Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

6. Abhaltung von Baumwoll-Ausstellungen und 
Konferenzen der Baumwoll-Interessenten an Ort 
und Stelle in den Kolonien, Feftstellung des 
Arbeitsplanes für die nächste Pflanzungs= bezw. 
Ernteperiode, öffentliche Anerkennung hervorragender 
quantitatider und gualitativer Leistungen im 
Baumwollbau durch Geldpreise, Medaillen, prunkvolle 
Uhren, Fahrräder, Nähmaschinen und Frauenschmuck, 
Gewährung von Vorschüssen an Kommunen, Ansiedler, 
Dorfgemeinden und Eingeborene. 
7. Überführung und Anfiedlung von arbeits- 
willigen Eingeborenen aus den volkreichen Gebieten 
des Innern in diejenigen Küstenstriche Ostafrikos, in 
welchen Arbeitsgelegenheit vorhanden ist. 
8. Einwirkung auf Fortsetzung der aussichts- 
vollen Versuche zur Bekämpfung der Tsetsekrankheit. 
9. Betreiben der Weiterführung der Eisenbahnen 
bezw. des Baues neuer Eisenbahnen, der Entwicklung 
der Flußschiffahrt und des weiteren Ausbaues des 
Straßennetzes in den Kolonien. 
  
Drucksehler-Berichtigung. 
In Nr. 6 des Deutschen Kolontalblatts d. Is., 
Seite 193, rechts Zeile 21 von oben ist zu lesen: 
Schill. Pce. 
Schaumwein Imperialgallon 3 — 
(bisher 1 3) 
anstatt - 1 — 
(bisher 1 3 
    
Titeratur. 
Von der Karte von Deutsch-Ostafrika in 
1:300 000, Verlag von Dietrich Relmer (Ernst 
Vohsen), Berlin, liegt ein weiteres Blatt: E 3, Rukwa- 
See, vor, abgeschlossen am 1. März d. Is. Zur 
Verarbeitung kamen auf dieser Sektion 28 Routen- 
aufnahmen deutscher Offiziere und Beamten neueren 
Datums sowie 17 bereits früher veröffentlichte Karten. 
Für den Aufbau standen in erster Linie astronomische 
Positionen des Dr. Kohlschütter zur Verfügung. Wie 
zu sehen, ist der Rukwa-See seit dem Jahre 1882, 
als Dr. Kaiser, der in Ukia am Nordende begraben 
liegt, ihn besuchte, beständig zurückgegangen, so daß 
er Ende 1899 auf ein kleines Areal reduzlert war, 
während der ehemalige Seeboden eine ganz offene 
Steppe darstellte. Im Jahre 1904 dagegen, wohl 
infolge der ungewöhnlich starken Regenzeit, hat der 
See annähernd seine frühere Größe angenommen; 
Nachrichten zufolge soll sein Wasser wieder bis Ukia 
stehen. Da der See bekanntlich abflußlos ist — sein 
Niveau beträgt 800 m — kann man annehmen, daß 
er periodischen, von der Stärke der Regenzeiten ab- 
hängigen Schwankungen ausgesetzt ist (wie manche 
andere kleinere Seen Deutsch-Ostafrikas), daß also 
sein Zurücktreten und Wiederanschwellen sich in ge- 
wissen Zeiträumen wiederholen wird. Die Ebene 
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des Rukwa-Grabens ist ein Eldorado für Jäger, 
man kann dort z. B. Zebraherden von vielen Hun- 
derten sehen. Auch die Busch= und Baumsavannen 
der auf dieses Blatt fallenden Teile der Länder 
Ukonongo und Ukimbu sind wildreich. Das Land 
weist mit Ausnahme der beiden Steilränder des 
Rukwa-Grabens verhältnsmäßig wenig bedeutende 
Höhenunterschiede auf und ist nur mäßlg besiedelt. 
Interessant wäre es, zu untersuchen, ob sich auch im 
Rukwa. Graben Spuren früherer vulkonischer Tätig- 
keit finden, wenn auch nicht so imponierende wie 
z. B. der Rungwe-Berg am Nordende des Njassa- 
Grabens. Ein auf der Karte eingezeichneter 
„Schwefelteich (vulkanisch)“ läßt darauf schließen. 
Kamerun und die deutsche Tschadsee-Eisen- 
bahn. Unter Benutzung amtlichen Materials und 
freundlicher Mitarbeit des Kaiserlichen Gehelmen 
Regierungsrates Prof. Dr. F. Wohltmann zu Bonn 
a. Rhein herausgegeben von Carl René, Direktor 
des Kamerun-Eisenbahn-Syndikats. Mu 37 Text- 
bildern und 22 Tafeln noch Original-Aufnahmen 
der Kamerun-Eisenbahn-Expedition 1902/03 und 
der Herren Major v. Morgen, Hauptmann v. Besser, 
Glauning und Ramsay, sowie 3 Karten. Berlin 
1905, Verlag der Königlichen Hofbuchhandlung 
E. S. Mitiler & Sohn. 
Das vorliegende mit Fleiß und Geschick zu- 
sammengestellte Werk ist gerade zur richtigen Zeit 
erschienen, um während der Verhandlungen über die 
Kamerun-Eisenbahn im Reichstage sowohl Interessen- 
ten wie auch das weitere Publikum über die Not- 
wendigkeit und die Aussichten der Eisenbahn zu in- 
formieren. Auf Grund der amtlichen Jahresberichte, 
Statistiken usw. sowie der Berichte der Kamerun- 
GEsenbahn.Espedilon wird zunächst nach einem kurzen 
historischen Überblick eine detaillierte Beschreibung 
und Bewertung des Schutzgebietes dargeboten. Hier 
finden wir alles Wissenswerte über Land und Leute, 
den geologischen Aufbau, Klima, Flora und Fauna, 
die Wasserstraßen, Handel und Verkehr, Erwerbs- 
gesellschaften, Plantagenbetrieb, Reichtum des Landes, 
die Verwaltung und vieles andere mehr. Nachdem 
hierauf die Eisenbahnen in Afrika im allgemeinen, 
dieienigen von Westafrika im speziellen geschildert 
sind, solgt eine Beschreibung der Expeditron des 
Kamerun-Eisenbahn-Syndikats in den Jahren 1902/03 
und 1904, ihre Resultate, die Beschrelbung der von 
ihr vorgeschlagenen Trasse des ersten Abschnitts zur 
Durchquerung des Urwaldgürtels und eine Renta- 
biluätsberechnung. Die dem Reichstage jetzt zur 
Genehmigung vorliegende Strecke von 160 km 
(Hickory— Nlonako-Berg—Manenguba-Gebirge) be- 
zeichnet Verfasser nur als die „erste Etappe“ der 
Tschadsee-Eisenbahn; er geht also noch weit über 
das jetzt Geforderte hinaus, indem er ausführt, 
daß die Eisenbahn ihre erschließende und segens- 
reiche Tätigkeit erst dann voll entfalten könne, 
wenn sie die überaus reichen fruchtbaren und 
  
 
	        
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