Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Heil- und Nutzpflanzen und Material von Krank- 
heiten der wichtigsten auf Java kultivierten Gewächse. 
Zum Schlusse möchte ich nicht unterlassen her- 
vorzuheben, daß ich mich während meines Aufent- 
haltes auf Java der weitgehendsten Unterstützung 
seitens des damaligen Kaiserlichen Generalkonsuls in 
Batavia, Herrn von Syburg, zu erfreuen hatte, und 
daß mich sämtliche Beamten des Botanischen Gartens 
in Buitenzorg und der Regierungsplantagen bei 
meinen Arbeiten in zuvorkommendster Weise ge- 
fördert haben. 
Auf der Reise von Java nach Deutsch-Ostafrika, 
wo ich im Auftrage des Kaiserlichen Gouvernements 
die dort auftretenden Getreidekrankheiten zu bear- 
beiten hatte, machte ich in Singapore und in 
Aden einen je achttägigen Aufenthalt. In Singa- 
pore widmete ich mich dem Studium des dortigen 
großen botanischen Gartens und der Vegetations- 
verhältnisse des Urwaldes. Bei dieser Gelegenheit 
lernte ich die dortigen Kulturversuche mit Gutta- 
perchapflanzen kennen, die sich zwar nicht im ent- 
ferntesten mit den analogen Anpflanzungen der 
Holländer auf Java vergleichen lassen, für mich 
aber immerhin eine lehrreiche Ergänzung meiner 
Kenntnisse lieferten. 
Von Aden aus unternahm ich eine kleine Reise 
in das Hinterland zum Studium der Wüstenflora 
und der südarabischen Oasen-Kulturen. 
  
Maschinen zur exportfähigen Bereitung der Produkte 
der ölpalme. 
Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee versendet 
folgende Mitteilung: 
Ein kolonialer Erfolg von bahnbrechender Be- 
deutung für die Olpalmenkultur in West= und Zentral- 
afrika ist durch die Lösung der Preisaufgabe des 
Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees auf Erfindung 
einer maschinellen Bereitung der Produkte Palmöl 
und Palmkerne erzielt. Die Olpalme Elaeis Guinensis 
ist nach Professor Preuß, dem bisherigen Leiter des 
botanischen Gartens zu Victoria, die einzige Nutz- 
pflanze der Welt, welche ohne Kultur in ununter- 
brochener Zeitfolge viele Jahrzehnte hindurch, und 
ohne die geringste Erschöpfung zu zeichen, reiche 
Erträge liefert. Der jährliche Export von Palmöl 
und Palmkernen beträgt heute über 50 Millionen 
Mark, an dem Togo und Kamerun allein mit etwa 
7 Millionen Mark beteiligt sind. Dabei wurden 
die Produkte bisher ausschließlich in primitivster 
Weise durch die Eingeborenen mit der Hand bereitet; 
etwa zwei Drittel des in den Früchten enthaltenen 
Palmöls geht bei der jetzigen Bereitungsart einfach 
verloren. 
Die maschinelle Erntebereitung war ein Problem, 
welches seit langer Zeit die Maschinenfabriken aller 
interessierten Kolonialstaaten, insbesondere Englands, 
beschäftigte, ohne zu wirklich praktischen Resultaten 
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zu führen. Um den Komiteepreis bewarben sich 
ursprünglich 80 deutsche Maschinenfabriken. Die 
Prüfungskommission, bestehend aus hervorragenden 
Vertretern unserer Kameruner und Togo-Firmen und 
einem Maschinenfachmann, erkannte den Preis von 
1500 Mk. dem Maschinenfabrikanten Fr. Haake in 
Berlin zu. Die Haakeschen Maschinen ermöglichen 
die doppelte bis dreifache Ausbente an Palwmöl. 
Der Olgehalt des Fruchtfleisches wird insgesamt auf 
22 PCt. geschätzt; 7 pCt. werden nach Preuß beie 
der primitiven Bereitung durch die Eingeborenen 
gewonnen, während die maschinelle Bereitung nun- 
mehr eine Ausbeute von 15 bis 18 pCt. ermöglicht. 
Für die praktischen Bersuche hatte die Kolonial- 
abteilung des Auswärtigen Amtes größere Mengen 
frischer Olfrüchte zur Verfügung gestellt. Die Be- 
reitung der Produkte durch die neu erfundenen 
Maschinen wird in folgender Weise bewirkt: 
Zur Trennung des ölhaltigen Fruchtfleisches von 
dem harten Samen werden zwei mit scharfen, messer- 
artigen Leisten besetzte Trommelflächen verwendet, 
welche sich gegeneinander bewegen und hierbei das 
Fleisch von den Samen abreißen; die Samen werden 
rein aus der diesbezüglichen Maschine herausge- 
nommen, die Fleischfaser wird in dem Spülwasser 
gesammelt. Die ölhaltigen Fasern werden in einen 
erwärmten Preßiopf gefüllt und mittels einer 
hydraulischen oder Spindelpresse ausgepreßt. Die 
Zertrümmerung der Samen erfolgt durch Anwendung 
von Zentrifugalkraft, indem die Samen durch eine 
rotierende mit Leisten besetzte Scheibe gegen fest- 
stehende Flächen geworfen werden; das Produkt 
fällt auf ein schrägliegendes Transportband, von 
dem die ganzgebliebenen Kerne abrollen, während 
die Schalen mitgenommen und oben abgeworfen 
werden. . 
Die Lösung der Preisaufgabe des Kolonial= 
Wirtschaftlichen Komitees bedeutet nach zwei Richtungen 
hin einen Erfolg. Die maschinelle Bereitung wird 
in unseren Kolonien einwirken auf eine erheblich 
vermehrte Produktion und Ausfuhr von Palmöl aus 
den vorhandenen Beständen, sie wird eine weitere 
Ausbreitung der Kultur durch die Eingeborenen zur 
Folge haben und zugleich die Grundlage bilden für 
eine durch Europäer zu betreibende Olpalmen- 
Plantagenkultur. Bemerkt sei hierbei, daß der 
deutsche Markt für Olprodukte außerordentlich auf- 
nahmefähig ist, der deutsche Konsum von Olprodukten 
beträgt jährlich etwa 200 Millionen Mark und ist 
fortgesetzt im Steigen begriffen. Die Ausbreitung 
der Olpalmenkultur wird natürlich wesentlich von 
dem Bau von Eisenbahnen in unseren westafrikanischen 
Kolonien abhängen. 
Die Lösung der Preisaufgabe stellt außerdem 
einen ersten Erfolg unserer jugendlichen Kolonial= 
Maschinenindustrie dar und wird nicht verfehlen, die 
Aufmerksamkeit des Auslandes, insbesondere unserer 
west= und zentralafrikanischen Nachbarn, auf diesen 
neuen deutschen Industriezweig zu lenken.
	        
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