Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

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Nutzbarmachung unserer Kolonien und überseeischen 
Interessengebiete durch Bearbeitung der Transport- 
und Verkehrsfragen nunmehr auf eine breitere 
Grundlage stellt. Das Programm umfaßt u. a.: 
1. Unternehmungen in deutschen Kolonien, zwecks 
Rentabilitätsnachweis und Förderung von Einge- 
borenenkulturen und Plantagenkulturen: Baumwolle 
in Ost-, West= und Südwestafrika; Kautschuk und 
Guttapercha in Neuguinea, Ost= und Westafrika; 
Olfrüchte in Ost= und Westafrika; Faser= und Gerb- 
stoffe in Ost-, West= und Südwestafrika; Kakao, Thee, 
Tabak und Gewürze in Ost-, West= und Südafrika 
und der Südsee; Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten 
und Schädlingen; Förderung wirtschaftlicher Unter- 
nehmungen in Schantung. 2. Unternehmungen in 
deutschen Kolonien zur Lösung der Transport= und 
Verkehrsfrage: Technische und wirtschaftliche Studien 
afrikanischer Eisenbahnen fremder Nationen; generelle 
kaufmännische und technische Trassierung einer Eisen- 
bahn Kilwa— Nyassasee; spezielle Trassierung einer 
Essenbahn Kilwa—Nyassasee; wirtschaftliche Erkun- 
dung des Interessengebietes der in Trassierung be- 
griffene n Eisenbahn Vrctoria— Mundame; Bildung 
einer Togo-Eisenbahngesellschaft auf Grund der vom 
Komitee trassierten Linie Lome—Palime; technische 
und wirtschaftliche Untersuchungen zwecks Nutzbar- 
machung der wichtigeren Flüsse in Ost= und West- 
afrika; Einführung von fremdländischem Zucht= und 
Arbeitsvieh nach Ost-, West= und Südwestafrika; 
Bekämpfung von Viehseuchen, insbesondere der Surra- 
krankheit und des Texasfiebers in Ost= und West- 
afrika und der Pferdesterbe in Südwestafrika. 
3. Unternehmungen zur Wasserversorgung der deut- 
schen Kolonien, insbesondere Ausführung von Boh- 
rungen für Brunnenanlagen und Errichtung von 
Staudämmen für Tränk= und Bewässerungsanlagen 
in Deutsch-Südwestafrika. 4. Unternehmungen zur 
Schaffung und Förderung wirtschaftlicher Interessen 
im Auslande: wirtschaftliche und technische Studien= 
reisen nach Kleinasien, Agypten, Indien und Süd- 
amerika und Verwertung der Ergebuisse für die 
deutsche Volkswirtschaft und Kolonialwirtschaft; 
wasserwirtschaftliche Expedition nach dem Bagdadgebiet 
zwecks Schaffung von Unterlagen zur Wassernutzung 
durch deutsche Unternehmer; wissenschaftlich= wirt- 
schaftliche Versuchsstation in Südbrasilten zwecks 
Förderung der deutschen Siedelung. 
Baumwollanbau in Westafrika. 
Für die British Cotton-Growing Association, 
welche, wie bereits mitgeteilt, die Förderung des 
Baumwollanbaus in britischen Kolonien sich zur 
Aufgabe gesetzt hat, sind nach einer Notiy der „Times“ 
19 000 K gezeichnet worden. Behufs Verwirklichung 
ihrer gesteckten Ziele hat diese Gesellschaft vor kurzem 
einen Baumwollriachverständigen aus Texas engagiert, 
welcher Anbauversuche in Nordnigeria oder am 
  
Gambia anstellen soll. Die Reisekosten und Gehälter 
der Baumwollsachverständigen werden auf die Dauer 
von 1½ bis 3 Jahren von den einzelnen Kolonien 
gezahlt werden. Ebenso trägt die Regierung zwei 
Jahre lang auch die Transportkosten der Baumwolle 
zur Küste, während die Kosten der Weiterbeförderung 
nach England für den gleichen Zeitraum von der 
Gesellschaft Elder, Dempster & Co. übernommen 
worden sind. 
(Nach Mitteilungen des kolonialen Beirats bei der 
Kais. Botschaft in London.) 
Ebininverbrauch. 
Dem von der Firma Brückner, Lampe & Co. 
erstatteten Bericht über den deutschen Drogen= und 
Chemikalienhandel während des Jahres 1902 ent- 
nehmen wir: 
Die Chinarinden-Abladungen aus Java zu den 
Auktionen in Amsterdam betrugen: 
im Januar 470 000 J #iim Juli. 570 000 kg 
. Februar 262 000 = Augustv) 928 500 = 
-März 345 500 .= Sept. 479 000 - 
= April 500 000 Oktober 850 000 
= Mai 522 000 = -Nopvbr. 487 000 
-Juni 600 000 . Dezbr. 659 000 
  
Zusammen 6 678 000 kg 
gegen 6 399 500 kg in 1901. 
Der Durchschnittsgehalt dieser Chinarinden an 
schwefelsaurem Chinin betrug 5,51 pCt. gegen 5,45 
pCt. in 1901. Das im Laufe des Jahres 1902 
in Amsterdam verkaufte Quantum Chinarinden enthielt 
das Aquivalent von etwa 320 700 kg schwefelsaurem 
Chinin zum Durchschnittspreise von 6,90 Cts. per 
Unit gegen 8,30 Cts. in 1901. Das in London in 
demselben Jahre zum Verkauf gestellte Quantum 
Chinarinden repräsentiert einen Gehalt von etwa 
41 000 kg schwefelsaurem Chinin. Bei den Chinin= 
auktionen in Batavia wurden 1902 etwa 19 700 kg 
schwefelsaures Chinin verkauft, so daß im ganzen 
während des Jahres 1902 etwa 381 400 kg schwefel- 
saures Chinin in den Verkehr gekommen sind. 
Die Preise für Chinin gestalteten sich, wie folgt: 
per Kilo für schwefelsaures Chinin Ph. G. II als Basis: 
Januar . . ... 39 Mk. Juni . . . . . . 29 Mk. 
Februunrl. 41 September . . . 33 —- 
März 43 35 
April 37— Oktober-Dehr. 37— 
Mai . . . . .. 33 
Man ersieht hieraus, **“ trotz der großen Zu- 
fuhren von 6 673 000 kg der Preis des Chinins 
nicht stark beeinflußt worden ist. Die Ursache hierfür 
ist die fortdauernde Zunahme des Verbrauchs dieses 
unübertrefflichen Fiebermittels. 
*) Es ist dies das größte Quantum, welches je von 
Java in einem Monate abgeladen wurde.
	        
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