Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

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versuche Zur Immunisterung gegen Esetsekrankbeit. 
Im Anhang an seinen Bericht?) über Unter- 
suchung von Viehkrankheiten berichtet Dr. Schilling 
folgendes: ç - 
Über den weiteren Verlauf der Versuche zur 
Immuntisierung gegen Tisetsekrankheit, welche ich in 
den Jahren 1902 bis 1904 unter Benutzung des 
von Herrn Geheimrat Prof. Dr. Koch angegebenen 
Verfahrens (Abschwächung des Tsetseparasiten durch 
Hundepassagen) in Togo angestellt habe, sind mir in 
den letzten Tagen zwei private Mitteilungen zu- 
gekommen, welche ich mir ihres wichtigen Inhaltes 
wegen mitzuteilen erlauben möchte. 
1. Dr. Kersting, Bezirksleiter in Sokodé, schreibt 
mir, daß von den von mir im Sommer 1904 vor- 
behandelten 129 jungen Rindern drei eingegangen 
seien. Bei zwei von ihnen erhoben die Besitzer selbst 
keinerlei Entschädigungsansprüche, weil die Tiere nach 
der Auffassung der Besitzer an anderen Krankheiten als 
an den Folgen der Impfung zugrunde gingen. Nur 
bei einem der Tiere wurde eine Entschädigung ge- 
währt, weil es nicht auszuschließen war, daß die 
mpfung schuld an dem Tode des Tieres sei. 
Ein Verlust von 1 bis 3 v. H. ist bei einer 
Impfung mit lebenden Krankheitserregern als ein sehr 
günstiges Resultat zu bezeichnen. 
Dr. Kersting hat Mitte April d. Is. die sämt- 
lichen von mir vorbehandelten Tiere einer zweiten 
Impfung unterworfen. Er bezeichnet die Methode 
als einfach und leicht ausführbar. Die ersten Trans= 
porte des so vorbehandelten Viehs nach der Küste 
werden Aufang Juni beginnen können. 
2. Dr. Külz (Anecho) war auf meinen An- 
trag hin von dem Kaiserlichen Gouvernement in 
Lome beauftragt worden, eine letzte Kontrollimpfung 
er von mir in Kpeme vorbehandelten Tiere vor- 
zunehmen. Sämtliche Tiere, mit Ausnahme eines 
einzigen befinden sich vortrefflich und find anschei- 
nend vollkommen gesund. · 
a) Drei Kühe waren von mir zweimal mit Para- 
siten, welche durch Hundepassagen abgeschwächt waren, 
vorbehandelt worden, darauf in notorisches Teetse= 
gebiet geschickt und nach ihrer Rückkehr auf den 
arasitengehalt ihres Blutes geprüft worden. Ge- 
ringe Mengen (4 bis 8 cem) ihres Blutes ver- 
mochten empfindliche Tiere (weiße Ratten) nicht mehr 
iu infizieren. Derselbe Versuch wurde von Dr. Külz 
mit größeren Mengen von Blut (80 bis 40 cem) 
wiederholt. Auf diese Weise gelang es, bei einem 
on den drei eben erwähnten Rindern noch Para- 
en nachzuweisen. Die belden anderen waren frei. 
s ist also bei diesen beiden parasitenfreien Tieren 
ene wirkliche Immunität eingetreten. Auch das- 
Eangge Tier, welches noch Parasiten, wenn auch in 
Aßerst geringer Anzahl, im Blute beherbergt, ist 
ußerlich vollkommen gesund. 
. 
*) S. Deutsches Kolonialblatt 1905, Nr. 10, Seite 319 f. 
  
b) Bei drei Kühen, welche nur einmal mit 
Parasiten, die durch Hundepassagen abgeschwächt 
waren, vorbehandelt, dann aber mit Blut von einer 
natürlich kranken Kuh infiziert worden waren, erwies 
der von Dr. Külz angestellte Versuch, daß auch bei 
diesen Tieren Heilung eingetreten war. Der natür- 
lichen Infektlon durch die Fliege sind diese drei Tiere 
noch nicht ausgesetzt worden. 
) Ein weiterer Versuch des Dr. Külz bestätigt 
die Tatsache, daß eine einmalige Impfung mit Para- 
siten, welche durch Hundepassagen abgeschwächt wurden, 
nicht genügt, um die Parasiten im Organismus des 
Rindes zum Verschwinden zu bringen. Zwei so be- 
handelte Tiere erwiesen sich noch als infiziert, eines 
davon ist deutlich krank. 
Die Versuche des Dr. Külz, für deren ge- 
wissenhafte Ausführung ich diesem Kollegen sehr 
verpflichtet bin, stützen meine Behauptung, welche ich 
in meinem letzten Bericht im Februar des Jahres 
aussprach: daß es auf dem angegebenen Wege gelingt, 
Rinder gegen die natürliche Infektion durch den Stich 
der Tsetse-Fliege zu schützen. 
Deutsch-HSüdwelktafrika. 
Der Derero= und Dottentotten - Aufstand. 
218. 
* Den 3. Juni. 
Nach Aussage von Emngeborenen sollen sich 
Hendrik Witboi und einige andere Hottentotten- 
kapitäne mit ihrem Anhang nach Lehutitu ins Britisch- 
Betschuanaland zurückgezogen haben. Sie beabsich- 
tigen angeblich, von dort aus Einfälle in deutsches 
Gebiet zu machen, und es wird daher Aminuis sowie 
der Auob-Abschnitt besetzt gehalten. 
In der Verfolgung der aus den großen Karas- 
Bergen flüchtigen Hottentotten stleß Hauptmann 
d'Arrest mit zwei Kompagnien, zwel Geschützen und 
zwei Maschinengewehren am 24. Mal am Karib- 
Rivier (auf der Kriegskarte als Gamtoab-Rivier 
bezeichnet) auf ein großes soeben erst verlassenes 
Lager und erbeutete von der Nachhut des fliehenden 
Gegners 40 Rinder, 10 Reittiere und einige Gewehre. 
Hauptmann v. Erckert setzt mit frischen Truppen die 
Verfolgung in Richtung nach dem Oranje-Fluß fort. 
Hauptmann v. Koppy griff am 27. Mai mit 
seiner Kompagnie und zwei Geschützen am unteren 
Fischfluß eine starke Stellung des bis Geious (nahe 
des Fischflusses, 65 km oberhalb der Einmündung 
in den Oranje) zurückgedrängten Cornelius von 
Bethanlen an. Nach mehrstündigem Gefecht ging 
der Feind in regelloser Flucht zurück und wandte 
sich, von unseren Truppen scharf verfolgt, dem 
Oranje = Fluß zu. Der Gegner verlor acht Tote, 
20 Gewehre, 50 Stück Groß-, 600 Stück Kleinvieh, 
Wagen und Hausgerät. Die gefangene Mutter des
	        
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