Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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Werkstätte besteht, welche Kabel der erforderlichen 
Qualität herstellen könnte. Nur die Guttapercha- 
bekleidung des Kabels ist in Philadelphia angefertigt. 
Das Gewicht des verwendeten Kupferdrahtes be- 
trägt 500 Pfund pro Seemeile gegen 200 Pfund 
in den älteren Kabeln. Die Entfernung von Washington 
nach Meilen wird ungefähr 10 250 Meilen betragen, 
und zwar: 
Washington——San Francisco 3300 Meilen 
San Francisco—Honolulu. 2089 - 
Honolulu—Wake-Insel 2040 - 
Wake-Insel—Guam 12900 
Guam — Manila. . 1520 
gegen 14 000 Meilen auf dem alten Wege über 
Europa—Suez—Singapore—Hongkong—Manila. 
Für die Zwecke der Kabellegung hat das Ver- 
messungsschiff „Nero“, Comm. Hodges, im Jahre 1900 
zwischen Honolulu und Guam Lothungen vorgenommen, 
bei welcher Gelegenheit, nachdem an einer Stelle bei 
4913 Faden (9026 m) kein Grund erreicht worden 
war, eine Maximaltiefe von 5259 Faden (9636 m) 
konstatut wurde, die größte Meerestiefe, welche bis 
jetzt je gemessen worden ist. Ueber die Gestaltung 
des Meeresgrundes in jenen Gewässern wird noch 
Folgendes berichtet: Eine nahezu wagerechte Ebene 
mit weichem Schlamm, ideal für Kabelzwecke, erstreckt 
sich auf dem Meeresboden von Honolulu bis zu den 
Midway Inseln in einer durchschnittlichen Tiefe von 
2700 Faden (4940 m). Zwischen den Midway- 
Inseln und Guam bildet der Meeresboden in 
3100 bis 3200 Faden (5760 m) auch eine ebene 
Fläche, doch sind einige unterseeiche Risfse und Berg- 
züge vorhanden. Die ersten 1000 Meilen westlich 
von Midway sind vollständig eben mit Ausnahme 
einer vereinzelten unterseeischen Bergspitze nicht weit 
von Ozean-Insel, welche nur 82 Faden (150 m) 
unter dem Seespiegel legt. Eme kurze Entsernung 
östlich von der unterseeischen Erhebung, welche die 
Ladronengruppe bildet, liegt die obenerwähnte „Nero- 
Tiefe“. Es gelang, eine Umgehung derselben nach 
Norden zu auszufinden. Die Elstreckung dieser 
Nero-Tiefe nach Süden ist noch unbekannt und kann 
vielleicht noch größere als die von der „Nero“ ge- 
fundenen Tiefen aufweisen. In der Tiefe von 9326 m 
wurde eine Wassertemperatur von 2,25 gemessen. 
êP)16(M 
Die Fertigstellung des englischen Pacific. Rabels 
(Vancouver—Mueensland). 
Am 28. Oktober 1902 wurde das Pacific-Kabel 
fertiggestellt, und Glückwunschtelegramme zwiscken 
Mr. Chamberlain und dem Vozrsitzenden der Pa#fic- 
Cable Company Sir Spencer Walpole gewechselt. 
Dem öffemtlichen Verkehr soll das Kabel sobald als 
möglich übergeben werden. Die Gesellsichaft hastet 
für dasselbe nur bis 30 Tage nach semer Fertig- 
siellung 
Dieses neue Kabel verbindet Vancouver mit 
Queensland via Flamming—Fiji— Norsolk-Juseln, 
  
und mit ihm ist der britische Telegraphengürtel um 
die Erde geschlossen. Und zwar berührt derselbe, 
mit Ausnahme des portugiesischen Madeira und 
St. Vincent, nur britisches Gebiet. Während früher 
ein Telegramm von Canada nach Australien über 
den Atlantischen Ozean nach England, und von da 
durch das Rothe Meer oder um Afrika herum an 
seinen Bestimmungsort gehen mußte und auf diesem 
Wege etwa 12, zum Theil ausländische, Umschalte- 
stationen zu passiren hatte, sind es jetzt deren nur 3. 
In 30 Minuten kann eine Nachricht den ganzen 
Erdball umlaufen; eine Möglichkeit, deren militärische 
und kommerzielle Bedeutung nicht hoch genug zu 
schätzen ist. Außer dem Vorzug der Schnelligkeit 
hat diese Linie aber auch noch den Vorzug der 
Billigkeit gegenüber der europäischen, da der Tarif 
weniger als die Hälfte des letzteren beträgt. Man 
hat die jährliche Ersparnuß an Gebühren auf 
190 000 K berechnet. 
Das Proiekt des Pacific-Kabels reicht bis in 
das Jahr 1879 zurück, doch stellten sich seiner Ver- 
wirklichung immer neue Hindernisse in den Weg, 
die nicht zum mindesten in dem Wudrstand der 
Eastern-Telegraph-Company, welche ein Monopol 
für australische Kabel besaß, zu suchen sind. Erst 
die thatkräftigen Bemühungen Sir Sandford Flemings 
und die energische Unterstützung Mr. Chaomberlains 
brachten das Projekt zur Reife. Am 4. Dezember 1900 
nahm das Colomal-Office das Angebot der Telegraph- 
Construction and Maintenance Company, welches sich 
auf 750 000 K— belief, an. Gleichzeitig kam man 
überein, daß die Herstellungs= und Unterhaltungs- 
kosten, welche jährlich etwa 145 000 K betragen 
sollen, zu fünf Achtzehnteln von Großbritannien, der 
Rest von Australien und Canada getragen werden 
sollten. Im folgenden Februar wurde die Aussichts- 
behörde mit Sir Spencer Walpole als Vorsitzendem 
und erstem Vertreter Großbritanniens konstituirt. 
Außer Mr. Walpole war Großbritannien noch durch 
zwei, Australien durch drei und Canada durch zwei 
Mitglieder vertreten. Im August 1901 wurde 
schließlich in zweiter Lesung durch die Pacific-Cable- 
Bill eme Anleihe von 2 000 000 8 zu 3 pCt. be- 
willigt, deren Ueberschüsse den betheiligten Regierungen 
im Verhältniß ihres Zahlungsbeitrages zugute kommen 
sollten. (Nach einem Bericht der „Times“.) 
  
i'-r 
Titterakur. 
G. Meinecke: Deuticher Kolonial-Kalender und 
statistisches Handbuch für das Jahr 1903. 
Mk. 1.50. Berlin, Deutscher Kolonial-Verlag. 
Der beliebte Kalender bringt in knapper, über- 
sichtlicher Zusammenfassung wieder eine Fülle des 
Wissenswerthen und wird den Kolonial Interessenten 
auch in seinem neuen Jahrgange ein willkommenes 
Hülfsmittel sein.
	        
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