Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

thiere habe ich nicht bemerkt, wohl aber viele Hühner. 
Hunde sind bei den Owakwangaris selten und stehen 
sehr theuer im Preise. Es scheint, als ob sie auch 
gegessen werden. Sie sind von derselben Rasse wie 
die Kassernhunde im übrigen Lande, zeichnen sich 
aber vortheilhaft vor jenen durch gute Ernährung, 
Zutraulichkeit und weniger Neigung zum Stehlen aus. 
Wie schon mehrfach erwähnt, ist der Haupt- 
nahrungszweig und die Hauptbeschäftigung wenigstens 
des weiblichen Theils der Bevölkerung der Ackerbau. 
Die weit ausgedehnten und zahlreichen Felder sind 
ein schönes Zeugniß für den Fleiß der Weiber. 
Die Felder werden nicht im Ueberschwemmungs- 
gebiet des Okavango (außer Tabak und Kürbissen) 
angelegt, sondern auf den sanften Abhängen meist 
des nördlichen Höhenzuges oder der untersten Stufe 
desselben, welcher vielfach in Terrassen ansteigt. Die 
Art, wie die Eingeborenen die Felder für ihre Zwecke 
urbar machen, ist recht primitiv. Uebrigens ist dies 
eine Arbeit der Männer, allerdings auch die einzige 
dabei. In dem dichten Buschwald werden die Sträucher 
ausgerodet, die Stämme an den stärkeren Aesten ge- 
kappt und durch Anschlagen der Rinde am Fuß des 
Stammes zum Absterben gebracht. Sobald dies ge- 
schehen ist, ist das Feld zur Bearbeitung fertig. Die 
Baumstümpfe selbst bleiben stehen und überragen noch 
jahrelang die üppigen Felder, bis sie allmählich als 
Brennholz verbraucht werden, woran in diesen stark 
bevölkerten Gegenden ein großer Bedarf ist. Eine 
Umarbeitung des Bodens findet nicht statt. Mit einem 
Instrument, halb Hacke, halb Spaten, wird ein kleines 
Loch in die Erde gemacht und die Saat dem Boden 
anvertraut. Das Weitere überläßt man der Frucht- 
barkeit des Bodens und dem günstigen Klima. Zur 
Saat, welche im Januar stattfindet, nimmt man be- 
sonders gute Körner. Die gebauten Fruchtarten sind 
bereits erwähnt. Die Ernte wird Ende Mai und 
Anfang Juni vorgenommen. Der von dem auf- 
lockernden Gras und Gestrüpp befreite Boden wird 
durch den Regen allmählich fest. Es müßte also in 
weiteren Jahren eine Bearbeitung und Auflockerung 
stattfinden. Doch auch dies wird den Leuten erspart. 
Schon im ersten Jahre der Bearbeitung zieht eine 
solche Menge von Hamstern und anderem in Erd- 
höhlen wohnenden Gethier in die Felder ein, daß 
diese gewissermaßen das Pflügen für die nächsten 
Jahre besorgen. Natürlich machen diese Thiere sowie 
unzählbare Scharen von Perlhühnern, Frankolinen, 
Savannenhühnern, Fasanen und kleineren Vögeln 
viel Schaden, aber trotzdem bleibt die Ernte so er- 
tragreich, daß nicht einmal ein Versuch gemacht wird, 
die Thiere zu vertilgen. Wiederholt zwang mich 
der Sumpf, aus dem Thal auf abgeerntete Felder 
abzubiegen, aber stets waren dann die Wagen bei 
den zahlreichen größeren Erdhöhlen in Gefahr, um- 
zustürzen, und die Pferde mußten dort immer am 
Zaum geführt werden. 
Wenn das Feld einige Jahre Erträge geliefert 
hat, wird ihm eine mehrjährige Ruhe gestattet. 
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Schnell füllt es sich wieder mit Buschwerk, und 
wären nicht die kahlen, zum Himmel ragenden Aeste 
und Stämme, so könnte man nicht erkennen, daß, wo 
jetzt wüstes Gestrüpp dem Reisenden den Durchzug 
erschwert, vor Kurzem prangende Saaten grünten 
und reisten. Zuweilen verändern die Eingeborenen, 
um ihre weiter gerückten Aecker nicht zu fern zu haben, 
die Lage ihrer Werften. So waren mehrere Werften, 
die noch bei der Reise des Oberleutnants Volkmann 
bestanden, jetzt verlassen und verfallen. Zum Theil 
scheint allerdings auch die außergewöhnlich hohe 
Ueberschwemmung dieser Regenperiode Ursache dazu 
gewesen zu sein. 
Sur Statistik des Außenbandels von Deutsch- 
SLüdwestafrika im Jabre 190)#. 
Der Außenhandel von Deutsch-Südwestafrika im 
Jahre 1901 hat denjenigen des Vorjahres um nahezu 
3⅛ Mill. Mark übertroffen und mit 11 317000 Mk. 
den höchsten jemals verzeichneten Stand erreicht. Von 
der Zunahme gegenüber dem Jahre 1900 kommen 
3 107 000 Mk. auf die Einfuhr, 334000 Mk. auf 
die Ausfuhr. 
Seit 1897 hat der Außenhandel des südwest- 
afrikanischen Schutzgebietes die in der folgenden 
Uebersicht dargestellte Entwickelung erfahren: 
Einfuhr Ausfuhr Gesammthandel 
Mk. Mk. Mk. 
1897 4887 325 1246749 6 134 074 
1898 5 868 281 915 784 6 784 065 
1899 8941 154 1 399 4788 10 340 632 
1900 6 968 385 907 565 7875950 
1901 10 075 494 1 241761 11 317 255 
Die Einfuhr des Jahres 1900 war, hauptsächlich 
infolge der Schwächung der Kaufkraft der Bevölkerung 
durch die Wirkungen der Rinderpest, erheblich hinter 
derjenigen des Jahres 1899 zurückgeblieben. Dieser 
Rückgang ist durch die Steigerung der Einfuhr im 
Jahre 1901 nicht nur wieder gut gemacht, sondern 
beträchtlich überboten worden. Diese günstige Ent- 
wickelung ist neben der inzwischen wieder eingetretenen 
Hebung der inländischen Kaufkraft hauptsächlich der 
beträchtlichen Vermehrung der weißen Bevölkerung 
des Schutzgebietes zuzuschreiben. 
Von den einzelnen Positionen hat das lebende 
Vieh weitaus die größte Einfuhrsteigerung auszu- 
weisen, von 1577 Stück im Werth von 10 135 Mk. 
auf 38 956 Stück im Werth von 622 015 Mk. Das 
Vieh kam fast ausschließlich aus dem Kapland, und 
zwar mit den Burenfamilien, die mit ihren Heerden 
nach dem deutschen Schutzgebiet übergesiedelt sind. 
Man hat es also bei dieser Position mit einer ein- 
maligen und außerordentlichen Einfuhr zu thun; 
aber auch wenn man diesen Posten von der Gesammt- 
einfuhr des Jahres 1901 absetzt, bleibt immer noch 
eine Steigerung von 2½ Millionen Mark gegenüber
	        
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