Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

dem Sande der Anhöhe von Kiliwale weggenommen 
wird. Auf englischem Gebiete sind Dämme von 
Stundenlänge nichts Unbekanntes. Man müßte die 
Unterlage aus Strauchwerk herstellen, so daß der 
Boden Halt gewönne. Kurz vor seiner Mündung 
in den Kingani kreuzt man den Mafisi zum zweiten 
Male. Da das Ufer steil und tief abfällt, kann 
man weder mit Wagen noch Kameelen hinüber- 
kommen. Ich mußte also abladen und Spaten und 
Hacken hervorholen, um die Ufer abzustechen. Von 
den Leuten, die mir der Jumbe Kiliwale geschickt 
hatte, wurde neben der Brücke eine Abschrägung 
hergestellt, auf der der Wagen hinabgelassen werden 
konnte. Da die Thiere rückwärts nicht in dem Bach 
an den Wagen gebracht werden konnten, ließ ich sie 
vor der Deichsel auf dem jenseitigen Ufer ziehen 
und den Wagen durch zwei Neger steuern, worauf 
derselbe unter vieler Mühe herauskam. Mir haben 
späterhin Europäer gesagt, sie hätten sich vergebens 
nach der Stelle umgesehen, wo ich über den Bach 
hätte kommen können; es war allerdings schwierig, 
aber doch zu Wege gebracht. 
Am Morgen des 14. September wurde der 
Uebergang über den Kingani bewerkstelligt. Die 
Kameele wurden mit einem Wurfzeug niedergeschnürt 
und auf die Fähre gezogen. Der Jumbe Kirundira 
von Kigongo saß in aller Gemüthsruhe auf dem 
jenseitigen Ufer und besah sich das Schauspiel. Als 
ich ihm jedoch durch deutliches Winken meme Absicht 
klar machte, kamen einige seiner Leute mir zu Hülfe. 
Der Wagen wurde an zwei Hinterrädern gebremst 
und langsam zur Fähre herabgelassen. Auf dem 
jenseitigen sandigen Uferrande legte ich Bohlen vor 
die Wagenräder, damit sie nicht im Sande einsänken, 
so daß in kurzer Zeit Alles wohlbehalten auf dem 
jenseitigen Ufer sich befand. Der Wagen wurde 
wieder bepackt und vorerst wurde Rast im Dorfe 
des Jumben Kirundira gemacht. Die Landschaft 
Usaramo war durchwandert, vor mir bereitete sich 
die Landschaft Ukami aus. Jeder Schritt war von 
jetzt ab unbekanntes Land für mich. Am Nach- 
mittage brach ich noch einmal auf, um in Pori, 
ungefähr 110 km von der Küste entfernt, Halt zu 
machen. 
— — 
Ramerun. 
Nener Regierungsdampfer. 
Der neue Regierungs-Doppelschraubendampfer für 
Kamerun, „Herzogin Elisabeth ', ist, nachdem er 
am 21. August d. Is. von Cuxhaven aus in See 
gegangen, Las Palmas, wo er auf Slip zu gehen 
hatte, am 30. August erreicht und am 5. September 
wieder verlassen hat, am 22. September in Duala 
eingetroffen. Nähere Mittheilungen über den Dampfer 
wird die nächste Nummer des Deutschen Kolonial= 
blattes bringen. 
465 
  
Bericht des Oberleutnants Dominik. 
Aus einem neuerdings von Oberleutnant Dominik 
eingegangenen, Diköa, 26. Juni 1902, datirten Be- 
richte ist zu entnehmen, daß Dominik zunächst in 
Diköa, woselbst er seit dem 4. Mai sich befand, 
verblieben ist, um sich gründlich zu orientiren und 
geordnete Verhältnisse einzuführen, und daß er be- 
absichtigte, nunmehr nach Kusseri aufzubrechen, um 
dort am 1. Juli zu einer vom Oberstleutnant 
Destenave erbetenen Zusammenkunft einzutreffen und 
alsdann von Kusseri aus nach Garua zurückzumarschiren. 
Den Oberleutnant v. Madai, der vom Oberstleut- 
nant Pavel in Diköga belassen war, hat Dominik 
am 6. Mai nach Garua entsandt, um bis zu semer 
Rückkehr die Station besetzt zu halten. Den Ober- 
leutnant v. Bülow hat er nach Diköa beordert, 
um ihn dort als Residenten einzuführen. Er hat 
ihm Deutsch-Bornu, Makari mit der Hauptstadt 
Gulfei, Logon mit der Hauptstadt Karnak, das 
Musgu-Heidengebiet und das Bergsultanat Mandara 
mit der Hauptstadt Mora unterstellt. 
Der von Dominik Anfang Mai bei dem Resi- 
denten von Englisch-Bornu in Maiduguri abgegebene 
Protest gegen die Hinüberziehung des Sufltans 
Garbei?) auf britisches Gebiet und gegen die durch 
diesen ausgeübte Sperrung der Grenze für den 
friedlichen Handelsverkehr hat am 28. Mai zu einer 
Zusammenkunft Dominks mit jenem Residenten, 
Captain Cochrare, geführt, deren Ergebuß war, daß 
der Resident den Verkehr für Unbewafsnete nach 
Deutsch-Bornu sofort freigab und, um sicher zu 
gehen, daß Garbei in Mangano diese Ordre 
respektirte, außerdem um Räubereien von Soldaten 
des Sultans vorzubeugen, drei Posten an die haupt- 
sächlichen, auf deutsches Gebiet führenden Straßen 
setzte. Auch über eine vorläufige Grenzlinie, Aus- 
lieferungen der Waffen über die Grenze und andere 
lokale Interessen fand eine Einigung statt, so daß, 
wie Dominik schreibt, „das Verhältniß zu den eng- 
lischen Nachbarn ein völlig zufriedenstellendes ist“. 
Die erwähnten Maßregeln haben u. A. zur Folge 
gehabt, daß ein großer Theil der arbeitenden Stadt- 
bevölkerung, welche mit Garbei ausgezogen war, die 
zurückgelassenen fertigen Wohnhäuser der Bauarbeit, 
die ihrer in Kuka harrte, vorziehend, nach Diköa 
zurückgekehrt ist. Die Stadt, so schreibt Dominik, 
hat in den zwei Monaten seiner dortigen Anwesen- 
heit um ungefähr 15 000 Köpfe zugenommen, und 
der Handel hebt sich sichtlich, nachdem wieder 
Tripoliskarawanen eingehen und auf dem Markte 
Ruhe und größere Sicherheit eingekehrt sind. 
  
— 
*) Die in der letzten Nummer dieses Blattes zu 
findende Bezeichnung „Gentaie“ beruhte auf einem Druck- 
ehler.
	        
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