Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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anstieg zur Terrassenhöhe begrenzt. An dem ganzen 
Steilhange waren zahlreiche kleine Quelladern 
sichtbar. Diese Bucht konnte meines Erachtens nur 
so entstanden sein, daß hier durch ein kräftig strömen- 
des Grundwasser die hängenden Schichten des Grund- 
wasserträgers unterspült, zum Abrutschen gebracht 
und allmählich durch die Thätigkeit der Quellen aus- 
geräumt waren. 
Um den fraglichen Grundwasserstrom zu er- 
schließen, wurden insgesammt zunächst sieben Boh- 
rungen, thunlichst in einer Linie liegend, nieder- 
gebracht und zwar in Abständen von 20 bis 66 m. 
Das Ergebniß war, daß gleich mit der zweiten 
Bohrung am 1. Februar d. Is. der Grundwasser- 
strom ausf dem Boden des Kaiserlichen Gouvernements 
getroffen wurde. 
Der Grundwasserträger wurde von 21,8 m 
unter Tage bis zu 30 m aufsgeschlossen, weist sonach 
eine Mächtigkeit von 8,2 m auf; seine Gesteins- 
beschaffenheit — mittelgrobe Sande mit eingelagerten 
Grandbänken — bekundete, daß hier eine ehemalige 
Stromrinne vorlag, in welcher sich dank der günstigen 
Gesteinsbeschaffenheit noch heute das Grundwasser 
zur Küste bewegte. Das erbohrte Wasser stieg weit 
über die Oberkante der wasserführenden Schicht bis 
rund 12 m unter Tage auf, es ist demnach artesisches, 
d. h. unter hydrostatischem Drucke stehendes Wasser. 
Die chemische Untersuchung ergab, daß hier ein sehr 
reiches, zu allen Zwecken geeignetes Wasser vorlag. 
Besonders werthvoll aber erscheint die durch die 
bakteriologische Untersuchung sestgestellte Keimfreiheit, 
denn ein solches Wasser kann, ohne abgekocht zu 
werden, unbedenklich als Trinkwasser genossen werden. 
Da das Wasser unter hydrostatischem Drucke steht, 
so liegt sein Ursprungsgebiet jedenfalls weit land- 
einwärts, möglicherweise in den Pugubergen, deren 
Schichten, wie schon Bornhardt annahm, und wie 
ich nach meinen Beobachtungen nur bestätigen kann, 
bis zur Küste durchsetzen. Je ferner aber das Ur- 
sprungsgebiet, desto größer mußte das Sammelgebiet 
sein und um so mehr wuchs die Aussicht, dies 
Wasser auch in genügender Menge zu bekommen. 
Thatsächlich ist denn auch die Ergiebigkeit des Ver- 
suchsbrunnens von der großen Trockenzeit, in der viele 
Flachbrunnen der Stadt versagten, gänzlich unberührt 
geblieben, trotzdem unser Brunnen ausschließlich 
während zweier Monate das Spülwasser für die 
übrigen Bohrungen sowie das Trinkwasser für über 
100 Arbeiter zu liefern hatte. 
Die weiteren Bohrungen landeinwärts sollten 
einmal dazu dienen, die Breite der gefundenen 
Grundwasserader festzustellen, andererseits auch viel- 
leicht noch Zweigadern aufzuschließen. Nun wurde 
allerdings durch diese Bohrungen Grundwasser mehr- 
fach ausfgesunden, aber entweder war der Grund- 
wasserträger von zu ungünstiger petrographischer 
Beschaffenheit, als daß sich auf einen kräftigen Zufluß 
hätte rechnen lassen, oder er bestand aus einer gün- 
stigen Gebirgsart, aber war von zu geringer Mäch- 
  
tigkeit, so daß also auch in diesem Falle auf ein 
ergiebiges Wasser nicht zu rechnen war. Als sicher 
ergab sich dagegen, daß der eine kräftige Wasser- 
entnahme gestattende Grundwasserträger eine Breite 
von weniger als etwa 40 m haben mußte, und daß 
in der Nähe genannter Bohrungen keine Aenderung 
des Gebirges zum Günstigen zu erhoffen war. Da- 
her entschloß ich mich, ausgehend von der günstigsten 
Bohrstelle nach beiden Seiten im Abstande von je 
1½ m Bohrungen niederzubringen, um aus diesen 
drei Löchern alsdann die Versorgung der Schiffe im 
Hafen von Dar-es-Saläm mit Wasser bestreiten zu 
können. 
Bei den Ergiebigkeitsmessungen mit Hülfe der 
durch das Pumpen im Filterrohre hervorgerufenen 
Absenkungen ergab sich genügend Wasser selbst für 
einen doppelt so hohen Bedarf als ungünstigsten 
Falles vorauszusehen ist, da die drei Bohrlöcher in 
24 Stunden 24— 84 = 2016 chm liefern können. 
Wenn es noch eines Beweises bedarf, daß hier 
Wasser auch dauernd in hinreichender Menge vor- 
handen ist, so sei noch erwähnt, daß in der Zeit 
vom 23. April bis zum 22. Mai d. Js. täglich 
während acht Arbeitsstunden etwa 50 chm gefördert 
wurden, mit dem Ergebniß, daß abgesehen von 
kleinen Schwankungen, das Wasser sich stets wieder 
auf 12 m unter Tage einstellte. 
Nachdem alle Anzeichen dafür sprachen, daß sich 
an dieser Stelle ein kräftiger Grundwasserstrom zur 
Küste bewege, schien es zweckmäßig, den Strom nach 
rückwärts zu verfolgen und in hinreichender Ent- 
sernung von den eben besprochenen Brunnen Wasser- 
bohrungen für die Versorgung der Stadt nieder- 
zubringen. In etwa 60 m Abstand wurden ins- 
gesammt sieben Löcher gebohrt, von denen vier 
gutes und reichliches Wasser lieferten, welches zur 
Versorgung der Stadt ausreichen dürfte. 
— —— —— 
Das Rameel als Transportmittel in Deutsch-COstafrika. 
Von Thierarzt Schmidt. 
III. 
Durch meine Thätigkeit an Dar-es-Salam ge- 
fesselt, mußte ich mich zunächst mit meinen weiteren 
Prüfungen innerhalb Dar-es-Saläms begnügen. 
Zwei größere Trageversuche mit sechs Lasten 
ließ ich auf Grund meiner Versuche anstellen. Das 
eine Mal von Bagamoyo bis Kilimatinde und zurück 
über etwa 1200 km und einen zweiten Versuch bis 
Tabora über ungefähr 2000 km. Das Schicksal 
dieser Versuche, deren Resultate ich im Einzelnen 
nicht persönlich verfolgen konnte, ist mir unbekannt. 
Doch habe ich im August 1900, also etwa ein Jahr 
später, gesehen, daß das eine Kameel sich in einem 
geradezu glänzenden Nährzustande befand; das andere 
hatte durch einen Unglücksfall Brandwunden davon- 
getragen und war daran zu Grunde gegangen. — 
Meine eigenen Versuche bewegten sich nach zwei
	        
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