übertragen. Bei einer vorbehandelten Kuh traten
keine Parasiten im Blute mehr ouf, bei den anderen
waren sie zuerst nachweisbar, verschwanden aber nach
bzw. 4 Monaten gänzlich aus dem Blute. Bei
den beiden Kälbern ging die Infektion ebenfalls
nach 2 bis 4 Monaten in Heilung aus.
Wie verläuft bei vorbehandelten Rindern die
natürliche Infektion durch den Stiich der Fliege?
Drei vorbehandelte Rinder und drei Kontrolltiere
wurden nach der Zollstation Topli geschickt; der Weg
führt durch weite, dicht bewachsene Niederungen und
Sümpfe, in welchen sich bisher Pferde und Rinder
fast ausnahmslos eine tödliche Infektion geholt hatten.
Während nun vor der Abreise nach Topli bei keinem
der Tiere Parasiten hatten nachgewiesen werden
können, ergob nach ihrer Rückkehr die gleiche Prüfung,
daß alle Tiere infiziert waren; nur diejenige Kuh,
welche mit einer Injektion in Sokode vorbehandelt
worden war und auch in Atakpome gesund geblieben
war, war frei von Parasiten; fie gehörte der kleinen
Konkomba-Rasse an. Ein altes vorbehandeltes Rind
erlag der Infektion noch zwei Monaten, ein nicht
geimpftes Kalb schon nach 14 Tagen. Bei der einen
vorbehandelten Kuh, wie bei dem einen jetzt schwer-
kranken Kontrolltier waren die Trypanosomen noch
fünf Monate nach der Infektlon nachweisbor. Das
eine Kalb hingegen war nach der gleichen Zeit frei
von Parasiten. Die Vorbehandlung, wie sie oben
beschrieben wurde, genügt also, auch wenn man län-
gere Zeit verstreichen löäßt bis man das betreffende
Rind der Infektionsgefahr aussetzt, nur in einem
Teil der Fälle, um auch gegen diese natürliche In-
fektion zu schützen. Vergleicht man ferner diesen
Versuch mit dem vorausgehenden, so konstatiert man,
abgesehen von beträchtlichen individuellen Schwan-
kungen, daß die Infektion durch den Stich der Fliege
eine schwerere Erkrankung hervorruft, als es die
lünstliche Impfung vermag. Versuchsresultate also,
welche nicht on dem Prüssteine der natürlichen In-
sektion im Tsetsegebiet erprobt sind, haben noch keine
endgültig ausschlaggebende Bedeutung. Die Annahme,
daß die Fliege den Parasiten in einem anderen Sta-
dium seiner Entwicklung überträgt, als wie wir ihn
im kreisenden Blute finden, gewinnt durch diesen
Versuch sehr an Wahrscheinlichkett.
Einen recht bemerkenswerten Fingerzeig liefert
serner das Verhalten der Kälber. Wenn sie auch
ine ausgesprochene Immunität von der kranken
zw. vorbehandelten Mutter mitbekamen, so scheinen
ge doch weniger empfindlich als die erwachsenen
Tiere und überwinden selbst die natürliche Infektion
leichter. Aus diesem Grunde habe ich die Schutz-
impfungen später nunmehr an jungen Tieren vor-
enommen.
Läßt sich die durch die Vorbehondlung erzlelte
Grundimmmmität noch weiter steigernd Drei vor-
behandelte Rinder wurden mit Parasiten iufiziert,
welche, von einem spontan erkrankten Pferde stammend,
nur einmal auf einen Hund übertragen worden waren.
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Vier Wochen nach der Injektion waren nunmehr bei
einem der Tiere Parasiten zu finden. 1½ Monate
später wurden diese drei Tiere gleichfalls nach Topli,
also in ein gefährliches Tsetsegebiet, geschickt. Die
nech ihrer Rückkehr aus dem „Flybelt“ vorgenommene
Blmübertragung ergab, daß ihr Blut frei von Para-
siten war. Es gekingt also auf diese einsache Weise
durch eine zweite Impfung mit einem fast voll viru-
lenten Materlal die Immumität der Tiere derartig
zu fesiigen, daß nun auch der Stich der Fliege nicht
mehr imstande ist, die Tiere zu infizieren. Um dem
auf neuere, mir bis zu meiner Rückkehr nach Deutsch-
land unbekannt gebliebene Untersuchungen (Koch) zu
stützenden Emwand, es sei zu wenig Blut verimpft
worden, zu begegnen, habe ich bereits das Kaiserliche
Gouvernement in Lome gebeten, den Herrn Regie-
rungsarzt in Anecho mit einer weiteren abschließenden
Reihe von Kontrollimpfungen zu beauftragen.
Aus der großen Zahl meiner Versuche habe ich
hier nur diejenigen ausgewählt, welche von besonderer
praktischer Bedeutung und geeignet sind, die ge-
wonnenen Resultate am klarsten zum Ausdruck zu
bringen. Eine Fülle von Details, welche mehr
wissenschaftliches Interesse haben, werde ich in einer
für eine Fachzeitschrift bestimmten Veröffentlichung
bearbeiten. Dort werden u. a. Untersuchungen über
jene in Sansane-Mangu ausgebrochene Seuche, über
eine Trypanose der Schafe, über eine perniziöse
Anämie der Schafe, über eine der Wut ährliche
Erkrankung der Hunde usw. Erwähnung finden.
Hier möchte ich nur noch einige praktisch wichtige
Tatsachen anführen.
Von den Weideplätzen des Viehes zieht sich das
große Wild (Büffel, Pferdeantilopen usw.) zurück
in Gegenden, welche wenig bewohnt oder begangen
sind. Die kleinen Antilopen, welche auch in der
Nähe großer Ortschaften und Straßen recht häufig
sind, haben jedenfalls nur äußerst selten Tsetsepara-
siten im Blute (10 negative Versuche). Daraus mag
sich die Tatsache erklären, daß Rinderherden, Zucht-
pferde und Hunde, welche sich niemals weit von den
Törfern entfernen, von Tsetse freibleiben, obwohl sie
doch höchst empfindlich dagegen sind. Ich habe z. B.
unter Hunderten von eingeborenen Hunden nie einen
spontan infzierten gefunden. Eine Reihe von Ver-
suchen, um zu ermitteln, ob in den scheinbar gesunden
Herden latente Tsetsefälle seien, hat sich nachträglich
als nicht einwandfrei erwiesen, da bei den in einem
großen Laufkäfig gehaltenen Hunden spontane Über-
tragungen vorkamen, veranlaßt durch Bisse, blutende
räudige Stellen, durch gewöhnliche Fliegen, viellelcht
aber auch durch den Stich von Tsetsefliegen. Aus
diesem Grunde sind Versuche an Hunden, ganz be-
sonders in Tsetsegegenden, niemals ganz einwandfrel.
Die Versuche, den Entwicklungsgang der Trypa-
nosomen in der Tiersefliege zu studieren, mußte aus
Mangel an Material abgebrochen werden, da die
Fliegen in der Nähe von Kpeme im Juni bis Sep-
tember sehr selten waren. Ebenso verlief ein Jagd-
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