Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

gegenwärtig eine Dependenz der Senegalkolonie bil- 
denden Schutzgebiete nebst den Gebieten am oberen 
Senegal und mittleren Niger, die von nun an unter 
der Bezeichnung „Senegambien und Nigergebiete" 
(Territoires de la Sénégambie et du Niger) in 
administrativer und finanzieller Hinsicht zu einem 
neuen Gemeinwesen zusammengelegt sind. 
Als Amtssitz des Generalgouverneurs ist Dakar 
bestimmt, während der Sitz der Regierung der 
Senegalkolonie in St. Louis bleibt. 
Der Generalgouverneur bestimmt nach Zustimmung 
des Gouvernementsraths und auf die Berichte der 
betheiligten Untergouverneure die Eintheilung der 
Verwaltungsgebiete in jedem Schutzgebiete und jeder 
Kolonie von Französisch-Westafrika. Diese Kolonien 
und Schutzgebiete besitzen Selbständigkeit bezüglich 
der Verwaltung und Finanzen mit der Maßgabe, 
daß die Senegalkolonie, Französisch-Guinea, die 
Zahnküste und Dahomey, je für sich, unter der Ober- 
hobeit des Generalgouverneurs von einem Kolonial= 
gouverneur, der den Titel eines Untergouverneurs 
führt, unter Beihülfe eines Generalsekretärs verwaltet 
werden. Senegambien und das Nigergebiet werden 
unmittelbar von dem Generalgouverneur oder in 
seinem Auftrage von dem Generalsekretär des General- 
gouvernements unter Beihülfe eines Verwaltungs- 
raths verwaltet. 
(Journal oflliciel de la République Française.) 
Der Pandel Französisch-Guineas im Jahre 100 j. 
Der Handel Französisch-Guineas, welcher sich in 
den Jahren 1896 bis 1900 stets in aussteigender 
Linie bewegt hatte, erlitt im Jahre 1901 einen 
ganz beträchtlichen Rückschlag. Der Werth desselben, 
welcher im Jahre 1900 24 430 071 Franken be- 
trug, fiel im Jahre 1901 auf 15727 186 Franken 
und wies somit einen Minderwerth von 8 702 885 
Franken auf. Die Ursache dieses Rückgangs lag in 
einer heftigen Krisis, die in dem Handel mit Kaut- 
schuk, dem wichtigsten Ausfuhrartikel Guineas, ein- 
getreten war. Da die Eingeborenen die Warnung 
der Regierung, sich nicht lediglich der Kautschuk- 
gewinnung zu widmen und darüber die Kultur 
anderer Produkte des Landes zu vernachlässigen, 
nicht beachtet hatten, so hatte der eingetretene Preis- 
rückgang des Kautschuks ihre wirthschaftlichen Ver- 
hältnisse derartig ungünstig beeinflußt, daß sie nicht 
in der Lage waren, ihre gewohnten Einkäufe zu 
machen. Die Folge war eine beträchtliche Abnahme 
der Einfuhr, die sich insbesondere bei Geweben, 
Getränken, Waffen und Munition, Ambra und 
Münzen zeigte. Wenn die betreffenden Zahlen aber 
auch ein keineswegs günstiges Bild der Handelslage 
dieser französischen Kolonie in dem verflossenen 
Jahre bieten, so ist doch zu hoffen, daß der Handel 
bei den reichen Bodenschätzen des Landes wieder zu 
seiner früheren Höhe gelangen wird. 
(Nach La Dépéche Coloniale.) 
  
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Ueber den Baumwollanbau in Sierra LCeone. 
In der Liverpooler Handelskammer hat kürzlich 
der Vorsitzende der Sektion für den Handel mit 
Afrika über die ersten Versuche mit dem Anbau von 
Baumwolle in Sierra Leone einige Mittheilungen 
gemacht. Er hat 100 Tons Samen dorthin geschickt, 
und die Berichte über den Stand der Anpflanzungen 
sind angeblich sehr gut. Als die günstigste Pflanz- 
zeit für diese Gegend wird die erste Septemberwoche 
angesehen. Bisher ist der Boden nur mit gewöhn- 
lichen Geräthen, wie sie die Eingeborenen des Landes 
zu verwenden pflegen, bearbeitet worden. Die ge- 
wonnene Baumwolle kann daher auch einen Vergleich 
mit der amerikanischen, welche auf hochkultivirtem 
Boden gewonnen wird, noch nicht aushalten, doch 
bestehen über die Verbesserung der Qualität derselben 
bei Verwendung moderner landwirthschaftlicher Ge- 
räthe keine Zweifel. 
(Nach einem Bericht des Kolonialen Beiraths bei der 
Kaiserlichen Botschaft in London.) 
Perschiedene Wittheilungen. 
Rolonial-Wirtschaftliches Romitee. 
Dem Bericht über die Sitzung des Arbeitsaus- 
schusses vom 29. Sept. 1902 entnehmen wir Folgendes: 
Bohrkolonne nach Deutsch-Südwestafrika. 
Von der am 27. November 1901 in Windhoek ein- 
getrossenen Bohrkolonne liegen Berichte des Kultur- 
ingenieurs beim Kaiserlichen Gouvernement, Herrn 
Watermeyer, vom 27. Mai und 11. August d. Is. 
vor, nach welchen die Bohrmeister Holst und Staebe 
elf Bohrungen im Windhoeker Gebiet ausgeführt und 
bei einer Durchschnittstiese von 60 Fuß vier Brunnen 
mit reichlich Wasser, fünf Brunnen mit geringen 
Wassermengen erschlossen haben; zwei Bohrungen 
waren ohne Erfolg. Das Verhältniß der Wasser 
ergebenden Bohrungen ist den in der Kapkolonie 
üblichen Ergebnissen etwa gleich. Auf Grund dieser 
Erfahrungen und im Hinblick auf die große Bedeu- 
tung der Wasserbeschaffung als Grundlage für eine 
gedeihliche wirthschaftliche Entwickelung der Kolonie 
beschloß das Komitee, weitere zwei Bohrkolonnen mit 
je drei Handdiamantbohrmaschinen nach Deutsch- 
Südwestafrika zu entsenden, und beauftragte die 
Leitung, die zur Ausführung des Beschlusses geeig- 
neten Maßnahmen zu treffen. 
Bienenzucht in Deutsch= Südwestafrika. 
Einen Antrag des Siedlers H. Wiese, Kl.-Windhoek, 
auf Zuwendung von Mitteln für Versuche zur Ein- 
führung einer rationellen Bienenzucht in Deutsch- 
Südwestafrika hat das Komitee angenommen. Gegen 
eine finanzielle Beihülfe von 1000 Mk. hat sich Herr 
Wiese verpflichtet: 1. Zehn Bienenvölker bester Zucht 
und Zubehör persönlich nach Deutsch-Südwestafrika 
zu überführen und dort einen Bienenstand als 
Demonstrationsobjekt für Lehrkurse zu errichten. 
2. Jedes Jahr im Januar oder Februar einen kosten- 
freien Lehrkursus für Europäer abzuhalten und jedes
	        
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