kommende Regenzeit an. Ueberall auf der Ebene
staute sich das Wasser oder rannte die ausgetretenen
Fußsteige der Eingeborenen entlang. Dabei war die
Steppe mit einem zarten Grün bedeckt, fast konnte
man es sehen, wie das Gras unter dem befruchten-
den Naß emporsproß. Hier hausten die nach Süden
am weitesten vorgeschobenen Posten der Massai. Es
sind friedliche Acker= und Viehzüchter geworden, die
in guter Eintracht dicht neben den Wagogo ihren
Wohnsitz aufgeschlagen hatten.
Was ein 24 stündiger Regen aus einer Steppe
machen kann, sollte ich am 8. Februar erfahren.
Schön gerade führt der Karawanenweg auf Kilima-
tinde zu, und Leute, die in der Trockenzeit hier des
Weges ziehen, wissen nicht genug die Bequemlichkeit
und die Wegsamkeit zu rühmen. Mich aber drängte
der Schlammboden unwillkürlich immer mehr nach
rechts der Berglehne zu, und sumpfige Stellen
machten mir viel Schwierigkeit. Der Bubu hatte
mehr Wasser in seinem Bette, als mir lieb war.
Der Jumbe Mwanaschuku wollte nicht durchs Wasser
gehen, um mir eine Furt zu zeigen, und anfangs
behaupteten meine Leute einstimmig, nicht schwimmen
zu können. Was blieb mir übrig, als über den von
Regen angefüllten, in reißender Strömung dahin-
schießenden Fluß als erster hinüberzuschwimmen, um
mit gutem Beispiele voranzugehen. Zuerst kamen
dann die Lasten an die Reihe, und als alle hin-
übergeschafft waren, die Kameele. Ich ließ sie ins
Wasser werfen und vorn am Zügel von Leuten er-
greifen, die schwimmen konnten, und hinten nach-
schieben. Schwimmen kann das Kameel scheinbar
nicht. Wenigstens sah ich es untergehen, worauf es
sich vom Boden abstieß, um wieder hoch zu kommen.
Bis wir die ganze Karawane drüben am jenseitigen
Ufer hatten, war es nahezu Abend geworden. Am
9. Februar langte ich nach 7½⅛ stündigem Ritte am
Mutiveflusse an, während die stolzen Zinnen von
Kilimatinde schon den ganzen Weg über von der
Höhe zu mir hinübergeschaut hatten. Reich bevölkert
war dieses Stückchen Erde. Am Mutiveflusse stieß
ich wieder auf die alte Karawanenstraße, die ich am
Tage vorher verlassen hatte. Hier sowohl wie am
Bubuflusse sowie auf der Zwischenstrecke ist noch
manches auch für die Trockenzeit am Wege zu bessern.
Am folgenden Morgen waren nur noch wenige
Stunden bis zum Aufstieg von Kilimatinde zurück-
zulegen. Soweit das Auge reicht, bildet eine schroff
aufsteigende Wand von nahezu 200 m ein bedeuten-
des Hinderniß. Der Gebirgsstock, der nach der
Ugogosteppe hin den ostafrikanischen Graben abschließt,
ist sehr steil, und auch der verhältnißmäßig bequem
hergestellte Aufstieg zur Station hat wohl kaum
schon einen Anderen veranlaßt, auf dem Rücken eines
Thieres die Bergwand hinanzuklimmen. Ich wollte
zeigen, was das Kameel auch im Bergsteigen leisten
kann, und so ritt ich denn in 16 Minuten den Berg
hinauf. Das Kameel vollführte seine Leistung glän-
zend. Wie verhältnißmäßig gering aber dieser ost-
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afrikanische Graben als Hinderniß für einen Bahnbau
im deutschen Gebiet angesehen werden kann, mag
daraus erhellen, daß im englischen Gebiet das Ana-
logon von mir erst in 2½⅛½ Stunden bewältigt
werden konnte. Die Arbeit, die in Deutsch-Ostafrika-
zu bewältigen sein würde, ist ein Kinderspiel gegen
die gewaltige Kraftanstrengung, die die Engländer
zur Ueberwindung des ostafrikanischen Grabens haben
aufwenden müssen.
Westdeutsche Dandels= und Plantagengesellschaft.
Nach dem Bericht für das siebente Geschäftsjahr
1901 sind die Pflanzungen der Plantage Magrotto
nicht ausgedehnt. Die Kaffeeernte brachte nicht den
erhofften Ertrag, ist aber bereits wesentlich größer
als im Vorjahre. Von der Vanillepflanzung wird
die erste kleine Ernte in diesem Jahre erwartet. Die
Kaffeeaufbereitungsanlage ist durch einige weitere
Maschinen vervollständigt und dürfte nunmehr als
beendet anzusehen sein. Der Ertrag der Plantage
Schoeller ist etwa der gleiche wie im Vorjahre, auch
die erzielten Preise für Kaffee sind annähernd die-
selben. Der Anbau von Kautschukpflanzen wurde
fortgesetzt. Die Plantage Masumbai hat sich günstig
weiter entwickelt, der Bestand an arabischem Kaffee
soll in diesem Jahre auf 200 000 Bäume gebracht.
aber dann nicht weiter ausgedehnt werden, bis die
ersten Ernten, welche im Jahre 1903/04 zu erwarten
sind, eintreffen. Der Kokospalmenbestand der Plan-
tage Kiomoni ist befriedigend, Ende dieses Jahres
dürfte die erste kleine Ernte Kopra eintreffen, welcher
dann bald größere Erträge folgen dürsten. Ferner
stehen auf dieser Pflanzung 220 000 Macastins und
70 000 Sisalagaven, letztere sollen auf einen Bestand
von 170 000 Pflanzen noch in diesem Jahre gebracht
werden. Die Pflanzung Putini wird nicht erweitert,
der Betrieb wird von der Pflanzung Kiomoni unter-
halten. Der Ertrag an Kaffee betrug im Berichts-
jahre von der Plantage Magrotto 118 656 Pfund
arabischen Kaffee in Hülsen, 4188 Pfund Liberia-
Kaffee geschält, von der Plantage Schoeller rund
20 000 Pfund Liberia-Kassee geschält. Das Faktorei-
geschäft hat sowohl unter der allgemeinen wirthschaft-
lich ungünstigen Lage, wie auch durch das Einstellen
der Arbeiten an der Usambarabahn gelitten. Der
Umsatz war wesentlich geringer wie vom Vorsjahr,
der Reingewinn aber immerhin noch befriedigend.
(Tropenpflanzer.)
Ramerun.
Sn den Vvorgängen im uschadsee-Gebiet.
Der Kommandeur der Kameruner Schutztruppe,
Oberst Pavel, der Ende September aus dem
Schutzgebiete zurückgekehrt ist, hält sich seit meh-
reren Wochen in Berlin auf. Aus seinen