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vollendet. Die Zahl der Arbeiter beträgt etwa 180.
Die Ausgaben für 1901 belaufen sich auf rund
63 000 Mk., denen etwa 3500 Mk. Einnahme
gegenüberstehen. Für das laufende Berichtsjahr
sind besonders aus den Erträgen des rothen Pfeffers
größere Einnahmen zu erwarten. An Mitteln stehen
zur Zeit noch 69 000 Mk. zur Verfügung.
(Tropenpflanzer.)
Ramerun.
Der Dampfer „Derzogin Elisabethy“.
Mit der Entwickelung des Schutzgebietes Kamerun
machte sich das Bedürfniß nach einem größeren Küsten-
dampfer immer sühlbarer. Nach Bereitstellung der
erforderlichen Geldmittel von insgesammt 640 000 M.
wurde daher der Bau eines seetüchtigen Doppel-
schraubendampfers mit drei Decks (Lade-, Wohn-
und Promenadendeck), welcher neben der Herstellung
einer regelmäßigen Verbindung zwischen den Küsten-
plätzen des Schutzgebietes und den Nachbarkolonien
sich zugleich für Truppentransporte eignete, nach
Maßgabe der vom Reichs-Marine-Amte gutgeheißenen
Pläne und Zeichnungen der Firma Josef L. Meyer
in Papenburg übertragen. Bei einem Deplacement
von etwa 600 Tonnen hat der mit einem 5 cm
Schnellfeuergeschütz ausgerüstete Dampfer eine Länge
von 52 m, eine Breite von 8,45 m und mit
Rücksicht auf die seichten Küstengewässer nur 3 m
größten Tiefgang. Der Laderaum ist unter Hinzu-
ziehung der Räume unter Deck zur Aufnahme von
400 Mann farbiger Truppen oder 44 Tonnen Güter
eingerichtet. Das Wohn= und Brückendeck nimmt die
Wohn-, Eß= und Schlafräume der Besatzung und
Fahrgäste sowie die Räume für den Gouverneur auf.
Das darüber angeordnete Promenadendeck, auf welchem
sich die Kapitänskajüte und das Kartenzimmer be-
finden, soll den Schiffsbewohnern zum Aufenthalte
im Freien dienen. Das Schiff ist mit einer Anlage
zur elektrischen Beleuchtung ausgestattet. Ein elek-
trischer Scheinwerfer ermöglicht, auch Nachts die
Häfen anzulaufen. Der Dampfer hat auch eine kleine
Eismaschine erhalten und besitzt Kühlräume zur Auf-
bewahrung frischen Fleisches 2c Die Besetzung be-
steht aus 34 Mann, darunter 8 Weiße einschließlich
des Schiffsführers. Die maschinellen Einrichtungen
ermöglichen, dem Dampfer eine Geschwindigkeit von
13 Knoten in der Stunde zu geben. Er wird da-
durch in den Stand gesetzt, die etwa 200 Seemeilen
umfassende Küste des Schutzgebietes von Kamerun
in ungefähr 16 Stunden abzulaufen. Am 7. Mai
d. Is. lief der Dampfer, welchem mit Allerhöchster
Genehmigung der Name Ihrer Hoheit der Gemahlin
des Herzogs Johann Albrecht zu Mecklenburg,
„Herzogin Elisabeth“, verliehen wurde, auf eingangs
genannter Werft vom Stapel. Anfang August d. Is.
fand von Hamburg aus die Probefahrt statt, an
welcher auch Herzog Johann Albrecht und Gemahlin!
Sowohl während der Probefahrt als
theilnahmen.
auch auf der Ausreise nach seinem Bestimmungshafen
hat sich der Dampfer „Herzogin Elisabeth“ vorzüglich
bewährt. Er ist, wie in voriger Nummer dieses
Blattes mitgetheilt, am 22. September d. Is. in
Duala eingetroffen.
Ramerun-Land-= und Plantagengesellschaft.
Dem Bericht des Vorstandes dieser Gesellschaft
über das am 30. Juni 1902 abgelaufene Geschäfts-
jahr entnehmen wir Folgendes:
Was den Erfolg der letztjährigen Kampagne an-
betrifft, so freut es uns, gegenüber dem wenig befrie-
digenden Resultate des vorletzten Berichtsjahres,
welches mit einer Ernte von nur 2021 Sack Kakao
schloß, als Ergebniß der letzten Ernte 1901/2 ein
mehr als doppelt so großes Quantum, nämlich
4113 Sack, verzeichnen zu können. Dies erfreuliche
Resultat setzte uns in den Stand, von dem uns von
Herrn F. Scipio vorgeschossenen 75 000 Mk. zunächst
25 000 Mk. und von dem Guthaben des Herrn
Friederici (des früheren Pflanzungsleiters) ebenfalls
25 000 Mk. auszuzahlen. Nach den letzten Nach-
richten des Herrn Meinhardt (des jetzigen Pflanzungs-
leiters) wird die kommende Ernte im Vergleich mit
der letztjährigen etwas größere Quantitäten liefern,
aus deren Erlös wir dann den größten Theil unserer
temporären Schuld werden abtragen können. An
Bauten wurden im Berichtsjahre ausgeführt: ein
Assistentenhaus, drei neue Arbeiterhäuser und Erhö-
hung des kleinen Kakaotrockenhauses um eine zweite
und dritte Etage. Mit Unterstützung des Kaiserlichen
Gouvernements wurden des Weiteren auf dem Wege
nach N'Bamba fünf massive Brücken gebaut. Die
Gesammtzahl der bei Schluß des Berichtsjahres in
unseren Diensten thätigen Assistenten beläuft sich auf
acht Europäer. Die Gesundheitsverhältnisse unter
den Arbeitern waren durchweg befriedigende und
werden noch eine weitere wesentliche Verbesserung
erfahren durch die im letzten Jahre in größerem
Umfang in Angriff genommene Bananenkultur, be-
sonders für die mehr an vegetabilische Nahrung ge-
wöhnten Hinterlandstämme (Banyangs und Balundus).
In den ersten fünf Monaten waren durchschnittlich
400 Schwarze thätig. Dann wurde infolge des
einen immer drohenderen Charakter annehmenden
Arbeitermangels die Lage so kritisch, daß in N'Bamba
zeitweise (Monat März) sogar die regelmäßigen
Reinigungsarbeiten haben eingestellt werden müssen.
Eine plötzliche Wendung zum Besseren trat im Mal
d. Is. ein und zwar einerseits infolge der regen
Thätigkeit der Regierung, andererseits infolge der
anerkennenswerthen Bemühungen unserer Angestellten,
welche die Arbeiteranwerbung im Gebiete der Banyangs
selbst in die Hand nahmen. Mit Ansang Juni sind
nun rund 650 sich zumeist aus den Hinterlandstämmen
rekrutirende Eingeborene beschäftigt, die allerdings
noch gar keine Schulung besitzen und unter beständiger
sorgfältiger Aussicht und Anleitung seitens der euro-
päischen Beamten erst zu einigermaßen leistungsfähigen