Dörfer (von der alten Plehnschen Route) dort im
Anbau begriffen waren. Der Plehnsche Weg von
Yokaduma über Djauholo nach Balaga scheint kaum
noch begangen zu werden. Die von der Nord-West-
Exvedition seinerzeit gefangen mütgeführten Merima-
häuptlinge hatte ich entlassen und der Expedition an-
geschlossen. Sie haben bei der Beschaffung von
Trägern in Yokaduma und bei Verhandlungen mit
Häuptlingen bis nach Mokbe hin recht gute Dienste
geleistet. In Mokbe habe ich sie in ihre Heimath
entlassen und bereits von ihnen eine Gesandtschaft
in Bertua mit der Meldung erhalten, daß der direkte
Weg Merima—Balaga durch die todte Zone in An-
griff genommen wäre. Der Vormarsch nach Mokbe
vollzog sich im Uebrigen bei schon beginnender Regen-
zeit in guten Märschen. Es wurde dabei die Beob-
achtung bestätigt, daß die Bertualeute noch nicht im
Stande find, Lasten des üblichen Gewichtes im Ur-
wald im Expeditionstempo zu tragen. Um bei dem
außerordentlich geringen Trägermaterial, das selbst
nach Hinzuziehung von Soldatenwelbern durch die
aufs Aeußerste beschränkten Lasten der Europäer und
die Munition fast aufgebraucht war, die dringendst
nothwendigen Tauschwaaren für die Verpflegung der
Expedition wenigstens nach Mokbe zu dirigiren,
stellte es sich als nörhig beraus, eine kleine Karawane
von Balagaleuten nach Yokaduma um Nachschub zu
entsenden.
Am 4. Juli traf die Expedition zum mehr-
tägigen Aufenthalt in Mokbe ein, um eingehende
Erkundungen über die seit der Nord-West-Expedition
durch das Auftreten der französischen Agenten in den
jenseits des Dume gelegenen Gebietstheilen einzu-
ziehen und um das Eintreffen des Nachschubs und
verschiedener detachirter oder erkrankter Soldaten
abzuwarten. Zwar statteten sämmtliche Dorfhäupt-
linge um Molbe ihre Besuche ab, und schien sich
auch die Lösung der Trägerfrage glatt zu vollziehen;
es stellten sich jedoch auch recht reichliche Uebergriffe
der Mokbeleute gegen die umwohnenden Stämme
heraus; vor Allem scheint es, daß die Mokbeleute
Gesandte von fast allen davorliegenden Makka-
stämmen am Weitermarsch nach Yokaduma hinderten
und theilweise sogar tödteten. Nur die Ueberlegung,
daß der dauernde Emfluß eines Europäers hier noch
nicht stattgefunden hat, daß die Mokbegegend der
einzige Ausgangspunkt für die großen unbewohnten
Urwälder nördlich Yokaduma bildet, und daß im
Rücken der Expedition auf der einzig benutzbaren
Straße im Uebrigen mehrere Weiße und Karawanen
der Südkamerun-Gesellschaft sich zur Zeit fortgesetzt
bewegten, hielt mich von sofortigen schärferen Repressa-
lien ab, die ich für den Wiederholungsfall den ver-
sammelten Häuptlingen jedoch in sichere Aussicht stellte.
Um die Wahrhen der semerzeit von der Nord-
West-Exvedition gemachten Erkundung, daß die
Mündung des Dume m den Kadei sehr nahe sei,
nachzuprüfen, benutzte ich den Aufenthalt in Mokbe
zu einem Vorstoß nach .Osten, der gleichzeitig die
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Erkundung eines neuen Weges nach Bertua zum
Ziele hatte. Am 7 erreichte ich mit einer stärkeren
Patrouille nach bereits einstündigem Marsch den
Dume nordöstlich von Mokbe. Das Uebersetzen nahm,
da viele Kanus vorhanden waren, wenig Zeit in
Anspruch, und auf dem anderen Dumeufer wurde
direkt am Flusse der ziemlich bedeutende Makkastamm
Bibalo erreicht. Es gelang sehr bald, die anfänglich
sehr scheuen Bewohner zurückzurufen, und die Leute
saßten schnell Zutrauen, wie sie durch Gestellung
von Führern, Auskunft über die Wegeverbindungen 2c.
bewiesen. Ein etwa zweistündiger Marsch durch
viele Bibalodörfer in Parklandschaft nach Osten
brachte mich zu dem recht bedeutenden Makkastamm
Besimbo. Auch hier war, nach anfänglichem Miß-
trauen, die Aufnahme eine vorzügliche. Diese Besimbo
waren erst seit kurzer Zeit in das deutsche Gebiet
eingewandert und hatten dementsprechend kaum
sertige Dörfer und zwar recht große, aber noch nicht
ertragfähige Farmen. Der außerordentlich starke
Makkastamm Bolese, in dessen Häuptlingsdorf Ndelele,
zwei Tage stromabwärts, sich eine Faktorei der fran-
zösischen Gesellschaft „La Haute Sangha“ schon seit
langer Zeit befindet, hatte gegen die Besimbo Krieg
geführt uud dieselben vertrieben. Der verständige
Besimbochef Bua, der auch außerhalb seines Stammes
großes Ansehen besitzt, erklärte mir, daß er schon
mehrfach versucht habe, mit dem Posten Yokaduma
in Verbindung zu treten, jedoch hätten Mokbe= und
Balugaleute seine Gesandten stets aufgehalten. Durch
ein für die Verhältnisse im Verwaltungsbezirk außer-
ordentlich dicht bevölkertes Land, in dem der starke
Besimastamm dicht gedrängt zusammensitzt, ließ er
mich am nächsten Tage zu der nur 1⅛/ Stunden
entfernten Einmündung des Dume in den Kadei
führen. Da, wie ich später konstatiren konnte, die
von Bua und seinen Leuten eingezogenen Erkun-
dungen zuverlässig waren, so dürften die er-
haltenen geographischen Ausschlüsse der Wahrheit
recht nahe kommen. Nach Rückkehr nach Bua er-
ledigte sich die Wege= und Führerfrage für den
weiteren Vormarsch der Expedition sehr schnell.
Auch hat Bua sein weitgehbendes Vertrauen dadurch
bewiesen, daß er die seit längerer Zeit bei ihm in
Kriegsgefangenschaft befindliche älteste Tochter Bertuas
ohne Weiteres der Expedition zur Auslösung mit-
gab, eine Angelegenheit, in der bei meinem letzten
Aufenthalt Bertua mehrfach die Hülfe der Ver-
waltung dringend erbeten hatte. Am 10. kehrte ich
nach Mokbe zurück. Nachdem ich dort des
außerordentlichen Trägermangels halber noch ein
weiteres Depot für die Exvpednion angelegt
hatte und während dieser Zeit in den Exer-
zirübungen der Truppe stetig fortgeschritten war,
konnte ich, allerdings noch immer ohne den er-
warteten Nachschub, am 14. den Weitermarsch
antreten. An derselben Stelle, wie vorher, wurde
der Dume überschritten, durch Bibalogebiet, dieses
Mal weiter im Norden, nach kurzem Marsch