Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

importiert. Unter ihnen spielt verzinktes Wellblech 
eine große Rolle, welches hauptsächlich von England 
eingeführt wird. Es findet sowohl in der Stadt 
Lagos wie im Innern der Kolonie, bei den Euro- 
päern und Eingeborenen Verwendung. Wellblech- 
tafeln von 6 bis 8 Fuß Länge sind die gebräuch- 
lichsten. Eingeborene betreiben die Herstellung von 
Tonnen und Fässern, namentlich zur Ausfuhr von 
Palmöl. Indessen werden dazu Faßdauben, Eisen- 
reifen, Nieten, Nägel, Haken und sonstige Zutaten 
vom Auslande eingeführt. Diese Teile werden alle 
einzeln bezogen, um die Schiffsfracht soviel wie 
möglich zu reduzieren. 
(Nach La Dépeche Coloniale.) 
  
Sebrazähmung in Britisch-Ostafrika. 
Das „Journal of the Society of arts“ ver- 
öffentlichte unlängst einen Bericht des Tierarztes 
R. Stordy in Britisch-Ostafrika über das Einfangen 
und die Zähmung von Zebras, wonach die einge- 
fangenen Tiere sowie zwei Füllen, die später in der 
Boma geboren wurden, außerordentlich zahm geworden 
sind. „Sie grasen jetzt häufig wenige Schritt von 
den Zelten meiner Leute, die innerhalb der Boma 
aufgeschlagen sind, und ich hoffe, daß wir bald mit 
dem Zureiten der jungen Tiere beginnen können.“ 
Perschiedene Mitteilungen. 
Sur Malariabekämpfung. 
Vor einiger Zeit erschien in der Tagespresse ein 
Artikel, in welchem auf eine in Westafrika vorkom- 
mende Pflanze Ocimum viride (Willd.) aus der 
Familie der Labiaten aufmerksam gemacht wurde, 
die geeignet sein sollte, Moskitos zu vertreiben. Nicht 
allein wurde schon einer einzelnen Pflanze die Wir- 
kung zugeschrieben, einen Wohnraum von Moskitos 
zu befreien und frei zu halten; Dr. Roberts in 
Liberia, hieß es, pflege auch in Fieberanfällen einen 
Aufguß der Pflanze an Stelle von Chinin zu reichen; 
mit welchem Erfolg, ward nicht mitgeteilt. Auch der 
bekannte Indienforscher George Birdwood hat sich 
in einem Artikel in der „Times“ dahin ausgesprochen, 
daß diese Pflanze (Oc. viride) in Indien seit langem 
bekannt und gegen Moskitos und Malaria in Ge- 
brauch sei. Uberhaupt wird einer Reihe von Pflanzen 
eine Moskitos vertreibende Wirkung beigelegt; so hat 
man in Italien besonders Versuche mit Sonnen= 
blumen und Eukalyptusarten gemacht; ein irgendwie 
nennenswerter Erfolg ist jedoch bisher nicht zu ver- 
zeichnen gewesen. 
Die Kolonial-Abteilung des Auswärtigen Amtes 
hat aus den erwähnten Veröffentlichungen indessen 
neuerdings Veranlassung zu einer eingehenden Prü- 
fung der Frage genommen. Herr Geh. Reg. Rat 
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Professor Dr. Engler, Direktor des Königlichen Bo- 
tanischen Gartens in Berlin, äußert sich über die 
Moskitopflanze folgendermaßen: „Die Labiate OCci- 
mum viride Willd. ist eine in Westafrika weit ver- 
breitete Pflanze, welche einen eigentümlichen, aroma- 
tischen Geruch besitzt und von den Eingeborenen als 
Tee gegen Fieber und als schweißtreibendes Mittel 
ganz allgemein benutzt wird. Es ist sehr wohl 
denkbar, daß die Pflanze infolge ihres starken Geruches 
von den Moskitos gemieden wird und insofern einen 
gewissen Schutz gegen diese Insekten gewährt.“ Die 
aus den Schutzgebieten eingeforderten Berichte haben 
bisher jedoch ein negatives Resultat über die Nutz- 
barkeit der Pflanze sowohl im Sinne der Vertreibung 
der Moskitos als auch der Malariabekämpfung er- 
geben; in Deutsch-Neu-Guinea ist das Vorkommen 
der Pflanze überhaupt nicht beobachtet worden. Auch 
der verdienstvolle Malariabekämpfer Major R. Roß 
spricht sich in einem an den Kolonialbeirat der Kaiser- 
lichen Botschaft in London gerichteten Brief sehr 
skeptisch aus, ebenso kommt der Direktor des bota- 
nischen Gartens in Kew, der die Moskitopflanze zum 
Gegenstand näherer Nachforschung gemacht hat, zu 
einem wenig befriedigenden Resultat, welches die 
„Times“ in einem längeren Artikel veröffentlicht hat. 
Vielleicht darf man sich mehr von einer in der 
Londoner „Daily Mail“ aus Newyork veröffentlichten 
Notiz versprechen. Nach dieser hat Dr. Shiles vom 
Public Health Service of Walshington einen Parasiten 
entdeckt, der imstande ist, Moskitos zu töten. Es 
bleibt abzuwarten, inwieweit diese Entdeckung zum 
Nutzen der Schutzgebiete wird Verwendung finden 
können; vorläufig ist und bleibt die ultima ratio 
zur Bekämpfung der Malaria das Chinin. 
Die Weltproduktion von Mautschuk. 
Dieselbe kann schätzungsweise auf 54 000 Tonnen 
angenommen werden. 1900 wurde die Weltproduk- 
tion auf 57 000 Tonnen geschätzt. Die Verteilung 
auf die einzelnen Erzeugungsgebiete ist die folgende: 
  
1900 1902 
Tonnen Tonnen 
Brasilien, Peru, Bolivien. 25 000 30 000 
das übrige Südamerika 3 500 1000 
Zentralamerika und Mexiko 2500 2000 
Straits Settlements und Depen- 
denzen, Ceyoloao — 1000 
Ost--, Westafrika und Kongo 24000 20 000 
Java, Borneo, Archipel 1 000 – 
Madagaskar, Mauritius 1 000 — 
Indien, Burmah, Ceylon. 500 — 
Zusammen 57500 54 000 
(Nach „Industrie et Commerce de Caoutschouc“ 
Nr. 6 1903.) 
 
	        
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