dem Sande der Anhöhe von Kiliwale weggenommen
wird. Auf englischem Gebiete sind Dämme von
Stundenlänge nichts Unbekanntes. Man müßte die
Unterlage aus Strauchwerk herstellen, so daß der
Boden Halt gewönne. Kurz vor seiner Mündung
in den Kingani kreuzt man den Mafisi zum zweiten
Male. Da das Ufer steil und tief abfällt, kann
man weder mit Wagen noch Kameelen hinüber-
kommen. Ich mußte also abladen und Spaten und
Hacken hervorholen, um die Ufer abzustechen. Von
den Leuten, die mir der Jumbe Kiliwale geschickt
hatte, wurde neben der Brücke eine Abschrägung
hergestellt, auf der der Wagen hinabgelassen werden
konnte. Da die Thiere rückwärts nicht in dem Bach
an den Wagen gebracht werden konnten, ließ ich sie
vor der Deichsel auf dem jenseitigen Ufer ziehen
und den Wagen durch zwei Neger steuern, worauf
derselbe unter vieler Mühe herauskam. Mir haben
späterhin Europäer gesagt, sie hätten sich vergebens
nach der Stelle umgesehen, wo ich über den Bach
hätte kommen können; es war allerdings schwierig,
aber doch zu Wege gebracht.
Am Morgen des 14. September wurde der
Uebergang über den Kingani bewerkstelligt. Die
Kameele wurden mit einem Wurfzeug niedergeschnürt
und auf die Fähre gezogen. Der Jumbe Kirundira
von Kigongo saß in aller Gemüthsruhe auf dem
jenseitigen Ufer und besah sich das Schauspiel. Als
ich ihm jedoch durch deutliches Winken meme Absicht
klar machte, kamen einige seiner Leute mir zu Hülfe.
Der Wagen wurde an zwei Hinterrädern gebremst
und langsam zur Fähre herabgelassen. Auf dem
jenseitigen sandigen Uferrande legte ich Bohlen vor
die Wagenräder, damit sie nicht im Sande einsänken,
so daß in kurzer Zeit Alles wohlbehalten auf dem
jenseitigen Ufer sich befand. Der Wagen wurde
wieder bepackt und vorerst wurde Rast im Dorfe
des Jumben Kirundira gemacht. Die Landschaft
Usaramo war durchwandert, vor mir bereitete sich
die Landschaft Ukami aus. Jeder Schritt war von
jetzt ab unbekanntes Land für mich. Am Nach-
mittage brach ich noch einmal auf, um in Pori,
ungefähr 110 km von der Küste entfernt, Halt zu
machen.
— —
Ramerun.
Nener Regierungsdampfer.
Der neue Regierungs-Doppelschraubendampfer für
Kamerun, „Herzogin Elisabeth ', ist, nachdem er
am 21. August d. Is. von Cuxhaven aus in See
gegangen, Las Palmas, wo er auf Slip zu gehen
hatte, am 30. August erreicht und am 5. September
wieder verlassen hat, am 22. September in Duala
eingetroffen. Nähere Mittheilungen über den Dampfer
wird die nächste Nummer des Deutschen Kolonial=
blattes bringen.
465
Bericht des Oberleutnants Dominik.
Aus einem neuerdings von Oberleutnant Dominik
eingegangenen, Diköa, 26. Juni 1902, datirten Be-
richte ist zu entnehmen, daß Dominik zunächst in
Diköa, woselbst er seit dem 4. Mai sich befand,
verblieben ist, um sich gründlich zu orientiren und
geordnete Verhältnisse einzuführen, und daß er be-
absichtigte, nunmehr nach Kusseri aufzubrechen, um
dort am 1. Juli zu einer vom Oberstleutnant
Destenave erbetenen Zusammenkunft einzutreffen und
alsdann von Kusseri aus nach Garua zurückzumarschiren.
Den Oberleutnant v. Madai, der vom Oberstleut-
nant Pavel in Diköga belassen war, hat Dominik
am 6. Mai nach Garua entsandt, um bis zu semer
Rückkehr die Station besetzt zu halten. Den Ober-
leutnant v. Bülow hat er nach Diköa beordert,
um ihn dort als Residenten einzuführen. Er hat
ihm Deutsch-Bornu, Makari mit der Hauptstadt
Gulfei, Logon mit der Hauptstadt Karnak, das
Musgu-Heidengebiet und das Bergsultanat Mandara
mit der Hauptstadt Mora unterstellt.
Der von Dominik Anfang Mai bei dem Resi-
denten von Englisch-Bornu in Maiduguri abgegebene
Protest gegen die Hinüberziehung des Sufltans
Garbei?) auf britisches Gebiet und gegen die durch
diesen ausgeübte Sperrung der Grenze für den
friedlichen Handelsverkehr hat am 28. Mai zu einer
Zusammenkunft Dominks mit jenem Residenten,
Captain Cochrare, geführt, deren Ergebuß war, daß
der Resident den Verkehr für Unbewafsnete nach
Deutsch-Bornu sofort freigab und, um sicher zu
gehen, daß Garbei in Mangano diese Ordre
respektirte, außerdem um Räubereien von Soldaten
des Sultans vorzubeugen, drei Posten an die haupt-
sächlichen, auf deutsches Gebiet führenden Straßen
setzte. Auch über eine vorläufige Grenzlinie, Aus-
lieferungen der Waffen über die Grenze und andere
lokale Interessen fand eine Einigung statt, so daß,
wie Dominik schreibt, „das Verhältniß zu den eng-
lischen Nachbarn ein völlig zufriedenstellendes ist“.
Die erwähnten Maßregeln haben u. A. zur Folge
gehabt, daß ein großer Theil der arbeitenden Stadt-
bevölkerung, welche mit Garbei ausgezogen war, die
zurückgelassenen fertigen Wohnhäuser der Bauarbeit,
die ihrer in Kuka harrte, vorziehend, nach Diköa
zurückgekehrt ist. Die Stadt, so schreibt Dominik,
hat in den zwei Monaten seiner dortigen Anwesen-
heit um ungefähr 15 000 Köpfe zugenommen, und
der Handel hebt sich sichtlich, nachdem wieder
Tripoliskarawanen eingehen und auf dem Markte
Ruhe und größere Sicherheit eingekehrt sind.
—
*) Die in der letzten Nummer dieses Blattes zu
findende Bezeichnung „Gentaie“ beruhte auf einem Druck-
ehler.