Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

lagen 3,5 bis 4 m über Niedrigwasser. 
ist nur für Boote befahrbar. 
Am Okavango wohnen die Owakwangaris, die 
zur Banturasse gehören und mit den Ovambos 
stammesverwandt sind. Die Verwandtschaft zeigt 
sich vor allem in der Sprache. Die Verschieden- 
heiten zwischen Owakwangari, Ovambo und Herero 
sind so wenig erheblich, daß sich die drei Stämme 
ohne Schwierigkeit miteinander verständigen können. 
Auch im Körperbau unterscheidet sich der Owalwangari 
kaum vom Ovambo, man könnte vielleicht bei jenem 
die Muskulatur etwas weniger entwickelt als bei 
diesem finden. Die geistigen Eigenschaften sowie 
der Charakter sind im wesentlichen dieselben wie 
beim Ovambo; indes war ihr Benehmen lange nicht 
so selbstbewußt und herausfordernd wie seitens der 
letzteren. Auch die Neigung zum Stehlen machte 
sich weniger bemerkbar, dagegen waren Betteleien 
ebenso häusig. 
Die Werften der Owakwangaris befinden sich aus- 
schließlich auf dem linken Ufer des Okavango, und 
mit Vorliebe werden sie auf den vereinzelten Inseln 
erbaut. Die Furcht vor Überfällen durch die Busch- 
leute, welche das Sandfeld bewohnen, und auch 
durch Ovambostämme hat sie wohl davon abgehalten, 
sich auf der rechten Seite des Flusses anzusiedeln. 
Die Werften liegen nicht so dicht beieinander wie 
im Ovambolande, sondern ziemlich zerstreut, nicht 
weit vom Ufer, und reichen 85 km oberhalb der 
Werft des Häuptlings Himarua hinauf. Ihre 
Anordnung und Bauart stimmen im allgemeinen 
mit denen der Ovambos überein, doch findet sich 
eine ausgedehnte Verwendung von Strohmatten vor. 
Die innerhalb des Pfahlzaunes vereinzelt stehenden 
Hütten von kreisförmigem Grundriß sind bisweilen 
sorgfältig ausgeführt. So wurden in der Werft 
eines Mannes namens Kawanga zu Monganduse 
mehrere solcher Hütten angetroffen, welche einen 
ganz besonders guten Eindruck machten. Die Wände 
waren geschickt aus Stroh zwischen Holzfachwerk 
aufgeführt und oben mit Ventilationsöffnungen ver- 
sehen. Der Innenraum hatte einen vollständigen 
glatten Lehmüberzug und war durch eine Offnung 
zugänglich gemacht, welche von einem regelrechten 
Türrahmen eingefaßt war. Das Strohdach weist 
eine kegelförmige Gestalt auf. 
Aus Stroh geflochtene Körbe verschiedener Formen 
und mit farbigen Mustern sowie gebrannte Ton- 
gefäße, Stühle mit aus Lederriemen geflochtenen 
Sitzen und andere Hausgeräte zeigen von ziemlicher 
Fertigkeit der Eingeborenen. An Musikinstrumenten 
besitzen die Owakwangari außer den vom Ovambo- 
land her bekannten noch große, aus Baumstämmen 
gehöhlte und mit einer Tierhaut bespannte Trommeln. 
Sie schlagen auf denselben den Takt zu ihren Tänzen, 
welche sie in ihren Wersten Nächte hindurch unter 
Gesängen aufführen. Außerdem bedienen sie sich 
derselben zum Weitergeben von Nachrichten mittels 
der bekannten Trommelsprache. 
Der Fluß 
680 
  
Auf die Anfertigung von Waffen verwenden die 
Owakwangaris keine besondere Sorgfalt. Während 
die Ovambos auf ihre, in einer Holzscheide steckenden 
Messer und die mit Ochsenschwänzen verzierten 
Assageis Wert legen, begnügt sich der Owakwangari 
mit einem einfachen Speer mit Holzschaft und mit 
Pfeilen ohne Eisenspitze. Die vorhandenen besseren 
Stücke stammen von den Ovambos und Buschleuten. 
Die letzteren, welche auf der rechten Seite des 
Okavango im Felde ein unstetes Leben führen, find 
den Owakwangaris tributpflichtig. Sie bringen 
denselben von Zeit zu Zeit erbeutetes Wild, Felle, 
Straußenfedern, Honig, Feldfrüchte und erhalten 
dafür Tabak, Bier, Korn und dogl. 
Die Hauptbeschäftigung bildet auch bei den 
Owakwangaris der Ackerbau, welcher ihnen den 
Lebensunterhalt gewährt. Er wird in derselben 
Weise wie im Ovamboland betrieben, auch gelangen 
dieselben Getreidearten und die anderen Nutzpflanzen 
zum Anbau. Die Aussaat findet beim Eintritt der 
Regenzeit etwa im Monat Dezember statt, und mit 
ziemlicher Sicherheit nur einmal im Jahre, weil es 
nur eine jährliche Regenperiode gibt und die Boden- 
feuchtigkeit für eine zweite Ernte nicht genügend 
groß ist. Die Felder befinden sich auf beiden 
Seiten des Flusses und werden bei Nachlassen der 
Erträge aufgegeben. Die verlassenen Acker bedecken 
sich dann bald mit Gras und Buschwerk, und nur 
die kahlen, vertrockneten Bäume und Baumstümpfe 
bleiben als Zeichen ihres einstigen Bestehens zurück. 
Beginnen die Entfernungen der Felder von der 
Wohnstätte ihrer Besitzer zu groß zu werden, so 
werden die Werften abgebrochen oder verlassen und 
in der Nähe der ersteren wieder aufgebaut bezw. 
neu errichtet. Das Okavangotal ist sehr fruchtbar; 
Versuche mit dem Anbau von heimischem Getreide 
und von Tabak dürften aussichtsvoll sein. Für den 
Ackerbau geeignete, hochwasserfreie Flächen sind in 
ausgedehntem Maße vorhanden. Aber auch in diesem 
reichen Flußtal kommen Mißernten vor, und Fieber 
gestalten es zu einem ungesunden. 
Die Bedingungen für die Rinderzucht sind 
günstig, viel aussichtsvoller als im Ovambolande. 
Das Gras ist gut und das ganze Jahr hindurch im 
Flußtal grün. Zur Zeit der Überschwemmung kann 
das Vieh auf die Höhe in den Wald getrieben 
werden. Wenn der Viehstand der Eingeborenen jetzt 
ein geringer ist, so trägt hieran die Rinderpest die 
Schuld. Das Aussehen der Rinder, welche zur 
Ovamborasse gehören, also kleiner als das Damara= 
rind sind, war Ende der Trockenzeit vortrefflich. 
Pferdezucht ist wegen der das ganze Jahr hindurch 
herrschenden Sterbekrankheit wenigstens in der un- 
mittelbaren Nähe des Flusses ausgeschlossen. 
Der Wildbestand am Okavango ist noch groß, 
jedoch einem regelmäßigen Wechsel unterworfen. In 
der Trockenzeit, wenn das Gras der Savannen und 
Waldgebiete verdorrt ist und Wassermangel eintritt, 
zieht sich das Wild nach dem Okavango zusammen,
	        
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