dienste hat zur Folge gehabt, daß die Schwarzen
ihre Anschauung über den Lauf der Dinge sowohl,
als auch hauptsächlich über Arbeit, stark geändert
haben und sich einen Begriff von der Wichtigkeit
ihrer Person zu bilden verstanden. Es wird wohl
eine gewisse Zeit verfließen müssen, ehe die auf solche
Weise verdorbenen Schwarzen wieder zur Vernunft
gelangen. Im Uebrigen wird auch ihr erspartes
Geld nicht lange währen, und da dürften dann die
Goldgruben wieder eine Anziehungskraft auf sie aus-
üben.
Für den herrschenden Mangel an Eingeborenen
sind natürlich noch andere Gründe vorhanden, mit
denen sich auch der Bericht der Transvaal-Minen-
kammer, den wir an anderer Stelle unseres Blattes
wiedergeben, befaßt.
Die Zahl der im Monat Juni in Betrieb be-
findlichen Stempel betrug 2130, gegen 2095 im
Mai d. Is. und während fünf Gruben ihre Stempel-
zahl um zusammen 50 Stempel reduziren mußten,
konnten neun Gruben mit 90 Stempeln mehr als
im Mai arbeiten.
Die Native Labour Asscciation sieht trotz der
aufgetretenen Schwierigkeiten mit Zuversicht vorwärts.
Die Association ist der Ansicht, daß in vielen Theilen
des Landes die Eingeborenen noch nicht daran
glauben, daß der Friede wieder hergestellt, und daß
sie ohne Gefahr die Reise nach den Gruben an-
treten können, so daß derzeit noch viele von ihnen
nicht dazu zu bewegen sind, die Fahrt zu unter-
nehmen. In Folge des Kriegsrechts war es bis
jetzt auch verboten, in einigen der besten Bezirke
Eingeborene anzuwerben, speziell in Pietersburg.
Auch das an der Ostküste aufgetretene Fieber hat
die weißen Agenten für einige Wochen an ihrer
Arbeit verhindert. Die Native Labour Asscciation
hat übrigens Vorkehrungen getroffen, um Eingeborene
aus den Utrecht-, Wakkerstroom-, Vryheid-, Lyden-
burg-, Middelburg= und Piet Retief-Distrikten an-
zuwerben; diese Bezirke sind bislang von Agenten
noch nicht aufgesucht worden. Die Association hofft,
daß die Zahl der monatlich rekrutirten Schwarzen
im August auf 7000 und bis Dezember auf 10 000
sich erhöhen wird, so daß alsdann die Goldindustrie
am Rand wieder auf der Höhe, wie vor dem Kriege
stehen wird.
Es sollen alle Mittel angewandt werden, um die
verschiedenen Quellen für die Beschaffung von Ein-
geborenen zwischen dem Kap und dem Aequator aus-
zunützen, bevor an eine Heranziehung von fremden
Arbeitern (aus China, Indien oder Italien rc.) ge-
schritten würde.
Die letzten Nachrichten vom Rand lauten übrigens
schon günstiger, denn wie eine vom 14. August datirte
Depesche besagt, nimmt der Ernst der Lage allmäh-
lich ab. Die Eingeborenen in den nördlichen Be-
zirken haben die Feldarbeiten beendet, und kehren
in größerer Zahl nach den Gruben zurück. Auch
das Leben in Johannesburg gestaltet sich lebhafter
423 —
und die Bauthätigkeit in der Stadt ist wieder im
Aufblühen begriffen. Es wurden größere Bauten
— einige derselben sechs Stockwerke hoch — in An-
griff genommen. 6
Auch dem Mangel an Eisenbahnwaggons für den
Lebensmitteltransport ist bis zu einem gewissen Grade
abgeholfen, indem sich die Militärbehörden bereit
erklärt haben, ihren Bedarf an rollendem Material
oweit als nur möglich einzuschränken.
1 8 celnuhrzer Wochenschrift).
–
Neue Industrien und öffentliche Arbeiten in Natal.
Nach einer Mittheilung aus Durban beabsichtigt
man, in Natal in nächster Zeit neue Industrien ein-
zuführen. Es sind bereits Gesellschaften in Bildung
begriffen, welche die Errichtung von Brennereien,
Papiermühlen, Brauereien sowie einer Fabrik für
Herstellung besonderer Dachdeckungsmaterialien be-
zwecken. Andererseits scheint es in der Absicht der
Regierung zu liegen, dem Parlament den Entwurf
eines Gesetzes vorzulegen, durch welchen sie zur Ent-
eignung oder zum Ankauf von unbenutzt liegenden
Ländereien ermächtigt wird, um dadurch die Ein-
wanderung von ländlichen Arbeitern in die Kolonie
zu befördern. Es giebt in Natal Tausende Morgen
Landes, von denen die Regierung glaubt, daß sie
mit Vortheil in Kultur genommen werden können.
Durch Ueberweisung solcher Landgebiete könnte zahl-
reichen Kolonisten eine Existenz geschaffen werden;
auch würden durch deren Bebauung die Bodener-
zeugnisse und so der Reichthum des Landes vermehrt
werden.
Die Bevölkerung Natals ist gering. Ackerbauer
sind selten und Arbeiter noch seltener. Neben dem
Mangel an Arbeitskräften haben die Landwirthe mit
der ungenügenden Bewässerung des Bodens zu
kämpfen.
Nach Ansicht eines Sachverständigen, der ver-
schiedene Bezirke der Kapkolonie, des Oranjegebiets
und Transvaals bereist hat, hängt die Entwickelung
Südafrikas einzig und allein von der Durchführung
einer hinlänglichen Bewässerung ab. Die künstliche
Bewässerung würde den heute bebauungsfähigen Ge-
bieten weitere drei Millionen Morgen hinzufügen.
Die Kosten dieser Arbeiten schätzt man auf E 30
Millionen und man glaubt, daß der landwirthschaft-
liche Werth der Gegend um § 100 Millionen steigen
würde. (Südafrikanische Wochenschrift).
Rohlenproduktion und Ausfuhr der Rolonie Katal im
Juni 1902.
Während des Monats Juni 1902 wurden in
der Kolonie Natal 49 187 Tonnen Steinkohlen ge-
fördert gegen 45 193 Tonnen im gleichen Monat
des vergangenen Jahres. Die Förderung der größeren
Werke war im Juni 1902 die folgende: Natal