Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Überschwemmung wird allerdings wohl erforderlich 
werden. Die Breite des Nunflusses wechselt stark. 
An der Brückenstelle beträgt sie 6 m. 
Auf diese geringe Ausdehnung verengert sich der 
Fluß von 60 m Breite ganz plötzlich, so daß eine 
schnellenartige Strömung entsteht. Im übrigen ist die 
Wasserbewegung eine überaus träge, was sich daraus 
erklärt, daß die Höhe des Wasserspiegels östlich 
Bagam bei 1230 m Höhe nur wenige Meter nied- 
riger liegt als bei dem Ubergang zwischen Babessi 
und Bangola. Der Punkt der Schnellen ist geeignet 
zur Anlage einer hohen Uberbrückung, da felsiger 
Untergrund und die natürliche Gruppierung großer 
Blöcke einer Brücke den nötigen Halt und Schutz 
gegen Hochwasser gewähren. Eine hochgeführte 
Brücke, die auf den felsigen, steil abfallenden Ufern 
aufliegen könnte, ist erforderlich, da während der 
Regenzeit der Fluß ungewöhnlich steigt. Sein Uber- 
schwemmungsgebiet reicht auf beiden Seiten einige 
Kilometer weit. Der jetzt erbaute Ubergang ist als 
Unterlage für Pfeiler der eigentlichen Brücke gedacht 
und dementsprechend tiefer angelegt. Der vorhandene 
Holzreichtum genügt. 
Bamum selbst wurde am 13. April erreicht. 
Von den bisher bekannten Stämmen ist Bamum 
weitaus der mächtigste, entsprechend seiner Größe 
und vor allem seiner wohlgeordneten und einheit- 
lichen Organisation. Bamum liegt 1220 m hoch, 
fast in gleicher Höhe wie der Fluß. Der Abstieg 
gegen Osten beginnt erst weit hinter der Stadt. 
Die Bezeichnung als solche ist wohl angebracht, da 
die Größe sowie die Ordnung der Straßenanlagen, 
die regelmäßige Anordnung der Häuser und die 
überall herrschende Sauberkeit den Namen „Stadt"“ 
rechtfertigen. Bamum ist befestigt, zwei Gräben von 
etwa 6 m Tiefe bei 4 m Breite und eine starke 
Umwallung mit mehreren Toren schützen dasselbe. 
Mehrere Vor= und Farmdörfer schließen sich an die 
eigentliche Stadt an, in welcher eine größere Haussa- 
niederlassung in eigenem Viertel untergebracht ist. 
Der Oberhäuptling Joia, für welchen schon die Be- 
zeichnung Lamido angewendet wird, ist ein Mann, 
der die gehegten Erwartungen in jeder Hinsicht er- 
füllt hat. Joia ist ein großer Freund des deutschen 
Wesens und hat wiederholt seine Ergebenheit be- 
wiesen. Die persönliche Bedeutung dieses Mannes, 
seine verhältnismäßig große Bildung und Auf- 
fassungsgabe erheben ihn weit über die andern 
Häuptlinge des Bezirkes. Diese seine Eigenschaften, 
zu deren Betätigung ihm die Hilfsquellen eines 
ausgedehnten und volkreichen Landes zur Verfügung 
stehen, lassen ihn als besonders geeignet erscheinen, 
zur Verbreitung von Kultur, zur Entwicklung des 
Handels beizutragen. 
Empfang und Verpflegung waren großartig. 
Was ich gesehen habe, machte einen wohlgeordneten 
Eindruck, der bei der schrankenlosen Autorität Joias 
für ihn selbst das beste Zeugnis ist. Sehr sym- 
pathisch wirkt das achtungsvolle Verhalten sowohl 
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des Lamidos als seiner Untertanen gegen die Mutter 
Joias. Dieselbe, namens Na, genießt hohes An- 
sehen und ist eine kluge und gewandte Frau, die, 
wie ihr Sohn, bei aller Bescheidenheit des Auf- 
tretens eine ausgesprochene Persönlichkeit besitzt. 
Joia erklärte sich hocherfreut über die Aussicht, 
mit den Deutschen im Westen in Berührung zu 
kommen, und war bereit, eine Handelskarawane in 
nächster Zeit abgehen zu lassen. 
Der Marktverkehr ist recht beträchtlich. Es 
mögen gegen 4000 Menschen auf dem Marktplatze 
versammelt gewesen sein, als ich denselben besuchte. 
Auch dabei ist eine musterhafte Ordnung beobachtet 
worden. Es wird täglich Markt abgehalten. Den 
einen Tag findet der Markt in dem Haussoviertel, 
den andern auf dem Häuptlingsplatze statt. Von 
Zeit zu Zeit ist Elfenbein= und Pferdemarkt neben 
dem gewöhnlichen, auf welchem ein Austausch von 
Landesprodukten und gewerblichen Erzeugnissen (Eisen- 
arbeiten und Baumwollstoffe) stattfindet. Ein be- 
liebtes Zahlungsmittel ist die Kaurimuschel, Geld 
habe ich nicht gesehen. 
Die Pferde scheinen aus Ngaundere und Ban- 
gato, das Elfenbein aus letzterem zu kommen. 
Der Aufenthalt in Bamum führte zum Aus- 
tausch gegenseitiger Höflichkeitsbesuche, wobei der 
Häuptling ein Gefolge von mehreren hundert Mann 
stets mitbrachte und, wenn ich ihn aufsuchte, ein 
solches von 1500 bis 2000 Mann um sich ver- 
sammelt hatte. 
Das Häuptlingsgebäude ist mit etwa 90 m 
Frontbreite am Ende des riesigen Marktplatzes er- 
richtet und in vorzüglich erhaltenem Zustande. Groß 
ist der Reichtum an Kleinvieh, welches einen Haupt- 
artikel für den Küstenhandel abgeben wird, wenn 
einmal die Straßenverhältnisse andere geworden 
sind. Den bisherigen Weg über Babanki—Tungo— 
Babessi halte ich für ungeeignet aus folgenden 
Gründen: 
1. Er bedeutet einen großen Umweg und 
2. Er hat den Aufstieg bei Babanki-Tungo so- 
wie den Abstieg bei Baminyi zu überwinden. Es 
wird deshalb die Anlage einer Straße Bamum— 
Bagam—Ffontem seitens der Station zur Hebung 
des Handels mit Bamum und dem Südbezirke in 
Vorschlag gebracht. 
Von Bamum ist der Nun bequem in drei Tagen, 
Babadyu in zwei weiteren zu erreichen, wobei keine 
Erhebungen von solcher Bedeutung überwunden 
werden müssen wie auf der Nordstraße. Der Miß- 
stand, daß die Station dann nicht mehr die Straße 
beherrscht, ist auszugleichen durch Anlage eines 
Offizierpostens an dem vorgeschlagenen Weg. Er- 
forderlich wird ein solcher doch über kurz oder lang 
werden, wenn die Entwicklung des Bezirks fort- 
schreitet. Bezüglich dieser erwünschten Entwicklung 
hängt nach diesseitiger Ansicht viel von den guten 
Beziehungen zu Bamum ab. Ein ständiger Ver- 
kehr der Station mit demselben ist notwendig, und
	        
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