Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

kommende Regenzeit an. Ueberall auf der Ebene 
staute sich das Wasser oder rannte die ausgetretenen 
Fußsteige der Eingeborenen entlang. Dabei war die 
Steppe mit einem zarten Grün bedeckt, fast konnte 
man es sehen, wie das Gras unter dem befruchten- 
den Naß emporsproß. Hier hausten die nach Süden 
am weitesten vorgeschobenen Posten der Massai. Es 
sind friedliche Acker= und Viehzüchter geworden, die 
in guter Eintracht dicht neben den Wagogo ihren 
Wohnsitz aufgeschlagen hatten. 
Was ein 24 stündiger Regen aus einer Steppe 
machen kann, sollte ich am 8. Februar erfahren. 
Schön gerade führt der Karawanenweg auf Kilima- 
tinde zu, und Leute, die in der Trockenzeit hier des 
Weges ziehen, wissen nicht genug die Bequemlichkeit 
und die Wegsamkeit zu rühmen. Mich aber drängte 
der Schlammboden unwillkürlich immer mehr nach 
rechts der Berglehne zu, und sumpfige Stellen 
machten mir viel Schwierigkeit. Der Bubu hatte 
mehr Wasser in seinem Bette, als mir lieb war. 
Der Jumbe Mwanaschuku wollte nicht durchs Wasser 
gehen, um mir eine Furt zu zeigen, und anfangs 
behaupteten meine Leute einstimmig, nicht schwimmen 
zu können. Was blieb mir übrig, als über den von 
Regen angefüllten, in reißender Strömung dahin- 
schießenden Fluß als erster hinüberzuschwimmen, um 
mit gutem Beispiele voranzugehen. Zuerst kamen 
dann die Lasten an die Reihe, und als alle hin- 
übergeschafft waren, die Kameele. Ich ließ sie ins 
Wasser werfen und vorn am Zügel von Leuten er- 
greifen, die schwimmen konnten, und hinten nach- 
schieben. Schwimmen kann das Kameel scheinbar 
nicht. Wenigstens sah ich es untergehen, worauf es 
sich vom Boden abstieß, um wieder hoch zu kommen. 
Bis wir die ganze Karawane drüben am jenseitigen 
Ufer hatten, war es nahezu Abend geworden. Am 
9. Februar langte ich nach 7½⅛ stündigem Ritte am 
Mutiveflusse an, während die stolzen Zinnen von 
Kilimatinde schon den ganzen Weg über von der 
Höhe zu mir hinübergeschaut hatten. Reich bevölkert 
war dieses Stückchen Erde. Am Mutiveflusse stieß 
ich wieder auf die alte Karawanenstraße, die ich am 
Tage vorher verlassen hatte. Hier sowohl wie am 
Bubuflusse sowie auf der Zwischenstrecke ist noch 
manches auch für die Trockenzeit am Wege zu bessern. 
Am folgenden Morgen waren nur noch wenige 
Stunden bis zum Aufstieg von Kilimatinde zurück- 
zulegen. Soweit das Auge reicht, bildet eine schroff 
aufsteigende Wand von nahezu 200 m ein bedeuten- 
des Hinderniß. Der Gebirgsstock, der nach der 
Ugogosteppe hin den ostafrikanischen Graben abschließt, 
ist sehr steil, und auch der verhältnißmäßig bequem 
hergestellte Aufstieg zur Station hat wohl kaum 
schon einen Anderen veranlaßt, auf dem Rücken eines 
Thieres die Bergwand hinanzuklimmen. Ich wollte 
zeigen, was das Kameel auch im Bergsteigen leisten 
kann, und so ritt ich denn in 16 Minuten den Berg 
hinauf. Das Kameel vollführte seine Leistung glän- 
zend. Wie verhältnißmäßig gering aber dieser ost- 
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afrikanische Graben als Hinderniß für einen Bahnbau 
im deutschen Gebiet angesehen werden kann, mag 
daraus erhellen, daß im englischen Gebiet das Ana- 
logon von mir erst in 2½⅛½ Stunden bewältigt 
werden konnte. Die Arbeit, die in Deutsch-Ostafrika- 
zu bewältigen sein würde, ist ein Kinderspiel gegen 
die gewaltige Kraftanstrengung, die die Engländer 
zur Ueberwindung des ostafrikanischen Grabens haben 
aufwenden müssen. 
Westdeutsche Dandels= und Plantagengesellschaft. 
Nach dem Bericht für das siebente Geschäftsjahr 
1901 sind die Pflanzungen der Plantage Magrotto 
nicht ausgedehnt. Die Kaffeeernte brachte nicht den 
erhofften Ertrag, ist aber bereits wesentlich größer 
als im Vorjahre. Von der Vanillepflanzung wird 
die erste kleine Ernte in diesem Jahre erwartet. Die 
Kaffeeaufbereitungsanlage ist durch einige weitere 
Maschinen vervollständigt und dürfte nunmehr als 
beendet anzusehen sein. Der Ertrag der Plantage 
Schoeller ist etwa der gleiche wie im Vorjahre, auch 
die erzielten Preise für Kaffee sind annähernd die- 
selben. Der Anbau von Kautschukpflanzen wurde 
fortgesetzt. Die Plantage Masumbai hat sich günstig 
weiter entwickelt, der Bestand an arabischem Kaffee 
soll in diesem Jahre auf 200 000 Bäume gebracht. 
aber dann nicht weiter ausgedehnt werden, bis die 
ersten Ernten, welche im Jahre 1903/04 zu erwarten 
sind, eintreffen. Der Kokospalmenbestand der Plan- 
tage Kiomoni ist befriedigend, Ende dieses Jahres 
dürfte die erste kleine Ernte Kopra eintreffen, welcher 
dann bald größere Erträge folgen dürsten. Ferner 
stehen auf dieser Pflanzung 220 000 Macastins und 
70 000 Sisalagaven, letztere sollen auf einen Bestand 
von 170 000 Pflanzen noch in diesem Jahre gebracht 
werden. Die Pflanzung Putini wird nicht erweitert, 
der Betrieb wird von der Pflanzung Kiomoni unter- 
halten. Der Ertrag an Kaffee betrug im Berichts- 
jahre von der Plantage Magrotto 118 656 Pfund 
arabischen Kaffee in Hülsen, 4188 Pfund Liberia- 
Kaffee geschält, von der Plantage Schoeller rund 
20 000 Pfund Liberia-Kassee geschält. Das Faktorei- 
geschäft hat sowohl unter der allgemeinen wirthschaft- 
lich ungünstigen Lage, wie auch durch das Einstellen 
der Arbeiten an der Usambarabahn gelitten. Der 
Umsatz war wesentlich geringer wie vom Vorsjahr, 
der Reingewinn aber immerhin noch befriedigend. 
(Tropenpflanzer.) 
Ramerun. 
Sn den Vvorgängen im uschadsee-Gebiet. 
Der Kommandeur der Kameruner Schutztruppe, 
Oberst Pavel, der Ende September aus dem 
Schutzgebiete zurückgekehrt ist, hält sich seit meh- 
reren Wochen in Berlin auf. Aus seinen
	        
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