Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Dörfer (von der alten Plehnschen Route) dort im 
Anbau begriffen waren. Der Plehnsche Weg von 
Yokaduma über Djauholo nach Balaga scheint kaum 
noch begangen zu werden. Die von der Nord-West- 
Exvedition seinerzeit gefangen mütgeführten Merima- 
häuptlinge hatte ich entlassen und der Expedition an- 
geschlossen. Sie haben bei der Beschaffung von 
Trägern in Yokaduma und bei Verhandlungen mit 
Häuptlingen bis nach Mokbe hin recht gute Dienste 
geleistet. In Mokbe habe ich sie in ihre Heimath 
entlassen und bereits von ihnen eine Gesandtschaft 
in Bertua mit der Meldung erhalten, daß der direkte 
Weg Merima—Balaga durch die todte Zone in An- 
griff genommen wäre. Der Vormarsch nach Mokbe 
vollzog sich im Uebrigen bei schon beginnender Regen- 
zeit in guten Märschen. Es wurde dabei die Beob- 
achtung bestätigt, daß die Bertualeute noch nicht im 
Stande find, Lasten des üblichen Gewichtes im Ur- 
wald im Expeditionstempo zu tragen. Um bei dem 
außerordentlich geringen Trägermaterial, das selbst 
nach Hinzuziehung von Soldatenwelbern durch die 
aufs Aeußerste beschränkten Lasten der Europäer und 
die Munition fast aufgebraucht war, die dringendst 
nothwendigen Tauschwaaren für die Verpflegung der 
Expedition wenigstens nach Mokbe zu dirigiren, 
stellte es sich als nörhig beraus, eine kleine Karawane 
von Balagaleuten nach Yokaduma um Nachschub zu 
entsenden. 
Am 4. Juli traf die Expedition zum mehr- 
tägigen Aufenthalt in Mokbe ein, um eingehende 
Erkundungen über die seit der Nord-West-Expedition 
durch das Auftreten der französischen Agenten in den 
jenseits des Dume gelegenen Gebietstheilen einzu- 
ziehen und um das Eintreffen des Nachschubs und 
verschiedener detachirter oder erkrankter Soldaten 
abzuwarten. Zwar statteten sämmtliche Dorfhäupt- 
linge um Molbe ihre Besuche ab, und schien sich 
auch die Lösung der Trägerfrage glatt zu vollziehen; 
es stellten sich jedoch auch recht reichliche Uebergriffe 
der Mokbeleute gegen die umwohnenden Stämme 
heraus; vor Allem scheint es, daß die Mokbeleute 
Gesandte von fast allen davorliegenden Makka- 
stämmen am Weitermarsch nach Yokaduma hinderten 
und theilweise sogar tödteten. Nur die Ueberlegung, 
daß der dauernde Emfluß eines Europäers hier noch 
nicht stattgefunden hat, daß die Mokbegegend der 
einzige Ausgangspunkt für die großen unbewohnten 
Urwälder nördlich Yokaduma bildet, und daß im 
Rücken der Expedition auf der einzig benutzbaren 
Straße im Uebrigen mehrere Weiße und Karawanen 
der Südkamerun-Gesellschaft sich zur Zeit fortgesetzt 
bewegten, hielt mich von sofortigen schärferen Repressa- 
lien ab, die ich für den Wiederholungsfall den ver- 
sammelten Häuptlingen jedoch in sichere Aussicht stellte. 
Um die Wahrhen der semerzeit von der Nord- 
West-Exvedition gemachten Erkundung, daß die 
Mündung des Dume m den Kadei sehr nahe sei, 
nachzuprüfen, benutzte ich den Aufenthalt in Mokbe 
zu einem Vorstoß nach .Osten, der gleichzeitig die 
  
606 — 
Erkundung eines neuen Weges nach Bertua zum 
Ziele hatte. Am 7 erreichte ich mit einer stärkeren 
Patrouille nach bereits einstündigem Marsch den 
Dume nordöstlich von Mokbe. Das Uebersetzen nahm, 
da viele Kanus vorhanden waren, wenig Zeit in 
Anspruch, und auf dem anderen Dumeufer wurde 
direkt am Flusse der ziemlich bedeutende Makkastamm 
Bibalo erreicht. Es gelang sehr bald, die anfänglich 
sehr scheuen Bewohner zurückzurufen, und die Leute 
saßten schnell Zutrauen, wie sie durch Gestellung 
von Führern, Auskunft über die Wegeverbindungen 2c. 
bewiesen. Ein etwa zweistündiger Marsch durch 
viele Bibalodörfer in Parklandschaft nach Osten 
brachte mich zu dem recht bedeutenden Makkastamm 
Besimbo. Auch hier war, nach anfänglichem Miß- 
trauen, die Aufnahme eine vorzügliche. Diese Besimbo 
waren erst seit kurzer Zeit in das deutsche Gebiet 
eingewandert und hatten dementsprechend kaum 
sertige Dörfer und zwar recht große, aber noch nicht 
ertragfähige Farmen. Der außerordentlich starke 
Makkastamm Bolese, in dessen Häuptlingsdorf Ndelele, 
zwei Tage stromabwärts, sich eine Faktorei der fran- 
zösischen Gesellschaft „La Haute Sangha“ schon seit 
langer Zeit befindet, hatte gegen die Besimbo Krieg 
geführt uud dieselben vertrieben. Der verständige 
Besimbochef Bua, der auch außerhalb seines Stammes 
großes Ansehen besitzt, erklärte mir, daß er schon 
mehrfach versucht habe, mit dem Posten Yokaduma 
in Verbindung zu treten, jedoch hätten Mokbe= und 
Balugaleute seine Gesandten stets aufgehalten. Durch 
ein für die Verhältnisse im Verwaltungsbezirk außer- 
ordentlich dicht bevölkertes Land, in dem der starke 
Besimastamm dicht gedrängt zusammensitzt, ließ er 
mich am nächsten Tage zu der nur 1⅛/ Stunden 
entfernten Einmündung des Dume in den Kadei 
führen. Da, wie ich später konstatiren konnte, die 
von Bua und seinen Leuten eingezogenen Erkun- 
dungen zuverlässig waren, so dürften die er- 
haltenen geographischen Ausschlüsse der Wahrheit 
recht nahe kommen. Nach Rückkehr nach Bua er- 
ledigte sich die Wege= und Führerfrage für den 
weiteren Vormarsch der Expedition sehr schnell. 
Auch hat Bua sein weitgehbendes Vertrauen dadurch 
bewiesen, daß er die seit längerer Zeit bei ihm in 
Kriegsgefangenschaft befindliche älteste Tochter Bertuas 
ohne Weiteres der Expedition zur Auslösung mit- 
gab, eine Angelegenheit, in der bei meinem letzten 
Aufenthalt Bertua mehrfach die Hülfe der Ver- 
waltung dringend erbeten hatte. Am 10. kehrte ich 
nach Mokbe zurück. Nachdem ich dort des 
außerordentlichen Trägermangels halber noch ein 
weiteres Depot für die Exvpednion angelegt 
hatte und während dieser Zeit in den Exer- 
zirübungen der Truppe stetig fortgeschritten war, 
konnte ich, allerdings noch immer ohne den er- 
warteten Nachschub, am 14. den Weitermarsch 
antreten. An derselben Stelle, wie vorher, wurde 
der Dume überschritten, durch Bibalogebiet, dieses 
Mal weiter im Norden, nach kurzem Marsch
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.