Mache sind, wissen die meisten Gläubigen, und die
hohe Priesterin Kiakutuma hält sich nur, da es ihr
häufig gelingen soll, von Njawingi den ausgebliebenen
Regen zu erbitten. Blelbt der Regen lange aus,
so sammelt Kiakutuma Geschenke von den Sultanen,
sendet einen Teil davon weiter nach dem Albert-
Edward-See, das soll dann seine Wirkung nie ver-
fehlen. Wenn Fremde beim Dorf der Priesterin
lagern, erscheint die Göttin regelmäßig, was ½ Stunde
lang vorher durch Kreischen der Prlesterin und
Trommelschlagen angekündigt wird. Auf auswärtige
Neger macht dieser Hokuspokus stets gewaltigen Ein-
druck. Die anderen im Land lebenden sogenannten
Niawingl sind ursprünglich Sendlinge der Hohen-
priesterin, z. T. haben sie sich nun selbständig ge-
macht und stehen als Regenmacherinnen im Sold
der einzelnen Sultane.
Deutsch-Mpororo ist außerordentlich wildreich,
besonders im Süden. Es wurde vor Errichtung
des Postens viel von Eingeborenen gejagt, im Süden
miitels Fallgruben, im Norden mit weitmaschigen
Netzen aus festen Baststricken. Diese langen, etwa
1½ m breiten Netze wurden mitten in der Steppe
auf etwa 80 m Länge halbkreisförmig ausgespannt,
gehalten durch Sträucher oder eingerammte Pfähle.
In der Nähe der Netze wurden etwa 30 besonders
gewandte junge Leute mit je vier bis fünf Stoß-
speeren unter Grashaufen versteckt. Dann drückten
die Treiber allmählich das Wild auf die Netze zu,
in der Nähe derselben wurde es mit Geschrei und
Steinwürfen in wilder Flucht in diese hineingejagt.
Was nicht durchbrach, wurde in den Netzen gespeert,
das waren natürlich meist Kiten und Fohlen. Man
jagte hauptsächlich der Decken wegen, das Wildpret
überließ man den Warcu. Besonders hoch im Wert
stand Leder von Zebras und Elenantilopen, da San-
dalen aus solchem selbst im regennassen und tau-
frischen Grase nicht erwelchen. Decken von schwachen
Antilopen wurden von Müttern sehr begehrt, sie
eignen sich ihrer Schmiegsamkeit halber besonders
für Kindertragen. Vom Büffel ist die Leber als
Arznet gesucht, man trocknet und puloerisiert sie, um
sie unfruchtbaren Kühen, mit einigen Kräutern ver-
mengt, in den After einzuflühren. Die Büffel find
ebenso wie die von Buddu auffallend schwächer als
die aus dem Süden der Kolonte. Elefanten sollen
früher häufig gewesen sein, kommen aber jetzt nur
noch im kongostaatlichen Mpororo vor.
Das Zebra überschreltet die Rufuha-Ebene nicht
nach Norden, ist aber im Süden außerordentlich
zahlreich vertreten. Von Antilopen kommen vor:
Elen= und Leierantilope, Wasserbock. Riedbock,
Schwarzfersenantilope und die Zwergantilopen vom
Ducker bis zum Zierböckchen.
Das Nashorn kommt nicht Über den Kagera,
doch gehen in der Regenzeit Flußpferde merkwürdiger-
welse den Kakitumba-Fluß trotz seines starken Ge-
fälles welt hinauf und von dort in die Sümpfe.
Löwen sind häufig und sehr gefürchtet, obgleich
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sie sich nur an Wild zu halten scheinen und Vieh
und Köder verschmähen. Sie jagen immer paar-
weise. Leoparden gibt es nur an dem Kagera, dort
stellen sie den zahlreichen Affen nach. Schlangen
werden abergläubisch gefürchtet, ich sah aber selten
Arten, die mir und den Küstenleuten als glftig be-
kannt sind.
In der Regenzelt sind die überschwemmten
Ebenen außerordentlich reich an fetten Welsen, die
man speert oder mit Knüppeln schlägt und dann
gegen Perlen verhandelt. Diese Fische sollen aus
dem Ruaketenge-See bei Rugarama austreten, ihr
Fleisch ist mit regenwurmartigen Schmarotzern stark
durchsetzt. Die Wahima essen die Welse nicht.
Sumpfdögel sind überall häufig, werden aber
nicht geiagt.
Die in Deutsch-Mpororo lebenden Wahlma ge-
hören den Stämmen der „Waschamwo“ und „Wad-
jena“ an, dazwischen leben sehr vereinzelt „Wahinda“;
sie sind mit den Wahlma zugewandert, sollen jenen
aber nicht verwandt sein. Warru von hier gehören
den Stämmen der „Wanjangue“, „Wansira“ und
„Wagehi“ an, während in Rukiga die „Walindl“,
„Wassigl“ (Wassiga), „Wastera“ und „Wainika“
leben. In nachstehenden Aupßzelchnungen sind nur
die Sitten der Wahlma berücksichtigt, die der Wakru-
Stämme ähneln sehr denen ihrer Vettern von
Karagwe.
Wenn ein junger Mhima hetraten will, begibt
er sich zunächst zum Vater selner Auserwählten und
fängt mit ihm ein Gespräch an, im Laufe dessen er
ihm vorschlägt, mitelnander Blutsfreundschaft zu
machen. Der Brautvater merkt nun; was die Glocke
geschlagen hat, und rät dem Jüngling, ihn in einiger
Zeit wieder zu besuchen; von der Blutsfreundschaft
spricht man nicht mehr. Nach einigen Tagen beglbt
sich der Freier mit zwei großen Töpsen Hirse-
bier wieder zum Vater des Mädchens. Über das
Bier macht man sich zu Zweit her, und während
des gepflogenen Gespräches rückt der Jüngere mit
seinem Anliegen heraus und man elnigt sich über
den Kaufpreis. Dieser beträgt in der Regel:
zwel Rinder, ein Schaf und eine Hacke. Eines der
Rinder erhält dann die Braut von ihrem Vöter
gewöhnlich wieder mit in den neuen Hausstand.
Ehebruch wird streng bestraft, man konfisziert das
Vermögen des Verführers und ächtet ihn, falls der
betrogene Ehemann von seinem Recht, denselben zu
erschlagen, keinen Gebrauch macht.
Hier seien gleich einige andere Strafen erwähnt:
Totschlag büßt man mit einer Zahlung von a#
Rindern an die Verwandten des Erschlagenen.
Diese dürfen den Totschläger töten, ziehen es aber
meist vor, die Rinder anzunehmen.
Diebstahl (es handelt sich nur um Biehdiebstähle)
wird immer mit Vermögenselnziehung und Aus-
weisung bestrast.
Die Gebräuche bel Geburten und Todesfällen
haben sich wohl denen der umwohnenden Banin