Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Sträucher, Bäume und das zähe Elephantengras 
ab; andere schaffen das Abgeschnittene bei Seite und 
häufen es; eine dritte Abtheilung hackt den Boden 
auf, eine Arbeit, die durch die vielen im Boden ver- 
wachsenen Kriech- und Pfahlwurzeln recht erschwert 
wird. Die vielen Hände und die Aufsicht des 
Bruders wandeln so bald das undurchdringliche 
Dickicht in ein sauberes Ackerfeld um. Da von Zeit 
zu Zeit die Dorfschüler zum Tauf-, Beicht= und 
Kommunionnunterricht für einige Wochen auf die 
Missionsstation kommen, so giebt es nicht selten 
260 Hände, die arbeiten. Inzwischen ist die 
Mittagsstunde herangekommen. „Ebolo e bois, 
„die Arbeit ist aus“, ertönt es jauchzend von allen 
Seiten. Mit den Arbeitsgeräthen auf der Schulter 
und unter Absingung des auch bei den Schwarzen 
beliebten Liedes: „Ich hatt' einen Kameraden“, 
geht es zur Remise zurück. Dann aber wird die 
Marschordnung aufgelöst, und im Wettlauf springen 
die Bürschchen hinunter zum Sanaga, um im er- 
quickenden Bade die schweißtriefende schwarze Haut 
zu erfrischen und zu reinigen. Man thut dem 
Neger Unrecht, wenn man ihn schmutzig nennt. 
Diese Bezeichnung gilt nur für das Gebirgsvolk der 
Bakwiri; die Anwohner eines Flusses aber gehen 
lieber sechs Mal täglich, als nur einmal zum Baden. 
Nun aber ruft die Trommel zum Essen, und nie 
gehorcht man ihrem Rufe so flink, als wenn es die 
Befriedigung des Magens gilt. Der Sgpeisezettel 
ist so ziemlich täglich derselbe, aber der gesunde 
Magen der Schwarzen bedarf der Abwechslung 
nicht so sehr. Reis oder Makabo mit ein wenig 
Stockfisch schmeckt alle Tage wieder, und wenn der 
Fisch überdies in Palmsauce schwimmt, so werden 
die Finger noch ein dutzendmal abgeleckt, um von 
dieser Delikatesse nichts zu verlieren. An Appetit 
fehlts nie, wenn man nicht krank ist. 
Aus dem Missionshause in Hiltrup sind in diesem 
Jahre 22 Missionare, Patres, Laienbrüder und 
Missionsschwestern der Genossenschaft der Missionare 
vom heiligsten Herzen Jesu nach den Marschall- 
Inseln und Neupommern abgereist. Nach den 
„Monatsheften“ der genannten Missionsgenossenschaft 
reiste die erste Gruppe von Hiltrup am 29. Juli 
ab. Es waren die Patres: Leo Kieffer und Johann 
Stehlin, sowie die Missionsschwestern Stanisla 
(Maria Hankmann), Magdalena (Elisabeth Hart- 
meyer), Johanna (Therese Hölker), Aloysia (Maria 
Mader) und Hubertine (Anna Isenberg). Mit Aus- 
nahme des Herrn P. Stehlin, der von Sydney aus 
mit der „Stettin" vom Norddeutschen Lloyd nach 
Neupommern reist, sind die genannten Missionare 
für die Herz-Jesu-Mission ouf den Marschallinseln 
bestimmt. P. Kieffer und die fünf Missionsschwestern 
wollten am 18. September von Sydney abreisen, 
um am 2. Oktober in Jaluit einzutreffen. Die 
zweite Gruppen zählt 15 Missionare. Es sind die 
Patres: Bernard Bley, Joseph Winthuis, Otto 
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Meyer und Richard Schumm; ferner die vier Laien- 
brüder: Wendelin Eichinger, August Schmidt, 
Christoph Zumbusch und Heinrich Tidde und sieben 
Missionsschwestern: Franziska (Friederike Fleige), 
Elisabeth (Rosa Pracht), Theresia (Elisabeth Strau-- 
binger), Agnes (Katharina Holler), Klara (Elisabeth 
Volmer), Juliana (Katharina Leitheiser) und Anna 
(Katharina Utsch). Am 10. September erfolgte die 
Abreise aus Hiltrup, und am 1. November wollten 
die Glaubensboten in Vuna Pope, der Hauptstation 
auf Neupommern, eintreffen. 
Ueber die katholische Mission auf den Marschall- 
Inseln lesen wir in der Missionszeitschrift „Gott 
will es": Im Jahre 1898 erfolgte von Neupommern 
aus die erste Niederlassung der Missionen vom 
Heiligen Herzen Jesu auf dem Jaluit-Atolle und 
zwar auf der Insel Jabwov, dem Sitze der Koiserl. 
Verwaltung sowie der unter dem Namen „Jaluit- 
Gesellschaft" bekannten Hamburger Handelsfirma. 
Wenn auch Sprachforschungen und Unterricht von 
heute 35 Pensionatskindern die Kräfte der Missionäre 
einstweilen vollauf in Anspruch nehmen, so werden 
hoffentlich bald neue Mitarbeiter erscheinen, die auf 
den anderen Atollen ihre Wirksamkeit und ihren 
Eifer entsalten. Um ihre Besetzung allmählich ein- 
zuleiten, war eine Rundreise zu fünf der wichtigsten 
Atolle, nämlich Mille, Arno, Mäjeru, Ebon und 
Namrik zu unternehmen Auf keiner Insel 
zeigten sich die Leute so zutraulich wie auf Arno. 
Da verschiedene Leute mit dem Häuptlinge in Jaluit 
gewesen waren, so hatten sie sich davon überzeugen 
können, daß wir weder den Schulkindern einen 
Finger abschneiden, noch die Kinder niemals zu ihrer 
Heimath zurückzusenden gesinnt sind. Man möchte 
es nicht für möglich halten, daß sonst intelligente 
Eingeborene solchen Albernheiten Glauben schenken 
können. Jedoch ist es eine verbreitete Meinung, 
daß wir unseren Schulkindern einen Finger ab- 
schneiden, weshalb sich viele Kinder weigern, aus 
Angst hiervor, nach Jalult zu kommen. Wenn die 
von der Unbegründetheit dieses albernen Gerüchtes 
überzeugten Eltern sie dennoch zwingen, weinen sie 
bitterlich bei ihrer Ankunft, bis sie sehen, daß ihre 
zukünftigen Mitschüler noch alle im Besitz ihrer zehn 
Finger sind. 
AKus fremden KHKolonien und 
Produktionsgebieten. 
Ueuorganisation des französischen Rolonialgebiets 
in Westafrika. 
Ein Dekret des Präsidenten der französischen 
Republik vom 1. Oktober d. Is. unterstellt dem 
General-Gouvernement von Französisch-Westafrika 
1. die Senegalkolonie, 2. Französisch-Guinea, 3. die 
Zahnküste, 4. Dahomey (die letzteren drei Kolonien 
mit ihrer gegenwärtigen Abgrenzung) und 5. die
	        
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