Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

eingerichtet hatte, und nachdem Mitte desselben 
Monats der letzte Warentransport von etwa 
100 Lasten in gutem Zustand hier angekommen 
war, entwickelte sich mit den hier anfässigen Haussa 
ein überraschend starker Gummihandel, so daß die 
Waren bereits gegen Ende August umgesetzt waren 
und zur Zeit etwa 4 Tonnen la Kautschuk nach 
der Küste befördert werden. 
Die Elfenbeinanlieferung war dagegen eine geringe, 
welcher Umstand jedoch weniger auf den Mangel an 
solchem zurückzuführen ist, als vielmehr darauf, daß 
die zum Einhandeln an Elfenbein notwendigen 
Waren noch nicht am Lager waren. Haussa-Händler 
wurden nach Baka, Kongola und Hamam vor- 
geschoben und arbeiten mit guten Resultaten. 
Schriftliche Anknüpfungen mit dem Lamido von 
Bubandjida führten zu dem erfreulichen Erfolg, daß 
einige Lasten Elfenbein und Guttapercha nach 
Ngaundere zum Verkauf gebracht wurden. Dem 
sehr bereitwilllgen Entgegenkommen der Kaiserlichen 
Residentur, der Firma auf entsprechendes Gesuch in 
Tibati ein Grundstück zu den gleichen Bedingungen 
wie in Ngaundere zu überlassen, ist es zu danken, 
daß dort in Kürze eine Zweigfaktorei errichtet 
werden kann, welche unter Zuhilfenahme der starken 
Hausso-Niederlassung in Tibati den Handel nach 
d der französischen Grenze anliegenden Gebleten 
betreiben kann und außerdem als Stützpunkt für 
die zwischen Ngaundere und Jaunde verkehrenden 
Trägerkarawanen dient. 
Es ist gelungen, einen Vertragszusatz von dem 
Lamido von Ngaundere zu erwirken, wonach die 
kostenlose Trägerstellung von Ngaundere nicht nur 
bis Joko, sondern direkt bis Jaunde gewährt wird, 
ein in mehrfacher Bezlehung eminenter Vortell. 
E erübrigt für die Firma, auch in Garua ein 
GEGrundstück zu erwerben und dort eine Faktorei 
zu errichten, welche zunächst zum Einkauf von 
Guttapercha, später aber als Ausgangspunkt für die 
in obsehbarer 1 Zeit stattfindende Verschiffung von 
Waren sowohl wie von Produkten auf dem Niger— 
Benus und als Depot für eine event. in Marua zu 
errichtende Faktorei dienen soll. 
Farbige Dandwerker. 
Im Gegensatz zu früheren Zelten werden von 
Seiten der Reglerung selt etwa zwel Jahren nur 
noch Kameruner als Handwerker ausgeblldet. 
Die Ausbildung stieß anfangs auf Schwierigkeiten, 
da die Kameruner scheinbar nicht so geschickt und 
eifrig waren, als die Togo= und Akkra-Leute. Aus 
Bequemlichkeitsgründen hat man früher nicht nur 
ausschließlich schon ausgebildete Ausländer ange- 
worben, sondern auch gestattet, daß diese ihre eigenen 
Lehrlinge aus dem Auslande mitbrachten, die dann 
hier lernten. Die natürliche Folge war, daß im 
Inlande andauernder Handwerkermangel bestand, da 
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die im Schutzgebiete angelernten Handwerker nach 
Beendigung der Lehre meist das Land wieder ver- 
ließen, um in ihre Heimat zurückzukehren, bezw. um 
anderswo mehr Geld zu verdienen. 
Fortgesetzte Bemühungen der Regierung und 
die Erfahrungen der neueren Zeit haben indessen 
bewiesen, daß Kamerun in den Duala-Leuten einen, 
wenn auch zur Zeit den Togo-Leuten noch nicht 
ganz ebenbürtigen, so doch recht brauchbaren und 
ausbildungsfähigen Handwerkerschlag besitzt. Der 
Duala ist zu allen Handwerken geeignet. Dabei 
arbeitet er für bedeutend weniger Geld als der 
Togo= und Akkra-Mann und wandert nie aus. In 
der Regenzeit geht er zu den Seinigen nach Duala- 
zurück, um sich nach Beendigung derselben wieder 
zur Arbeit zu stellen. Auch mit anderen Stämmen 
sind Versuche im Gange, so ist z. B. der beste 
Drechslerlehrling in Buea ein Bakwiri. Regierungs- 
schulen und Missionen unterstützen die Bestrebungen 
zur Heranziehung der Handwerker, indem sie deutsch- 
sprechende Jungen schicken. Noch wenige Jahre 
weiter, und Kamerun wird einen gut ausgebildeten 
Stamm von Handwerkern haben. 
Zur Zelt besteht infolge der zahlreichen, aber 
wegen Mangel an geeigneter Arbeitsgelegenheit nicht 
immer genügend durchgebildeten Handwerker, welche 
auf den Missionen lernten, ein Uberangebot an Ar- 
beitskrästen im Maurer= und Zimmermannshandwerk. 
Infolgedessen konnten z. B. die hohen Löhne im 
Dezember 1908 recht bedeutend herabgesetzt werden, 
ohne daß eine Störung eintrat. Die Heranbildung 
zu Schlossern (Schmieden) und Tischlern ist neueren 
Datums. Die Erfolge find sehr ermutigend, vor 
allem in der Tischlerei und Dreherei. Naturgemäß 
wurde zunächst die Bautischlerei (Türen, Fenster, 
Treppen) in den Vordergrund gestellt. Die Möbel- 
tischlerei setzt jetzt ein. 
Von anderen Handwerken sei erwähnt, daß 
Schneider überall genügend vorhanden sind, ander- 
seits aber auch genügend Arbeit haben. Die Preise 
sind verhältnismäßig hoch, es sind noch viele Aus- 
länder unter ihnen. Sehr unangenehm wird überall 
empfunden, daß es noch so gut wie gar keine Schuh- 
macher gibt. Die Heranbildung dieser Handwerker- 
klassen dürfte jedoch mehr Aufgabe der Missionen 
sein. Beiläufig sei erwähnt, daß die Köche und 
Waschleute meist Togo-Leute sind. Hier kann nur 
Wandel geschaffen werden, wenn jeder Weiße in sich 
die Pflicht fühlt, Kameruner durch die Togo-Leute 
heranziehen zu lassen, und wenn den Ausländern 
verboten wird, elgene Jungen mitzubringen. Von 
nicht zu unterschätzender Bedeutung ist, daß die 
Weißen sich immer mehr und mehr verheiraten und 
daß die Ehefrauen dann einheimische Köche und 
Waschleute heranbilden können. 
Als Fortschritt muß bezeichnet werden, daß von 
der Regierung an Handwerker und Lehrlinge nur 
noch Geldverpflegung ausgegeben wird. Den Hand- 
werkern wird der Lohn um monatlich 12 Mk. er-
	        
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