Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

bündeten Bertuas. Bertua selbst muß zu diesem 
Baiastamme nicht allzugroßes Vertrauen gehabt haben, 
denn er sowohl wie sein Sohn und engerer Anhang 
baben in Nungbako nicht standgehalten, sondern sind 
bereits am Abend vorher, zunächst unbekannt wohin, 
aufgebrochen. 
Informationsreise des Bezirksrichters Diehl in den 
südlichen Ceil des Be zirksamts MRribi. 
III. (Schluß.) 
Frühzeitig noch bei Dunkelheit verließen wir am 
anderen Morgen das Lager und marschierten den 
ganzen Tag hindurch ohne Rast dem Flusse entlang, 
welcher nun immer mehr westliche, dann südwestliche 
und sogar südliche Richtung nahm. Nirgends waren 
Anzeichen zu erblicken, daß menschliche Ansiedelungen 
in der Nähe wären oder daß jemals ein Mensch in 
diese Gegend gekommen wäre. In dieser völlig 
menschenleeren Wildnis, einem natürlichen Schutz- 
und Schongebiet für Elefanten und Büffel, hätte mir 
die Ernährung der Karowane wohl große Sorgen 
bereiten können, wenn nicht nachmittags 4½ Uhr eine 
Herde von fünf Elefanten kurz vor uns den Fluß 
überschritten hätte, von welchen ich den letzten gerade, 
als er im Gebüsch des anderen Ufers verschwinden 
wollte, mit einem Schusse durch den Kopf zur 
Strecke brachte. 
Das Lager wurde sofort aufgeschlagen. Die, 
welche schwimmen konnten, schwammen über den 
Fluß, schnitten gewaltige Stücke Fleisch ab, banden 
es an Lianen und brachten es nach sich durch das 
Wasser schleppend herüber. Ein großes Essen begann. 
Immer wieder wurden die Töpfe über dem Lager- 
feuer gefüllt und geleert. Und so aßen die Leute 
unaufhörlich bis tief in die Nacht. Dazu erzählten 
sie sich gegenseitig immer wieder wohl hundert Mal 
den Hergang, wie der Elefant geschossen wurde, 
ahmten den Schuß und das Gestöhn des Elefanten 
nach und brachen dann jedesmal in ein fürchterliches 
Gelächter aus. 
Das Fleisch, das nicht aufgezehrt werden konnte, 
wurde oberflächlich geräuchert und auf den Weiter- 
marsch mitgenommen. Ein fetter, unangenehm süß- 
licher Geruch begleitete von nun an die Karawane. 
Trotz größter Anstrengung kamen wir nur sehr 
langsam vorwärts. Abgesehen davon, daß der Weg 
mit dem Haumesser erst geschlagen werden mußte, 
verursachten die zahlreichen, tief eingeschnittenen Ne- 
benflüsse mit ihrem zähen, schlammigen Untergrunde 
großen Zeitverlust. Ein reißender, breiter Bach 
mußte durch Umschlagen von Bäumen erst überbrückt 
werden, damit wir ihn überschreiten konnten. Ich 
glaube nicht, daß wir in diesen Tagen in der Stunde 
mehr als 2 km zurücklegten. Gegen Abend des 
1. Dezember gelangten wir zur Mündung des Kom 
in den Lobe. Als ein etwa 50 m breiter und durch- 
* Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1903, S. 147 u. 174. 
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schnittlich 1 m tieser Fluß kommt er in starken 
Schnellen von Süden her und gibt durch die Wucht 
seines Anpralles dem Lobe von nun an wieder eine 
nordwestliche Richtung. Hier fanden wir Spuren 
eines Lagers von Eingeborenen, vermutlich Leuten 
von Ngos, welche von hier aus Kautschuk sammelten 
oder Fischfang betrieben. 
Am 2. Dezember setzten wir etwas oberhalb 
unseres Lagers über den Kom und solgten dann 
wieder talabwärts dem Lobe (NW). Ein breiter 
Elefantenpfad, den wir für einen Weg hielten, führte 
uns vom Lobe weit ab, und mühsam mußten wir 
uns wieder zum Flusse zurückschlagen. Schon am 
frühen Vormittag war das Rauschen eines starken 
Wasserfalles zu unseren Ohren gedrungen, aber erst 
nachmittags gegen 3 Uhr erreichten wir ihn. In 
reißenden Schnellen von Osten kommend bricht sich 
der Fluß in gewaltiger Brandung an den Felsen 
eines sich ihm in den Weg schiebenden Bergrückens, 
und einen kolossalen Strudel bildend, stürzen die 
Wasser in enger Schlucht gegen Norden wohl 20 m 
tief hinab. Etwa eine Stunde unterhalb des Wasser- 
falles auf einer Sandbank des Flusses schlugen wir 
zum siebenten Mal unser Lager in der Wildnis auf. 
Wir waren noch nicht lange am anderen Morgen 
marschiert, als wir auf frischgestellte Fallen und bald 
darauf auf die Reste eines Lagerfeuers stießen. Hier 
und da glaubten wir die Spuren eines Weges zu 
entdecken, und gegen Nachmittag nach Durchquerung 
eines Sumpfes, in welchem zahlreiche Büffelspuren 
sich vorfanden, erblickte das geübte Auge des Buli- 
häuptlings die etwa zwei Tage alten Fußspuren 
eines Eingeborenen. Diesen folgend, erreichten wir 
bald einen deutlich ausgeprägten Pfad und etwas 
vom Flusse nach Westen abbiegend nach weiteren 
zwei Stunden eine Lichtung, auf welcher die Reste 
eines zerstörten Dorfes zu sehen waren. 
Ndum, am Wege von Groß--Batanga—Ngos— 
Sassun gelegen, war es. 40 Minuten später quar- 
tierten wir uns in dem kleinen, neuangelegten Dorfe 
Buema ein, einer Zweigniederlassung des großen, 
jenseits des Lobe gelegenen Dorfes Buema. 
Eine volle Stunde benötigten wir am nächsten 
Morgen, um auf der äußerst primitiven Brücke über 
den Lobe zu setzen, und marschierten dann auf dem 
größtenteils unter Wosser stehenden Wege in drei 
Stunden nach dem Hauptdorf Buema (60 bis 
70 Hütten), das aus mehreren zusammenhängenden 
Dörfern besteht. Von hier aus gingen wir über 
die Dörfer Mwula und Atamm, überschritten auf 
schlechter Brücke den 40 bis 50 m breiten, sehr tiefen 
Fluß Njette, der in den Lobe fließt, und übernach- 
teten in dem großen Dorfe Nkoakoa. Nachts 2 Uhr 
brach ich auf, eilte mit Madola und dem Dolmetscher 
voraus und erreichte früh 9 Uhr das erste Mabea- 
dorf Sioku, am rechten Ufer des nun schiffbaren 
Lobe gelegen, setzte in einem kleinen Batanga-Kann 
zu dem auf dem linken Ufer gelegenen größeren 
Mabeadorf Monja über, requirierte hier große Kanus
	        
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