sieht in Aussicht durch die er-
solgte Inangriffnahme des Baues einer Feldbahn
der Gesellschaft „Victoria“.
Die Telegraphen= und Fernsprechlinie Victoria—
Buea ist im Dezember v. Is. eröffnet worden; die
Arbeiten für den Bau der Linie Buea— Duala haben
begonnen.
Die Verbindungen zwischen den Küstenstationen
sind durch die Rückkehr des Gouvernementsdampfers
„Nachtigall“, der in Papenburg einer umfangreichen
Reparatur unterzogen war, wieder bessere geworden.
Der neue Regierungsdampfer „Herzogin Elisabeth“
ist inzwischen vom Stapel gelaufen.
Deutsch-Südwestafrika.
Rinderpest und Texasfieber können zur Zeit als
erloschen betrachtet werden. Die Absperrungsmaß-=
regeln sind daher bis auf wenige Ausnahmen außer
Geltung getreten. Diese Ausnahmen beziehen sich
auf ungeimpftes Vieh. Hinsichtlich des letzteren ist
besondere Vorsicht am Platze, da die Erfahrung
gezeigt hat, daß bei freiem Verkehr ungeimyfter
Thiere aus unverseuchten in früher verseuchte Ge-
biete die Gefahr des Wiederausbruches der Krankheit
besteht. Der Gesundheitszustand unter den Vieh-
beständen hat auch im Uebrigen zu Klagen keinen
Anlaß gegeben.
Die Reorganisation des Veterinärwesens, welche
mit dem Etat für das laufende Rechnungsjahr in
Kraft getreten ist, hat den Wünschen des land-
wirthschaftlichen Theils der Bevölkerung Rechnung
getragen. Es stehen zur Zeit fünf Zivil= und zwei
Militärthierärzte zur Verfügung. Hierzu kommen
noch drei thicrärztliche Gehilfen. Im Zusammen-
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