Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

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aus den deulschen Schuhgebieten. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
  
Deufsch-Sltafrika. 
Der Bezirk Ssongea.“) 
Ülber eine Bereisung seines Bezirks August bis 
November 1904 berichtet der Stationschef von 
Ssongea, Oberleutnant Albinus, folgendes: 
Am 22. August marschierte ich in Begleitung der 
Kommission zur Erkundung einer Bahntrasse Kilwa— 
Njassa von Ssongea ab, um zunächst das südliche 
Ungoni zu bereisen. Von besonderem Interesse waren 
hier im Gebiet des alten Wangont-Häuptlings Mharuli, 
woselbst jetzt dessen Nesse Schabruma in Mpitimbi 
sitzt, die Erfolge der von Herrn John Beoth am 
Lihumbara und von der Militärstation im ganzen 
Land angestellten Baumwollversuche. Obwohl die 
Felder verschieden standen, war der Gesamteindruck 
ein durchaus guter. Jedenfalls wächst hier die 
Baumwolle auf Sandböden in einer Höhe von 900 
bis 1000 m bedeutend besser als in der windigen 
Lage der Militärstation selbst (1170 m). 
Die südlichen Teile des alten Mharuli-Reiches 
sind spärlich bevölkert und werden von der Station 
den langsam, aber stetig aus dem portugiesischen 
Njassa-Land einströmenden Leuten offengehalten. 
Nahe der Ewerbeckschen Route wurde im weiteren 
Verlauf der Reise alsdann der Rowuma überschritten, 
der hier in schönen Katarakten zu Tal fällt. 
Vor kurzem find drei aus Südafrika kommende 
Prospektoren hierhin ausgebrochen, um im Rowuma 
und in seinen oberen Zuflüssen nach Gold zu suchen; 
von Erfolgen dieser Leute ist indes noch nichts be- 
kannt geworden. 
Das nächste Ziel der Relse war das Matengo- 
Hochland; die östlichen Hochebenen desselben wurden 
von Süden nach Norden durchschritten; im Gebiet 
des Jumben Mandauo, früher bei Amakita, jetzt am 
Miangajanga wohnhaft, wurde Rasttag gehalten. 
Das Land war im Jahre 1902 oaufständisch, und die 
Bevölkerung mußte damals aus den Felsenlöchern 
des Tembo-Berges herausgedrängt werden, da dort 
eine Verwaltung unmöglich war. Durch den not- 
wendig gewordenen Krieg jenes Jahres war daos 
kleine Bergvölkchen völlig in die Berge versprengt, 
und so war es nun für den Bezirkschef eine große 
Freude, die Mehrzahl aller Leute wieder um den 
Sohn des beiseite geschobenen Sultans Mandaua 
versammelt zu sehen. Wo früher an dem neuen 
ohnplag,, der ausgangs der Berge liegt, nur wenige 
Hünen standen, beginnen sich jetzt große Dörfer zu 
llden, und wenn früher ein oder zwei alte Leute 
  
mit ein Paar Hühnern kamen, erscheinen jetzt im 
D *) Wegen der vorkommenden Namen siehe Karte von 
Räutsch-Ostafrika in 1:300 000, Bläter G4, H4, G5, 
F" 5 und F5; Wirtschaftskarte von Dr. Uhlig sowie die 
amsaysche Karte der Njassa-Expedition, Blatt 3. l 
  
Gefolge des jungen Mtwaro-Mandaua viele Hunderte 
von prächtig gewachsenen Wamatengo mit Unmengen 
von Verpflegung zur Begrüßung. Im Jahre 1903 
hat die Militärstation hier ein kleines Versuchskaffee- 
feld angelegt. Die Bäume zeigten gesunden Wuchs 
und gutes Aussehen, doch scheint die Menge der 
Nlederschläge kelne besonders große zu sein. 
Bei seiner günstigen Lage zu der eventuellen 
Bahntrasse hat das Matengo-Land eine Zukunft für 
Besiedlung, wenn auch die in Frage kommenden 
Geblete nicht sehr groß und die besseren unter ihnen 
nunmehr von Negern stark bevölkert sind. Haupt- 
aufgabe der mit größeren Mitteln arbeitenden Zivil- 
verwaltung wird die Bepflanzung der kahlen Höhen 
sein, auf denen nur noch an wenig Stellen kleine 
Urwaldparzellen stehen. 
Das Land ist außerordentlich wasserreich, die aus 
den Felsen kommenden Quellen gestatten überall eine 
rationelle Bewässerung. Heute schon hat jedes Haus 
an solchen Hängen sein Wasserreservoir vor der Tür. 
Der Hauptsache nach wird das Land von dem Ngaka 
nach Nordosten, von dem Lumema nach Süden ent- 
wössert, besonders der erstere hat schöne breite Täler, 
in denen riesige Maisfelder stehen. Viele klelne 
Bäche strömen nach Westen direkt dem Nijassa zu, 
welcher nur auf äußerst beschwerlichen Abstlegen zu 
errelchen ist. · 
Aus dem Matengo-Land führt der Weg auf 
gebesserter Straße über viele kleine rechte Zuflüsse 
des Ngaka durch beschwerliches Gelände nach Ungont 
zurück, das man nach Überschreitung des Lipengo- 
Passes zuerst noch teilwelse maskiert durch die Ma- 
koro= und Kigonsera-Berge vor sich erblickt. Bei 
letztgenanntem Berg liegt die aufblühende M#ssions- 
station gleichen Namens an den wald= und elefanten- 
reichen Hungen des Berges. 
Von Kigonsera aus wurden die Makoro-Berge 
westlich umgangen und die Straße Ssongea—MWied- 
hafen bei der Landschaft Ruhagara erreicht, woselbst 
die Bahntrasse vielleicht diese Straße verlassen muß, 
um den Ngaka aufwärts sich ihren Zugang zum 
Rutukira und Ruhuhn zu suchen. Persönlich neige ich 
der Ansicht zu, daß die Herüberführung der Bahn 
ab Njumassi—Nanderuka—Lipaga keinerlel Schwie- 
rigkeiten machen wird. 
Die große Straße Ssongea—Wiledhafen ist seitens 
der Militärstatlon in diesem Jahre weiter ausgebaut, 
bis zur Bezirksgrenze bei Kllometer 100 vermessen 
und mit Kilometertafeln versehen. Abgesehen von 
dem ersten Rowuma-übergang bei Matomondo (Kilo- 
meter 29), woselbst im nächsten Jahre eine neue 
Brücke gebaut werden muß, ist sie fahrbar. Die 
im Vorjahre hergestellten Triften haben die Regenzelt 
tellweise überstanden und sind da, wo sie beschädigt 
waren, ausgebessert, von Kilometer 60 bis 100 neu 
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