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wo aus die Anlage von Feldern und der Bau kleiner
Niederlassungen sich bald durch den fortwährenden
Zuzug bis zu dem etwa 8 km entfernten Dorfe
Nyanyani und ebensoweit an dem Wege nach Pan-
gani erstreckte. Gleichzeitig entstanden einige kleine
Dörfer nordwestlich und westlich von Tanga, nördlich
der Eisenbahn bis über den Weg nach Amboni hin-
aus, und Ansiedelungen bei Pongwe und Muyussi
sowie an den Inderansiedelungen.
Seitdem sind, angeregt durch die dauernde An-
frage nach Land an der Eisenbahn zur Anlegung
von Plantagen und durch den dadurch bedingten
Arbeiterbedarf, bei Pongwe südlich Kilometer 15 der
Bahn außer dem in Anschluß an die Inderansiede-
lung gebildeten Wanyamwesidorf noch weitere drei
Wanyamwesidörfer angelegt. Diese hier angesiedelten
Wanyamwesi mußten außer mit Ackergeräten und
Sämereien auch durch Zahlung von Verpflegungsgeld
bis zur ersten Ernte unterstützt werden. Jetzt nach
der Ernte ist die Ansiedelung gesichert, die Webersche
Pflanzung hat den Betrieb begonnen und wird soviel
Arbeiter brauchen, daß die weitere Ansiedelung von
Wanyamwesiarbeitern von selbst von statten gehen
wird. Em ferneres neues Wanyamwesidorf ist bei
Mwambani, nahe der Meeresküste, etwa 9 km südlich
von Tanga, im Entstehen begriffen. Hier ist nur
die Verteilung von Saatgut und Ackergeräten er-
forderlich, den Unterhalt können sich die neuen An-
siedler durch Gelegenheitsarbeiten in Tanga verdienen,
sonst werden sie auch von ihren schon länger seß-
haften Genossen unterstützt.
Bei Tangata und auch an den anderen Akiden-
sitzen sind selbständige Wanyamwesikolonien entstanden
und die Ansiedelungen bei Muhesa, am Kiuhui und
bei Niussi nehmen beständig zu. Am Wege von
Muhesa nach Derema trifft man bis zum Gebirge
kaum noch unbebautes Land. Hier haben sich Wa-
bondei mit Wanyamwesi und Manjema gemischt.
Auch in der Nähe der Kaffeeplantagen nimmt die
Besiedelung beständig zu. Die Arbeiterverhältnisse
sind dadurch schon erheblich besser geworden. Auf
einer der größten Plantagen melden sich fast wöchent-
lich 40 bis 50 Arbeiter mehr, als eingestellt werden
können, obschon der Lohn nur 16 Pesa beträgt.
Ein bedenklicher Umstand ist bislang immer ge-
wesen, daß verhältnismäßig wenig Wanyamwesi=
weiber vorhanden waren, es scheint aber doch, als
ob ihre Zahl nach und nach zunimmt. Jedenfalls
sind die Ansiedler ernstlich gewillt, hier zu bleiben
und großenteils ihre Angehörigen nachkommen zu lassen.
Als Ackergeräte sind den Wanyamwesi schwere
Plantagenhacken, auf etwa drei Mann ein Busch-
messer und, wo es erforderlich war, auch Axte zum
Waldschlagen gegeben. Ein großer Teil von Wan-
hamwesi, besonders von denjenigen, welche sich in
Bondei oder an den Plantagen angesiedelt haben,
hat die Unterstützung des Bezirksamtes indessen gar
nicht in Anspruch genommen. Es sind bislang an
Wanyamwesi ausgegeben: 1909 Hacken, 671 Busch-
messer, 184 Axte. Unter Einrechnung der Weiber
und Kinder mit Berücksichtigung des vorerwähnten
Umstandes, daß einer großen Anzahl von Leuten
Geräte nicht geliefert sind, schätze ich die Zahl der
angesiedelten Wanyamwesi auf 3000 Köpfe, davon
wohnen im Umkreise von etwa 10 km von der
Stadt Tanga ungefähr 1200.
An Saatgut sind bislang verteilt: Mtama, Erd-
nüsse, Chiroko, Kunde, Mais und Sesam.
Die diesjährige Ernte war befriedigend mit Aus-
nahme von weißem Sesam. Diese Art will, wie
sich wieder ergeben hat, im Norden der Kolonie aus
mir nicht bekannten Gründen nicht recht gedeihen,
während schwarzer Sesam hier bei weitem besser
fortkommt.
Wenn auch von der Ausfuhr von Ackerbaupro-
dukten der Eingeborenen im Jahre 1902, nämlich:
Getreide 332 955 lbs., Sesam 225 142 lbs., ein
großer Teil dem günstigen Jahre zu verdanken ist,
so sind doch zweifellos auch die Wanyamwesiansiede-
lungen trotz ihres erst kurzen Bestehens schon daran
beteiligt. Die Hauptaufgabe muß indessen darin ge-
sehen werden, die Reiseinfuhr, welche im Jahre 1902
immer noch 3731 798 lbs. betragen hat, zu ver-
ringern. Die Ausfuhr von Getreide zeigt, daß die-
jenigen Eingeborenen, welche sich an Reisnahrung
gewöhnt haben, nicht gewillt sind, diese durch Ge-
treide ersetzen zu lassen, und sei es auch noch so
wohlfeil. Es muß deshalb versucht werden, die
Wanyamwesiansiedler und auch die übrigen Einge-
borenen zur Anlage größerer Reisfelder zu bewegen.
Es ist Saatreis zur Verteilung in Mombo bestellt
geeignetes Land ist genügend vorhanden.
Den Inderansiedelungen ist das verflossene
Jahr trotz des reichlichen und gut verteilten Regens
kein günstiges gewesen. Die indischen Ansiedler haben
sich zwar inzwischen besser an das Klima gewöhnt,
doch ist das Texasfieber unter dem Rindvieh noch
nicht erloschen, auch ist in den Feldern durch In-
sekten, Wildschweine, Vögel und Uberschwemmung
viel Schaden angerichtet. Um die Inderansiedler an
besser arbeitende Ackergeräte zu gewöhnen und für
die Neger noch mehr vorbildlich zu machen, soll jetzt
versucht werden, die primitiven indischen Hakenpflüge
und Säegeräte durch leichte deutsche Pflüge, Eggen
und Handsäemaschinen zu ersetzen. Diese Geräte
treffen nächstens ein, so daß die Ausbildung der
Inder mit denselben bis zum Beginn der Regenzeit
beendet sein kann. Anbauversuche mit indischer und
ägyptischer Baumwolle haben ergeben, daß erstere
schlecht, letztere dagegen gut gediehen ist. Das An-
siedelungsunternehmen des Inders Meta Pratapsin
macht Fortschritte. Anfang Dezember hatte er etwa
80 ha Land unter Kultur, seitdem ist aber für neue
indische Ansiedler schon wieder Wald geschlagen, und
Meta selbst will nach Indien fahren, um solche zu
holen. Auf der Metaschen Ansiedelung arbeiten zur
Zeit zehn Inder, drei verheiratete von diesen haben