tiere aber zu sehr angestrengt werden, und die Nach-
zucht schwächlich blelbt, konn man dieser Ausnutzung
der Ziegen nicht das Wort reden, und wirkliche
Züchter sind auch von dieser zweimaligen Vermehrung.
im Jahre abgegangen. Vielmehr hat sich der Ge-
brauch herausgebildet, ein Jahr einmal, das zweite
Jahr zweimal lammen zu lassen, und man hat damit
die besten Resultate erzielt. Die Ziegenlämmer werden
mit 3¾ Jahren zugelassen, während die Bocklämmer,
jung kastrlert, als Karpater ein bis zwei Jahre in
der Herde verbleiben. Diese erreichen ausgeschlachtet
ein Gewicht von 30 bis 40 Pfund, ausnahmsweise
auch 75 Pfund, und haben vor dem Kriege einen
Preis von 12 bis 18 Mk. gebracht, während heute
schon 25 bis 36 Mk. gezahlt werden.
Auf Milchgewinnung rechnet man nur von solchen
Ziegen, die ein Junges haben, und für gewöhnlich
erhält die Milch, die das Lamm nicht braucht, der
Ziegenwächter als einen Teil seines Lohnes. Gün-
stigen Falles darf man auf einen Viertelliter von
der Ziege rechnen.
Über die von Deutschland eingeführten Ziegen
liegen zur Zeit noch nicht genügende Erfahrungen
vor, um ein endgültiges Urteil über diese Tiere
abzugeben.
Sowohl die Staner wie Toggenburger Ziegen
haben die Überfahrt gut überstanden und sich auch
gut hier eingewöhnt. Lelder sind diese Tiere zu
Farmern gekommen, die die Ziegenzucht nicht als
Hauptwirtschaftszweig betrachten und ihnen daher
nicht die nötige aufmerksame Wartung und Pflege
angedeihen ließen, die diese Tiere wohl verdient
hätten. Trobdem hat die Nachzucht recht befriedi-
gende Resultate gezeitigt, so daß wieder neue Be-
stellungen nach obengenannten Ziegen abgegangen sind.
Ein zweiter Fehler war der, daß die eingeführten
Tiere in zu geringer Anzahl auf den einzelnen
Farmen gehalten wurden. Ein besonderer Wächter
war daher zu kostsplelig, und so gingen sie mit den
afrikanischen Ziegen zusammen zur Weide. Die
hlesigen Tiere weiden aber gern in felsigem und
dornigem Gelände, laufen und tummeln sich viel,
kommen aber nur einmal des Tages ans Wasser;
durch diese gemeinschoftliche Hütung bei ungenügendem
Wächterpersonal sind auch die Verluste zu erklären.
Würde aber eine eingeführte Herde etwa 30 Stück
stark sein, so daß sich ein besonderer Wächter lohnte,
und würden sie auf einer Farm gehalten werden,
wo eigens Ziegenkraale für die Lammzeit bestehen,
so würde das Ergebnis ein viel zufriedenstellenderes
sein und würde zu neuen Bestellungen ermutigen.
Die aus der Kapbkolonle eingeführten Angorazlegen
haben sich auf einigen Plätzen sehr gut bewährt.
Der ganze Norden und das Zentrum des Landes
kommen aber für dilesen Wlrtschaftszweig nicht in
Betracht. Durch die Dornen wird den Tleren beim
Weilden zuviel Wolle entrissen; der übrige Mohair
wird namentlich durch das an Flußläufen häufig
auftretende Klettengras verunreinigt. An den Flanken,
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Schenkeln und an der Brust ist das Haar durch die
festhaftenden Kletten wie verfilzt und kommt als
marktfählge Ware nicht mehr in Frage. Für den
Süden jedoch und einige dornenbuschfreie Plätze im
Zentrum des Landes hat die Zucht der Angoraziege
eine große Zukunft.
Recht gute Ersolge hat man durch Kreuzung von
Angoraramm und Afrikanerzlege in Hinsicht auf die
Fleischproduktlon erzielt. Die Schlachttiere werden
früher reif und erzlelen neben schmackhaftem Fleisch
ein gutes Schlachtgewicht.
Eine Säuberung des Buschlandes durch die
Ziegenhaltung ist nicht nur undurchführbar, sondern
wäre geradezu ein Nachteil für die Farm. Denn
mit dem Aussterben des Busches würde die Afrikaner=
ziege ihr Futter verlleren, da sie sich in erster Linie
von Busch nährt und erst in zweiter Linie von Gras.
Was die Rentabilität der Ziegenzucht anbetrifft,
so dürfte sich das in Ziegen angelegte Kapital am
schnellsten und sichersten nächst der Pferdezucht
verzinsen.
Wenn die Preise vor dem Aufstande als Unter-
lage dienen dürfen, die aber vor fünf bis zehn Jahren
nicht wieder den früheren nlederen Stand erreichen
werden, so ist die Berechnung etwa folgende:
Eine Mutterziege kostet 10 Mk., ein Jährlings-
lamm oder ein zweijähriger Karpater 12 bis 15 Mk.
Rechnet man 2 bis 5 Mk. Unkosten ab, was hoch
gegriffen ist, so verzinst sich die Ziege in zwei Jahren
mit 100 v. H. oder pro Johr mit 50 v. H. Da
man aber bei sorgfältiger Pflege leicht zwei Lämmer
pro Jahr aufziehen kann, so kann man auf 100 v. H.
Verzinsung kommen, wie sich einige Farmer auch die
Rentabilität ihres in Ziegen angelegten Kapitals in
der Tat berechnen.
Da durch den Aufstand 20 000 Stück Kleinvieh
verloren gegangen sind, wovon etwa 10 000 Stück
Ziegen gewesen sein dürften, so wird bei der großen
Nachfrage nach Kleinvieh, zumal auch im Süden
mehrere tausend Ziegen fehlen, bei dem hohen Preise
für Fleisch die Ziegenzucht für die nächsten Jahre
mit die beste Kapitalanlage für die Farmer bleiben,
zumal aus ihr schon nach ein bis zwel Jahren
Erträge zu erwarten sind. «
Die Milchprodultion ist so gering, daß sie nicht
in Berechnung gesetzt werden kann. Auch der Erlös
für Felle (1 bis 1,50 Mk. pro Fell) ist zu unbedeu-
tend bei den wenigen Tieren, die für den Haushalt
geschlachtet werden, als daß er zu beräcksichtigen wäre.
Was den Vorteil der Ziege vor dem Schafe, speziell
vor dem Fleischschafe ausmacht, ist die größere Frucht-
barkeit der ersteren. Auf 100 Schafe kann man nur
60 bis 75 Lämmer rechnen, auf 100 Ziegen da-
gegen 100 bis 150 Zicken.
Die tierzüchterische Beaufsichtigung und Belehrung
in den einzelnen Distrikten fällt in das Gebiet des
jeweiligen Bezirkstierarztes; einen Zuchtinspektor gibt
es zur Zeit noch nicht im Schutzgebiete. Wichuge
Maßnahmen, wie Einführung von Zuchttieren,