Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

des alten Gouverneurshauses aufgeschlagen, mein 
Amtslokal. Meine Wohnung besteht aus einer da- 
neben befindlichen, dachartig aus altem Wellblech in 
zwel Stunden zusammengeschlagenen niedrigen Hütte 
von ein paar Metern Länge und Breite, wie sie 
auch die übrigen Weißen und die farbigen Ange- 
stellten bewohnen. Fühlbarer als ein solcher Wohnungs- 
wechsel war die anfängliche Unmöglichkeit, die aus 
Schutt und Schmut geretteten Sachentrocknen zu können 
An die Arbeiten für die einstweilige Unter- 
bringung aller Angestellten und das Zusammensuchen 
der nach allen Windrichtungen verstreuten Vermögens- 
stücke schloß sich unmittelbar der provisorische Aufbau 
eines Raumes auf der meiner Wohnstelle gegenüber- 
liegenden Seite, der als Bureau zur Aufnahme der 
lückenhaft gewordenen Akten und Bücher sowie der 
Kasse und als Postzimmer dient. Es folgte die 
sorgfältiger ausgeführte Wiederherstellung des Lager- 
hauses, ferner eines Raumes, in welchem das son- 
stige tote Inventar untergebracht ist. Gleichzeitig 
wurde das Nebengebäude der Arztwohnung und 
das kleine Wohnhaus des Kanzlisten, da die Inhaber 
Familie haben, sowie das Gefängnis hergerichtet. 
Die nächsten Tage werden in Anspruch ge- 
nommen werden durch Forträumung von Trümmern, 
Sichtung des Matertals und weitere Nachsorschungen 
nach vermißten Sachen. 
Diesen Ausführungen lasse ich eine Aufzeichnung 
des während des Taifuns von mir auf der Insel 
Keparalap (Westseite von Ponape) beobachteten 
Barometerstandes folgen. (Uhrzeit den Schiffs- 
uhren etwa ½ Stunde voraus): 
(19. April etwa 9 Uhr nachm. — wenig unter 760 
20. - 6 
- - = vorm. — über 755 
20. 1 7750 
20. um 145 nachm. 7830 
20. 2 "b 724 
20... 2% 720 
20 , 220 - 
.- 719 
Abflauen des Taifuns, der hauptsächlich von Norden. 
zu kommen schien, bis zur gewöhnlichen Windstärke. 
Dabei 260 J18 
392050 . 
Kaum merkbarer Übergang des Windes nach 
Südosten, wo eine mächtige dunkelgraue Wolken- 
wand sichtbar wird, und mit dieser nach Süden, 
von wo 38°% nach. J18 
beinahezu höchstem Wasserstandestärkstes Wiedereinsetzen 
des Taifuns, — der mit dem aus Regen und Seewasser 
gemischtem Gischt schneidend wie Hagelsturm in das 
Gesichtschlug—derart, daß ichanfangsannahm, erwerde 
die Brandung über die nur wenige Meter hohe Insel 
Keparalap und ihre gestürzten Bäume treiben. 
3 7800 4 7404 748 516 750 
4% 735 4½% 7456 5% 749 5 752. 
Aufden Ant-Insel Verwüst erkennbar. 
  
Die Natlk-Inseln, an welchen der Etscheltsche 
Schoner „Carl u. Ella“ am 20. v. Mts. vorbei- 
fubr, sollen verschont geblieben sein. 
400 
  
Hamva. 
Auszug aus dem Bericht der Lafata-Lamoa-Gesellschaft 
über das erste Geschäftsjahr 1903/1904. 
Der vorliegende Bericht umfaßt die Zeit vom 
Juni 1908 bis zum Schlusse des Jahres 1904. 
Nach umfangreichen Vorarbelten wurde die Safata- 
Samoa-Gesellschaft am 5. Dezember 190 errichtet, 
und am 12. April 1904 wurden der neuen Gesell- 
schaft durch Bundesratsbeschluß die Rechte einer 
juristischen Person verliehen. Die Zeit vor Er- 
richtung der Gesellschaft wurde mit Schaffung vor- 
läufiger Unterkunftsräume für Beamte und Arbelter, 
Anlage von Wegen, Beschaffung von Arbeitern und 
Saatmatertal und Absteckung der einzelnen Schläge 
ausgefüllt. Nach erfolgter Verleihung der Rechte 
einer juristischen Person und Anerkennung unserer 
Landpachtrechte in Safata seitens der kaiserlichen 
Behörden auf Samoa im Juni 1904 wurde emsig 
und ununterbrochen auf der Pflanzung Saninoga 
gearbeitet. 
Alsbald nach der Verleihung der Korporations-= 
rechte beschloß die außerordentliche Hauptversamm- 
lung vom 29. April 1904 die Erhöhung des 
Stammkaopitals der Gesellschaft ven 450 000 Mk. 
auf 800 000 Mk. Zugleich beschloß der Aufsichts- 
rat, neben der auf der Südseite der Insel Upolu 
belegenen Pflanzung Saninoga noch eine zweite 
Pflanzung anzukaufen. Dieser zweite Besitz, „Tua- 
nalmato“, liegt äußerst günstig auf der Nordseite 
der Insel in nächster Nähe Apias, war beim Ankauf 
bereits zu einem Viertel kultiviert und mit allen 
Gebäuden und Einrichtungen für einen größeren 
Pflanzungsbetrieb versehen. 
Auf der Pflanzung Saninoga wurden im Laufe 
des Berichtsjahres an Stelle der primitiven Unter- 
kunftsräume das Verwalterhaus, das Aufseherhaus 
und die Arbeiterhäuser errichtet. 
Die Hauptsorge der Geschäftsleltung aber war 
die Lösung der Arbeiterfrage. Auf jeder Pflanzung 
waren im Durchschnitt 15 chinesische Kulis von 
Beginn an beschäftigt. Für die schwierigeren Ar- 
beiten wurden, da auf die eingeborenen Arbeiter 
wenig Verlaß ist, neben den Kulis hauptsächlich 
Eingeborene der Insel Niue (Savage Island) ein- 
geführt. Dank der hingebenden Tätigkelt unserer 
Beamten wurde mit den an sich unzureichenden 
Arbeitskröäften der größte Teil des für Kakao 
geelgneten Landes auf der Pflanzung Saninoga 
abgeholzt und vorbereitet. Auf der Pflanzung 
Tuanaimato bel Apia, welche wir am 15. Mai von 
dem bisherigen Besitzer übernahmen, wurden die 
Arbeiten in den bestehenden Grenzen weitergeführt, 
da eine Ausdehnung des Betriebes bis zum Ein- 
treffen des neuen Kulitransports im Jahre 1905 
zurückgestellt werden mußte. Dieser neue Kuli- 
transport wurde von uns in die Wege geleltet und 
durchgeführt. Am 5. Mai 1905 ging ein Trans- 
port von 5268 Kulis von China ab, der in der
	        
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