dort wird sie zu Erzeugnissen verwendet, die eine
größere Elastizität der Faser erfordern, und in der
Stärke der Faser ist die einheimische Baumwolle der
amerikanischen überlegen. Daß Chiwa die alte, weniger
lohnende Baumwollkultur bisher ausschließlich bei-
behalten hat, erklärt sich aus seiner eigenthümlichen
geographischen Lage. In Buchara ist die Wasser-
armuth eine der Hauptursachen, welche die Entwick-
lung der amerikonischen Baumwollstaude hindern, da
diese in allen Entwicklungsperioden eine bedeutend
größere Menge Feuchtigkeit verlangt als die ein-
heimische Staude, besonders bei der durch den Mangel
an Baumlaub hervorgerufenen größeren Trockenheit
der Luft und der schnelleren Verdunstung. Ferner
würde die amerikanische Staude in jener Gegend
unter dem späten Eintritt der wasserreichen Zeit zu
leiden haben. Die einheimische Baumwollstaude über-
steht die Verspätung der Feuchtigkeit bedeutend leichter
und hat in dieser Beziehuug für Buchara einen
großen Vorzug vor der amerikanischen. Eine nicht
unwesentliche Bedeutung haben außerdem die Boden-
verhältnisse. Sehr große Flächen der bucharischen
Ländcreien bestehen aus mit Salzgrund durchsetztem
Löß. Die einheimische Baumwollstaude besitzt nun
den Vorzug, daß sie mit ihren kurzen Wurzeln den
Salzboden nicht erreicht, während die langen Wurzeln
der amerikanischen Stande in die Salzschicht gerathen,
welche die Staude welk und unproduktiv macht.
Dazu kommt noch der Einfluß der in ganz Mittel-
asien bekannten und gefürchteten heftigen heißen
Winde. In den russischen Besitzungen durch die
reichliche Feuchtigkelt gemildert und durch die Ge-
birge und Wälder erheblich abgehalten, zeigt sich
dieser Wind in den ungeschützten Ebenen von Buchara
während des Sommers mehrere Male zwei bis drei
Tage hindurch in seiner ganzen Gewalt. Die
amerikanische Baumwollpflanze hat vollkommen offene
Kelche, aus welchen der mit Baumwollfasern um-
hüllte Samen frei hervorgeht, ohne durch Kapsel-
klappen geschützt zu sein. Schon in geringer Stärke
bringt dieser Wind dem Samen bedeutenden Schaden;
er versengt ihn, macht ihn fleckig, unterbricht das
vollkommene Ausreifen und entwerthet ihn bedeutend,
während bei der einheimischen Baumwollstaude die
Faser fest in einer dicken, harten Kapsel eingeschlossen
ist, welche die Faser und den Samen gut schäützt.
Diese natürlichen Hindernisse bilden den Grund
dafür, daß die einheimische Baumwollstaude selbst in
entfernter Zeit nicht durch die amerikanische ver-
drängt werden wird, trotz der verhältnißmäßigen
Vortheile, welche die letztere gewährt.
(Nach Wejstnik finansow.)
Verschiederne Witthrilungen.
Der deutsche Rolonialkongreß,
über den im „Deutschen Kolonialblatt“ vom 1. Juni
dieses Jahres Mittheilung gemacht ist, wird am 10.
472 —
und 11. Oktober im Reichstagsgebäude zu Berlin
unter Vorsitz Seiner Hoheit des Herzogs Johann
Albrecht zu Mecklenburg stattfinden. Am 10. Oktober
vormittags ist Plenarsitzung, am Nachmittag werden
Sektionssitzungen abgehalten, die am Vormittag des
11. Oktober fortgesetzt werden, während der Nach-
mittag dieses Tages einer Plenarsitzung gewidmet ist.
Außerdem sind festliche Veranstaltungen und Besuche
wissenschaftlicher Institute unter fachkundiger Führung
vorgesehen. Mitglieder des Kongresses können Herren
und Damen gegen Zahlung von 10 Mk. werden,
gegen welche sie von der Geschäftsstelle des Kon-
gresses, Berlin W., Schellingstr. 4, die Mitglieds-
karte ausgehändigt erhalten. Die Karte berechtigt
zur Theilnahme an allen Veranstaltungen des Kon-
gresses und den damit verbundenen Festlichkeiten;
für das Festessen ist noch eine besondere Karte zu
lösen.
Suwendungen zur Förderung kolonialer 3öwecke.
Als ein erfreuliches Zeichen für die Theilnahme,
die das gebildete Publikum Deutschlands der Ent-
wickelung unserer Schutzgebiete entgegenbringt, darf
der Umstand bezeichnet werden, daß der Kolonial-=
verwaltung von Privatpersonen bereits mehrfach er-
hebliche Vermögenswerthe unentgeltlich zur Ver-
fügung gestellt worden sind, um sie zum Besten der
kolonialen Sache zu verwenden.
Im Jahre 1898 schenkte der Bankier Herr
Carl von der Heydt zu Berlin der Kolonial=
verwaltung Antheile an gewerblichen und industriellen
Unternehmungen in Deutsch-Ostafrika und Deutsch-
Südwestaftka zum Gesammtnennbetrage von
593 600 Mk. Sie wurden den Fisci der genannten
Schutzgebiete überwiesen.
Der Generalkonsul Herr Wilhelm Schoenlank
zu Berlin und seine Gemahlin setzten durch Erb-
vertrag vom 28. April 1891 ein Legat von 5000 Mk.
für eine deutsche Kolonie, insbesondere ein etwa dort
vorhandenes Hospital, aus. Die Summe ist nach
dem Tode beider Ehegatten kürzlich zur Auszahlung
gelangt und soll zur Errichtung einer aus den
Schwefelthermen zu speisenden Bade= und Kuranstalt
beim Regierungslazaretb in Windhoek verwendet
werden.
Der im April 1901 zu Trient verstorbene
Rentier Herr Carl Eugen Lienhardt aus Ballen-
stedt i. H. hatte letztwillig sein gesammtes Vermögen
„dem deutschen Hospital in Deutsch-Ostafrika“ ver-
macht. Die Gültigkeit dieser Verfügung unterlag
aus rein rechtlichen Gründen erheblichen Zweifeln.
Indessen hat der einzige gesetzliche Erbe des Ver-
storbenen, Herr Privatier Hermann Lienhardt in
Stuttgart, durch bereitwilliges Entgegenkommen die
Kolonialverwaltung in die Lage versetzt, den größten
Theil des ein Vermögen von etwa 135 000 Mk.
umfassenden Nachlasses dem Fiskus von Deutsch-