Contents: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

in deren rasender Strömung das Faltboot nicht be- 
nutzt werden konnte, war lebensgefährlich. Nachdem 
ich die Landschaft Ndokiti passirt hatte, erreichte ich 
am 28. Juli Jabassi und am 1. August d. Is. Duala. 
Deulfsch· Südwestafrika. 
Tabatbaun in Deutsch-Südwestafrita. 
Deutsch-Südwestafrika bietet für den Tabalbau, 
wie ja auch das übrige Südafrika, durchaus günstige 
Bedingungen. Dementsprechend wird von den 
Farmern vielfach Tabak gebaut. Es geschieht dies 
jedoch lediglich im Rahmen der Gartenkultur. Ganz 
besonders scheinen sich für Tabakbau die nördlichen 
Gebiete des Hererolandes zu eignen, wo z. B. bei 
Grootfontein und Okahandja bisher recht erfreuliche 
Erfolge erzielt sind. Aber auch der südliche Theil 
des Schutzgebietes, namentlich die an Flüssen ge- 
legenen Plätze, dürsten sich für die erwähnte Kultur- 
art sehr wohl eignen. Es sei auf die Gebiete des 
Fisch= und Oranje-Flusses hier besonders hingewiesen. 
An dem Tabakbau bethelligen sich auch die Ein- 
geborenen bisweilen mit gutem Erfolg. Während 
in früheren Jahren der Farmer Tabak nur für den 
eigenen Bedarf baute, ist in letzter Zeit verschiedent- 
lich das Bestreben hervorgetreten, in dem gebauten 
Tabak einen Handelsartikel für das Schutzgebiet zu 
schaffen. Der im Lande gezogene Tabak wird dem 
amerikanischen Plattentabak, der in der Marke „over 
the water“ zur Zeit noch den südwestafrikanischen 
Markt beherrscht, im Allgemeinen vorgezogen, weil 
er leichter ist. Da der Eingeborene ein leidenschaft- 
licher Raucher und an den Plattentabak gewöhnt ist, 
nimmt dieses Tabakfabrikat in der Tabakeinfuhr eine 
hervorragende Stelle ein. Wätbrend in den legzten 
fünf Jahren an Cigarren und Cigaretten zährlich im 
Durchschnitt etwas über 14 000 kg eingeführt 
wurden, betrug während des gleichen Zeitraums die 
Einfuhr von Plattentabak in das südwestafrikanische 
Schutzgebiet im Durchschnitt pro Jahr fast 42 000 kg. 
Als Beweis dafür, welcher Beliebtheit sich der 
Plattentabak unter den Eingeborenen erfreut, mag 
erwähnt werden, daß der Tabakplatte noch fast 
überall die Kraft eines Zahlungsmittels innewohnt. 
Der Reisende wird im Verkehre mit Eingeborenen 
leichter baares Geld als den Tabak entbehren 
können. 
Der Ertrag der Tabaksernten war während der 
letzten Jahre in stetem Steigen begriffen. Der 
Farmer hat gelernt einzusehen, welch gewinnreiches 
Produkt der Tabak darstellt. Im Verhältnisse zu 
früheren Jahren recht ansehnliche Mengen selbst- 
gezogenen Tabaks wurden im Jahre 1901 an den 
Plätzen Grootfontein, Okahandja und Gobabis zum 
Verkaufe angeboten und namentlich bei den Boeren 
rasch abgesetzt. Doch wird der südwestafrikanische 
Tabak auch von Weißen gern geraucht. Ein Farmer 
608 
im Südbezirk erlöste im abgelaufenen Jahre aus 
seiner Tabakernte etwa 6000 Mtk. 
Das Gouvernement hat unter richtiger Würdi- 
gung der Wichtigkeit der Tabakkultur für das 
Schutzgebiet eine Anleitung für Anbau und Be- 
handlung des Tabaks ausarbeiten lassen und in 
Farmerkreisen zur kostenlosen Vertheilung gebracht. 
Auch anläßlich der am 20. und 21. Juni d. Is. in 
Windhoek stattgehabten zweiten Landwirthschaftlichen 
Ausstellung hat die Schutzgebietsverwaltung ihr 
Interesse am Tabakbau dadurch bethätigt, daß drei 
Preise für im Lande gezogenen Tabak ausgesetzt 
worden sind. Sechs Konkurrenten hatten sich um 
die Preise beworben. Die prämürten Tabake waren 
als für afrikanischen Tabak sehr gut und dem 
Transvaaltabak guter Qualität gleichstehend erachtet 
worden. Die vier von der Damaraland Farm- 
Gesellschaft ausgestellten Sorten Habana, Cuboa, 
Porto Rico und Maryland erhielten als Sammlung 
den ersten Preis. In diesem Ausstellungsresultat 
dürfte ein weiterer Beweis dafür zu erblicken sein, 
daß man im Schutgebiete die Geeignetheit des 
Landes zum Tabakbau erkannt hat und bestrebt ist, 
diesen Kulturzweig auszugestalten. Daß diese Be- 
mühungen Aussicht auf klingenden Erfolg haben, 
mögen die nachstehenden Einfuhrziffern beweisen. 
Es wurden eingeführt: 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Cigarren und Andere 
Im Cigaretten Plattentabak Tabakfabrikate 
JahreMenge Werth Menge Werth Menge! Werth 
r M MW. iee ver. 
189713629 u#|802 784443326 6258 
1699 14 002 10 80 34670. 66 93414804 112 532 
1% 53 286 12.000/38 768 .7701665 17 900 
19000 15f996 119 357/45 3227 33 42613048 10 112 
190114000 108 300 550 6044 210000 
l 
Interessant ist an den vorstehenden Zahlen die 
stetige und nicht unerhebliche Zunahme der Einfuhr 
von Plattentabak, während die Zahlen für Cigarren 
und Cigaretten sich beinahe auf gleicher Höhe halten. 
Es entspricht dies den Landesverhältnissen, welche 
mit ihren Reisen zu Pferde unter möglichster Herab- 
minderung des Gepäcks den leicht transportablen 
Plattentabak empfehlen. Eine Schutzgebiets-Tabal- 
industrie würde daher zunächst die Fabrikation guten, 
leichten Plattentabaks im Auge zu halten haben. 
Ueber die Möglichkeit der Schaffung einer den 
Bedürfnissen des Schutzgebiets Rechnung tragenden 
Tabakindustrie sind in letzter Zeit zwischen der 
Kolonialverwaltung und dem deutschen Tabakverein 
unter Mitwirkung des Reichsamts des Innern ein- 
gehende Erörterungen geführt worden, wobei der 
deutsche Tabakverein sein lebhaftes Interesse an der 
Sache dadurch bethätigt hat, daß er die Frage des 
Tabakbaues und der Tabakfabrikation in Deutsch- 
Südwestafrika auf die Tagesordnung der am
	        
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