— 527 —
Vereins deutscher Katholiken gehalten. Nach
dem Kassenbericht sind eingegangen im Ganzen
67 678,22 Mk.; die Ausgaben betrugen 80 846 Mk.
Domkapitular Prof. Hespers berichtete über die
katholischen Missionen in den deutschen Schutzgebieten.
Er legte der Versammlung eine Uebersicht der Sta-
tionen und des Personals sämmtlicher apostolischen
Präfekturen vor und verbreitete sich über die Thätig-
keit der Missionsgesellschaften in dem Berichtsjahre
1901 bis 1902. Im Anschluß an diesen Bericht
beschloß der Centralvorstand eine Summe von
60 000 Mk. an die in den deutschen Schutzgebieten
thätigen Missionsgesellschaften: 1. Väter vom h. Geist,
2. Trappisten, 3. Benediktiner, 4. Weiße Väter,
5. Pallottiner, 6. Steyler Missionare, 7. Oblaten,
I. u. II., 8. Missionare vom h. Herzen Jesu,
9. Maristen, 10. Kapuziner, unter Berücksichtigung
der Anzahl der Stationen und Missionare zu ver-
theilen.
Das katholische Missionshaus zu Limburg hat
einen neuen Zuwachs an Bewohnern erhalten. Am
22. September fand die Einkleidung von 32 Postu-
lanten statt. 16 der neu Eingekleideten werden sich
dem Studium widmen, während die übrigen 16 als
Laienbrüder in der Kongregation wirken wollen.
Am 10. Oktober ging wieder eine neue Expedition
von Limburg nach Kamerun ab. Dieselbe besteht
aus einem Priester und vier Brüdern.
Das Organ der St. Benediktus-Genossenschaft
für ausländische Missionen zu St. Ottilien veröffent-
licht für das Jahr 1902 folgende Statistik seiner
9 Missionsstationen in Süd-Sansibar: 11 Patres,
2 Fratres, 14 Brüder, 22 Schwestern, 2093 Christen,
1875 Katechumenen, 568 Taufen, 11 Weisenhäuser,
418 Zöglinge, 32 Schulen, 914 Schüler, 26 Kate-
cheten. Der Kirchenbau in Dar-es-Saläm ist
äußerlich vollständig fertig, und nur die innere Ein-
richtung fehlt noch.
Dem Jahresbericht der Gesellschaft zur Beför-
derung der evangelischen Mission unter den Heiden
(Berlin 1) für das Jahr 1901 (vergl. Kolonialblatt
1901, S.635) entnehmen wir folgende Mittheilungen:
Das verflossene Jahr ist für unser Werk in
Deutsch-Ostafrika insofern besonders wichtig ge-
wesen, als es dem Direktor unserer Mission, Gensichen,
möglich wurde, von Südafrika aus dies Gebiet zu
besuchen. Den Missionaren und besonders ihren
Frauen war dieser Besuch um so werthvoller, als
auch Frau Direktor Gensichen daran theilnahm.
Die Synode des Kreises erhielt durch die Gegenwart
des Direktors in diesem Jahre eine besondere Be-
deutung. Sie war vom 22. bis 29. Juli auf der
gesund gelegenen Station Kidugula versammelt.
Nach der Synode konnte der Direktor sämmtliche
Stationen mit Ausnahme der entfernter liegenden
Plätze Mufindi und Muhanga besuchen. Er konnte
Missionsgesellschaften die Arbeit dort
sich überall über die fleißige, tüchtige Arbeit der
Brüder freuen und gewann den Eindruck, daß bei
der heidnischen Bevölkerung dieses Landes der Boden
zur Aufnahme des Evangeliums besonders günstig ist.
Auf den Antrag der Synode hin hat das Komitee
folgende wichtige Bewilligungen beschlossen: Superin-
tendent Nauhaus, der von Südafrika her mit der
Führung des Ochsenwagens vertraut ist, soll einen
solchen Wagen von der schottischen Missionsstation
Blantyre kommen lassen und die bei seinem Gebrauch
nöthigen zehn Ochsen beschaffen. Die Einführung
des Wagentransports wird nicht nur für unsere
Mission ein Vortheil sein, sondern wird auch einen
wichtigen Kulturfortschritt für ganz Deutsch-Ostafrika
bedeuten. Da die Weiterentwickelung des Schulwesens
äußerst wichtig ist, wurden den Stationen Lehr= und
Lernmittel im Betrage von 2100 Mk. bewilligt,
ebenso wurden Beträge bewilligt für den Ankauf von
Land bei einigen Stationen. Für die Entwickelung
unserer Missionsarbeit war eine Sprachkonferenz be-
deutsam, welche vom 30. April bis 9. Mai in Mua-
kaleli abgehalten wurde und der auch Miss. Richard
von der Brüdergemeinde beiwohnte. Es konnte hier
der Text für ein gemeinsam einzuführendes Gesang-
buch festgestellt werden. Das ist für die Entwickelung
der Litteratur in der Kondesprache äußerst wichtig.
Gedruckt sind in dieser Sprache bis jetzt die Evan-
gelien und eine Fibel. In Arbeit sind die Zusammen-
stellung eines Schullesebuches sowie die Uebersetzung
der Apostelgeschichte und der Psalmen, während die
Uebersetzung der Agende im Manufkript bereits voll-
endet ist. Im Laufe des Jahres hat in Ostafrika
kein Todesfall die Reihen unserer Arbeiter und Ar-
beiterinnen betroffen. Es standen auf diesem Gebiete
14 Missionare, 1 Arzt und 5 Handwerker in Arbeit,
außer ihnen 11 Frauen, das sind zusammen 31 Euro-
päer. An Erkrankungen hat es freilich nicht gefehlt,
besonders auf den beiden Stationen, welche dem
See am nächsten liegen.
Der „Missionsfreund“ der Berliner evang.
Missionsgesellschaft (Berlin 1) schreibt:
In unserem Schutzgebiet Deutsch-Ostafrika
leben nach der neuesten Volkszählung 6 164 000
Schwarze, welche fast alle Heiden, zum Theil freilich
auch Mohammedaner sind. Diese vielen heidnischen
Unterthanen unseres Kaisers sollten uns täglich
mahnen, daß es unsere Pflicht ist, ihnen das Evan-
gelium zu senden. So haben denn auch deutsche
fröhlichen
Muthes in die Hand genommen. Die Brüder-
gemeinde, die Leipziger Mission und zwei Berliner
Gesellschaften haben dort schon an 30 Missions-
stationen gegründet, 14 davon sind Stationen der
alten Berliner Mission (Berlin 1I). Diese liegen
am nördlichen Ufer des Nyassasees und an den sich
daran anschließenden Gebirgs= und Hochflächen.
Missionar Källner von der Station Magoje
berichtet, daß bei ihm schon an jedem Sonntag über