Taulilleute zu erkunden, mit denen sie seit jeher
öfters Kämpfe hatten. Die Taulilleute haben sie
anscheinend freundlich ausgenommen, haben sie
aber nach vier oder fünf Tagen erschlagen.
Hieraufhin sind Tokilan und To Vagira, die sich
bereits auf dem Wege nach Taulil befanden, um-
gekehrt. Als die Taulilleute der Aufforderung des
Kaiserlichen Richters, die Mörder auszuliefern, nicht
nachkamen, wurde am 28. April nach Taulil marschirt.
Vor Taulil fand man in einem der tief ein-
geschnittenen Bachbetten zerlegte Theile einer Leiche,
die nicht rekognoszirt werden konnte. Hierauf wurden
die Taulilleute bei einem großen Menschenfleisch-
schmause überrascht; es hat sich später ergeben, daß
die Taulilleute kurz vorher die sieben Leute aus
Paparatava bezw. Tomalnisiki erschlagen hatten.
Am 2. Mai ist alsdann Tokilan bei einem Streif-
zuge von Polizeisoldaten erschossen worden.
Der größere Theil der in die Hände der Papa-
ratavaleute gefallenen Gewehre ist denselben wieder
abgenommen worden.
Bei der Bewegung sind ursprünglich nur be-
theiligt Eingeborene von den Ortschaften unmittelbar
am Varzin, und zwar von Paparatava — etwa
400 bis 500 Einwohner — und Tomakalsiki —
etwa ebenso stark —, vielleicht auch Vivisea —
etwa 200 bis 300 Einwohner stark. Die Bewegung
ist inzwischen im Wesentlichen zur Ruhe gekommen.
Um die Wiederholung derartiger Ereignisse seitens
der unruhigen und kriegerischen Ortschaften am
Varzin unmöglich zu machen, wird z. Zt. zwischen
den Dorfschaften Paparatava und Tomainisikl eine
Polizeistation mit 20 Polizeijungen errichtet.
RAus dem Bereiche der Wilssionen und
der Antisklaverei-Bewegung.
Auf der Station der ostafrikanischen Mission
(Berlin III) Bumbuli (Usambara) ist eine neue
Schule und zugleich eine solche zwei Stunden entfernt
in Funta, dem am dichtesten bevölkerten Bezirk von
ganz Usambara, errichtet. Beide Schulen sind mit-
einander am 23. April eingeweiht. Die Knaben-
schule in Bumbuli zählt jetzt über 100 Schüler, die
in vier Abtheilungen unterrichtet werden, und in
Funta ist das erste Hundert auch bereits überschritten.
Außerdem besteht an ersterem Orte eine Mädchen-
schule mit über 50 Schülern. — Der Bezirk Wuga
in Usambara hat jetzt schon seinen christlichen Steuer-
erheber, den in Wuga getauften Paul. Ueber die
äußeren Verhältnisse in Wuga berichtet Miss. Lang-
heinrich: „Wir haben ein Stück Land mit Baum-
wolle bestellt, da unsere bisherigen Versuche, die in
ganz kleinem Maße betrieben wurden, reichlich Baum-
wolle lieferten und Herr Veit in Mombo auf der
Regierungsplantage große Flächen mit Baumwolle
bestellt hat, so daß gewiß Absatz geschaffen wird.
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Während hier auf der Station alles seinen geordneten
Gang nahm, war ich drei Wochen lang je drei bis
vier Tage im Zelte bei der Wegearbeit. Der Weg
über die Berge nach Lutindi-Korogwe war nun zur
Nothwendigkeit geworden. Etwa drei deutsche Meilen
weit ist der Weg von Wuga aus fertig bis zum
Anschluß an den schon bestehenden Weg Kimbo—
Lutindi, der eben jetzt von Br. Bokermann wieder
in Stand gesetzt wird. Die äußeren Aufgaben
drängen hier bei uns in Wuga mit Macht; wenn
der Weg fertig ist und der Wasserlauf an einer
schwierigen Felsstelle umgelegt ist, dann müssen wir
Häuser für die Christen bauen, einige warten schon
schmerzlich darauf. Wir haben mehrere 1000 Euka-
lypten gepflanzt, von denen die ersten 3000 gut an-
gewachsen sind. Unsere kleinen Apfelbäume haben
in diesem Jahre fünf Aepfel geliefert; die chilenischen
Aepfel tragen 50 bis 60 Früchte.“
Ueber das moderne Tabora (Deutsch-Ostafrika)
schreibt P. Grün im „Afrika-Boten“:
Die Hauptstadt von Unyanyembe zählt 25 000
bis 30 000 Einwohner. Sie ist ein umfangreiches
Terrain mit runden Hütten, mehr oder weniger
groß, mit Strohdächern. Die Araber nur und
einige Inder haben Temben. Die Mehrzahl der
Bewohner sind der schwarzen Rasse angehörig,
Uanguana genannt, was für uns „Muhamedaner“,
für sie „Zivilisirte“ d. i. „Gebildete“ bedeutet.
Tabora hat schon eine europäische Organisation:
Regierung, Kaserne, Zoll, Steuern, Markt, Bazare
und sogar Boulevards, die auf liebevolle Veranlassung
der Polizel reingehalten werden müssen. Die Stadt
Tabora ist in gesundheitlicher Beziehung nicht günstig
gelegen. Aus diesem Grunde ist etwa 20 Minuten
von der Hauptstadt ein neuer Ort ausersehen worden,
auf einem höher gelegenen Hügel, für die Erbauung
einer neuen Stadt. Man erbaut dort schon eine
umfangreiche Festung, welche die ganze Ebene be-
herrschen wird. Unser Missionshaus ist zwischen
dem alten und dem neuen Tabora gelegen und theilt
sich in die Vorzüge und Nachtheile beider. Bisher
hat sich das Fieber noch nicht gezeigt, und wenn
es so fortgeht, werden wir uns nicht zu beklagen
haben.
Aus Anlaß einer Mitte Jannar auf Schigatini
(Deutsch-Ostafrika) stattgehabten Konferenz der dort
thätigen Leipziger Mission berichtet Missionar Fuchs:
„Mitte Januar wurde es in dem sonst so ein-
samen Nordpare lebendig. Ich glaube, daß die
meisten Wapare, obwohl ich sie ausf Europäerbesuch
vorbereitet hatte, doch einen gelinden Schrecken
bekamen, als innerhalb zweier Tage nicht weniger
als sieben Europäer zu der hier stattfindenden
Konferenz eintrafen. Zu Hause wird man sich kaum
vorstellen können, welchen Eindruck es auf Schwarze
macht, wenn sich in ihrem Lande plötzlich eine solche
Anzahl Europäer — wir waren im Ganzen neun —