Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

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Bodenverhältnisse auf. Weniger gut sind dieselben in Togo und 
Ostafrika. Bisher gar nicht in Betracht gekommen ist seines un- 
geeignéten Klimas wegen Südwestafrika. Jedoch bieten sich auch 
bier vielleicht günstige Bedingungen für den Anbau einer Kautschuk- 
Pflanze, und zwar des Parthenium argentatum, einer Komposite von 
den Hochlindern Mexikos, welche den sogenannten Gusyule-Kaut- 
schuk liefert und in letzter Zeit viel von sich reden gemacht hat. *) 
In den beiden erstgenannten Kolonien, Neu-Guines und Kamerun, 
aber können viele hunderttausend Hektare als für die Kautschuk- 
kultur geeignet erklärt werden. 
Gebhen wir nun den Gründen nach, aus welchen trotz der 
günstigen natürlichen Vorbedingungen die Entwicklung der Kaut- 
schukkultur in unseren Kolonien keine schnellere gewesen ist, 
so finden wir, dals dieselbe im ganzen eine normale und den 
besonderen Umständen angemessene genannt werden mufs. Sehon 
wenige Jahre Dnach der Besitzergreifung von Neu-Guinea und 
Kamerun waren dort verschiedene Kautschukarten eingeführt 
worden; z. B. Ficus elastica und Manihot Glaziowüt in Neu-Guinea 
im Jahre 1888, in Kamerun 1889, Heven und Castillog in Neu- 
Guinea 1890, in Kamerun 1889 bzw. 1898. Bis derartige Baume 
aber so weit herangewachsen sind, dals man ein Urteil über ihre 
Akklimatisationsftlhigkeit und ihren Wert erlangen kann, vergeben 
Jahre, und ebenso lange dauert es, bis die Fortpflanzung in reich- 
lichem Malse bewerkstelligt werden kann. 
Die Einführung von Hevea-Saat in grolser Menge vom Amazonas 
her, welche wiederholt von Kamerun aus versucht worden war, 
milslang stets, da die Samen bei ihrer Ankunft an dem Bestimmungs- 
orte ausnahmslos ihre Keimkraft verloren hatten. Diese Art konnte 
daher erst vermebrt werden, als die wenigen in lebendem Zustande 
eingeführten Bäumchen Frucht trugen. In Britisch- und Nieder-- 
ländisch-Indien war die Hevea schon im Jahre 1877 eingeführt 
worden. Dort gab es also schon alte, fruchttragende Heveabname, 
als Deutschland überhaupt erst daran dachte, Kolonien zu erwerben. 
Daher konnten jetzt dort Millionen von Samen geerntet und aus- 
gepflanzt werden. Mit Manihot Glaziowüt wieder, welcher zuerst 
durch sein ungemein öppiges Wachstum zu Anpflanzungen ermutigte, 
mulste man in den regenreichen Klimaten von Neu-Guinea und 
Kamerun die Erfahrung machen, dals die Milch zu wässerig und zu 
wenig kautschukbaltig war, um die Anlage von Pflanzungen reptabel 
zu machen. Nur in dem weit trockeneren Klima der Küstenstriche 
von Ostafrika erwies sich der Anbau dieser Art als lohnend, da die 
*) Vgl. den Artikel von Dr. R. Endlich „Die wirtschatliche Bedentung 
des Guayule“ in Nr. 5 des „Tropenpflanzer“. D. Red.
	        
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