Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

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gesellschaft gefangen, kam vollständig ungezähmt im 
Juli 1903 nach Daressalam und wurde dem Kom- 
mando der Schutztruppe zur Anstellung von Ver- 
suchen übergeben. Die erste Dressur bestand nur im 
Führen, Putzen, Satteln usw. Nach etwa drei 
Wochen war das Zebra soweit, daß mit dem Ein- 
brechen begonnen werden konnte. Dies machte nicht 
die erwarteten Schwierigkeiten, so daß ich Anfang 
Oktober dem Gouverneur melden konnte, daß das 
Zebra als Reittier für Reisen ins Innere verwend- 
bar wäre. Während der ersten zwei bis drei Tage 
machte das Tier gegenüber den ausgesucht guten 
anderen Reittieren (ein Pferd, zwei Maultiere) einen 
etwas schlappen Eindruck. Dies gab sich jedoch bald, 
und vom vierten Tage an leistete das Zebra dasselbe 
wie die übrigen Tiere. Auch in den Ulugurubergen, 
wo Höhen bis zu etwa 1000 m erklommen wurden, 
bewährte es sich gut und zeichnete sich sogar im 
willigen Nehmen von Hindernissen (Flußläufen usw.) 
verschiedene Male vorteilhast vor den anderen Tieren 
aus. Das Zebra kam in gutem Futterzustand wieder 
in Daressalam an. Durch diesen Versuch erachte ich 
den Beweis für erbracht, daß selbst ausgewachsene, 
in freier Wildbahn gefangene Zebras in etwa drei 
Monaten soweit gebracht werden können, daß sie als 
Reittiere zu verwenden sind, und daß sie den An- 
forderungen, welche bei der hiesigen Art zu reisen 
an gute Reittiere gestellt werden, vollauf genügen. 
Sudanesen als Leuchtturmpersonal. 
Die seit etwa zwei Jahren als Leuchtturmpersonal 
in Deutsch-Ostafrika verwendeten ehemaligen Suda- 
nesen der Kaiserlichen Schutztruppe bewähren sich 
vortrefflich. Diese alten Sudanesen nehmen die 
Stellen gleichsam als Zivilversorgungsposten dankbar 
an. Die Leuchttürme und ihre Mechanismen, In- 
ventarien und Materialien sind in guter Ordnung, 
rein und sauber. Die Umgebung der Türme ist 
gepflegt, die Wohnungen werden in gutem Zustande 
erhalten, die farbigen Hilfskräfte werden in straffer 
Zucht und zur Arbeit angehalten. Neuerdings werden 
auch altgediente Steurer der Gouvernements-Küsten- 
dampfer, Suahelis, für die Posten als Leuchtturm- 
wärter verwendet. Noch ist nicht eine einzige Klage 
über die Leute, ihre Dienstverrichtungen oder falsche 
oder gar unterlassene oder mangelhafte Handhabung 
der Leuchtfeuer eingelaufen. Die Kapitäne und 
Schiffsführer der Gouvernements = Küstendampfer 
haben strenge Anweisung, jede beobachtete geringste 
Unregelmäßigkeit an den Leuchtfeuern zur An- 
zeige zu bringen. Die Kapitäne der Schiffe 
der Deutschen Ostafrika-Linie und anderer Linien 
werden, so oft sich Gelegenheit dazu bietet, befragt, 
ob sie an der Leuchtfeuerung oder der Betonnung 
Unregelmäßigkeiten beobachtet und Ausstellungen zu 
machen hätten. Außerdem werden die Luuchtfeuer 
in angemessenen Zeiträumen entweder von den Kapi- 
  
tänen der Gouvernements-Küstendampfer oder von 
dem im Lieuchtfeuerwesen besonders ausgebildeten 
deutschen Werkzeugmacher oder durch den Komman- 
danten der Flottille inspiziert. 
Wenn Schiffe oder Fahrzeuge durch irgend welche 
Umstände in Not geraten, so haben die Leuchtturm- 
wärter die Weisung, dieses so schnell wie möglich zur 
Kenntnis des nächsten Bezirks= bezw. Zollamtes zu 
bringen. Hierzu steht ihnen ein einfaches Flaggen- 
signal zur Verfügung, außerdem die sofortige Ent- 
sendung von Booten bezw. in der Nähe ankernder 
oder vorübersegelnder Dhaus. 
Hissenschaftliche Sammlung. 
Der Oberleutnant in der Kaiserlichen Schutz- 
truppe v. der Marwitz hat der zoologischen Samm- 
lung des Königlichen Museums für Naturkunde zu 
Berlin 186 von ihm in Deutsch-Ostafrika gesammelte 
Schmetterlinge übersandt. Die Schmetterlinge sind 
gut konserviert und gehören bis auf eine Charaxes 
zu den Heteroceren. Besonders zahlreich sind die 
seltener gesammelten Mikrolepidopteren vertreten. 
Die Sammlung bildet eine sehr wertvolle Bereiche- 
rung der entomologischen Sammlung des zoologischen 
Museums. 
Deutsch-Südweftafrika. 
Bericht des Baumeisters Laubschat über eine Reise nach 
dem Norden des deutschsüdwestafrikanischen Schutzgebietes. 
III. 
Dritter Teil der Reise vom Kunene 
zum Okavango. 
Am 8. September wurde die Reise nach dem 
Okavango angetreten. Sie nahm, wie nicht anders 
zu erwarten war, keinen guten Verlauf. Die Ochsen 
versagten schon in den ersten Tagen. Nur durch 
fortwährendes Schlagen konnten die Tiere, welche 
im tiefen Sand schwer zu ziehen hatten, vorwärts 
gebracht werden. Schließlich, als die Ermattung 
nach dem ersten Regen noch größer geworden und 
ein Tier eingegangen war, wurde immer nur ab- 
abwechselnd mit dem Wagen und der Karre allein 
vorgetreckt. Die Fahrt ging auf diese Weise zwar 
langsamer vor sich, aber ein Teil der Ochsen hatte 
Zeit, sich auszuruhen, und man konnte eine größere 
Zahl von Tieren vorspannen. Mit großer Mühsal 
waren so in 17 Tagen 150 km zurückgelegt worden, 
als der drohende Zusammenbruch des Wagenrades 
Halt gebot. Die unterwegs vorgenommene, not- 
dürftige Ausbesserung des Rades versagte nun 
vollends. Auch die letzte Hoffnung, von den auf 
einem Jagdzug befindlichen Herren Meyer und Lüttich 
* Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1903, S. 614, 641.
	        
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