Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

Sonne gewähren, auch Ausschlagen der Zelte bei 
Regen gestatten. Der Weg ist vermessen, Entfer- 
nungstafeln sind an allen Rastplätzen angebracht. 
Im Bezirk Ssongea sind Verpflegungsschwierig- 
keiten nicht zu befürchten. Die gesamte Strecke 
Mbarangondu—Ssongea ist bewohnt, in ihrem ersten 
Teil Mbarangandu—Kasembe können, da die An- 
wohner erst kürzlich von der Station dort angesiedelt 
worden sind, allerdings noch keine zu hohen Anfor- 
derungen gestellt werden. 
Schwieriger ist die Verpflegung in Liwale und 
auf der Strecke Liwale—Mbarangandu im Kilwa- 
Bezirk; hier wird es so lange notwendig sein, Ver- 
pflegung mitzuführen, bis vom Bezirksamt Kllwa 
dort Ansiedlungen geschaffen oder Niederlagen er- 
richtet sind. 
Auf der gesamten Reise wurden neben allen 
sonstigen Geschäften die Steuererheber kontrolliert. 
Die Häuptluge sind zwar angehalten, ihre Steuer 
auf der Station abzuliefern, außerdem wird aber 
das Land von Erhebern bereist, die Rückständigen 
werden zur Zahlung angehalten und so verhindert, 
daß zu viele sich der Besteuerung entziehen. Da es 
völlig durchgeführt ist, daß jeder Steuerzahler seine 
eigene Quittung erhält und nicht nur General- 
quitiungen an die Häuptlinge ausgestellt werden, ist 
diese nachträgliche Kontrolle wohl möglich. 
An Steuererhebungspersonal stehen zur Ver- 
fügung: zwel Schreiber aus Kilwa, drei Missions- 
zöglinge, zwel hier angesessene Wasuahell, ein im 
Lande Luwegu wohnhafter Halbaraber, insgesamt 
acht Zioilpersonen, wozu als Aushilfe noch der 
srelbkundige Effendi, ein Betschausch und ein Om- 
ascha der Kompagnie Ssongea treten. Die Löhnung 
des Personals erfolgt aus den zur Verfügung 
stehenden 10 v. H. des Steuereinganges. 
Dle Steuer geht fast nur in bar ein, das wenige 
einkommende Bieh und Getreide sowie Wachs wird 
ofort bei Eingang zu Geld gemacht. Die gesunde 
*. teigerung der Steuererträge lößt darauf schließen, 
aß die angewandte Methode keine Härten birgt, 
n daß keine Rückschläge zu erwarten sind. Die 
bher eingegangenen Betrüge stellen sich, wie folgt, 
1899 1 672 Rupien, 
1900 9.395 
1901. .11960 - 
1902 . 17 969 -- 
1903 38 045 
1904 geschätzt 45 000 
Gis zum 15. Nov. kamen 40 000 Nup. ein. 
tr Mit dem in diesem Jahre zu erwartenben Be- 
age wird die Militärstation voraussichtlich an die 
pitze aller Innenbezirke treten. 
wi Von Njamabengo aus traf ich am 6. November 
eder in Ssongea ein. 
  
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Togo. 
Erlöschen des Gelbstebers. 
Nach Telegrammen des Kaiserlichen Gouverne= 
ments sind die für Anecho angeordneten Quarantäne- 
maßregeln aufgehoben worden. Auch ist die von 
den Reglerungsärzten in Togo als Gelbfieber ange- 
sprochene Krankheit als erloschen gemeldet. 
Wisfenschaftliche Sammlung. 
Leutnant Rieck in der Schutztruppe für Togo 
hat dem Zoologischen Museum in Berlin einen voll- 
ständigen Schädel, die Schwanzhaut und die Schwanz-- 
wirbel eines Flußpferdes sowie ein Ohr von diesem 
Tiere als Geschenk überwiesen. 
Bei der Untersuchung der vorgenannten Stlccke 
hat sich herausgestellt, daß das Flußpferd des Monu 
wesentliche Unterschiede gegenüber dem Wolta-Fluß- 
pferde zeigt. Auch andere Arten, wie z. B. die 
Büffel, Ginsterkatzen und Paviane beider Gebiete 
scheinen verschieden zu sein. Nach diesem einen Stück 
läßt sich die Beschrelbung der anscheinend neuen Art 
noch nicht mit Sicherheit ausführen. Vielleicht wird 
aber hierdurch der Eiser anderer Sammler angeregt, 
damit es gelingt, möglichst viele Tiere dieser und 
anderer Arten aus dem westlichen und östlichen 
Togogebiet zur Vergleichung zu erhalten. 
Deufsch-SZüdwelkafrika. 
Der Derero= und Hottentotten - Aufstand. 
215. 
Den 17. Mei. 
Der Bethanierhäuptling Cornelius Frederik, mit 
elwa 300 Mann, war zuletzt am Zusammenfluß des 
Kutib und Kuums festgestellt worden, und Major 
Täubler beabsichtigte, ihn mit im ganzen 4/ Kom- 
pagnien und zwei Geschützen von verschiedenen Seiten 
her anzugreifen. Von diesen Truppen stieß am 
8. Mai die erste Etappenkompagnie unter Hauptmann 
v. Rappard, von Süden kommend, allein auf den 
überlegenen Gegner, der sich mittlerweile nach dem 
oberen Ganachab gezogen hatte. Hauptmann v. Rap- 
pard wurde schwer verwundet. Es fielen sechs Reiter, 
ebenso viele wurden verwundet. · 
Am folgenden Tage erreichte, von Norden kom- 
mend, Hauptmann Baumgärtel mit 90 Gewehren 
nach 45 stündigem anstrengenden Marsch das Gefechts- 
feld und griff überraschend die Stellung des Corne- 
lius an. Dieser floh nach kurzem Widerstand, unter
	        
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