Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

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Lage gekommen waren, weil durch das rücksichtslose Abpflücken 
der sämtlichen Blätter der ganze Nachwuchs an Guttabä#men 
ebenso sicher getötet wurde wie die alten Bäume durch das Nieder- 
schlagen, haben die Holländer auf Java und Borneo regelrechte 
Guttaplantagen angelegt zum Zwecke der Herstellung des Gutta 
allein aus den Blättern. Die Gewinnung geschieht auf mechanischem 
Wege, da das auf chemischem Wege hergestellte Produkt zwar 
sehr rein, aber wenig widerstandsfähig gegen die Einflüsse von 
Luft und Licht ist. In dem Laboratorium des botanischen Gartens 
von Boitenzorg wurden während meines dortigen Besuches im 
Jahre 1903 täglich etwa 1700 abgefallener Guttablätter, die in 
der schon erwähnten Plantage von Tjiipetir vom Boden aufgelesen 
wurden, verarbeitet. Sie wurden schnell in der Sonne getrocknet, 
in einer Kruppschen Maschine zu Mebl gemahlen und mit heilsem 
Wasser, welches eine Weile zum Kochen gebracht wurde, behandelt. 
Das sich abscheidende Gutta wurde dann durch langes Kneten und 
Waschen von den arnbaftenden Blatteilen gereinigt, und man erhielt 
täglich 25 bis 30 g Gutta. — Frisch abgefallene grüne Blätter 
sollen 2 pCt. Gutta, alte, braune und trockene vur 1—1½ pot. 
Gutta enthalten. Das Gutta scheint sich also schnell zu oxydieren, 
ebenso wie in den Früchten. — Auf Borneo hat man bereits eine 
Guttaplantage in Verbindung mit einer Guttafabrik im regelrechten 
Betriebe. Der Direktor dieser Unternehmung teilte mir mit, dals 
junge, fünfhährige Palaquium oblongifolium jährlich bereits je 3 Kilo 
Blätter lieferten. Der Guttagehalt dieser frischen Blätter soll 
4 pCt. betragen. Das gewonnene Produkt soll besser sein als das 
aus dem Stamme hergestellte und einen Preis von 20 Mk. per Kilo 
erzielen. Es soll 88 pCt. reines Gutta und nur 12 pCt. Fremd- 
körper enthalten. 
Die Aussichten der Guttaperchakultur sind hiernach durchaus 
keine schlechten. Da fünfjährige Bäume bereits einen Jahresertrag 
von etwa 2,40 Mk. ergeben, so erscheint die Rentabilität einer 
regelrechten Guttaplantage gewährleistet. Allerdings gilt dieses 
zunächst nur für die beste Guttaart, das Palaquium oblongifolium. 
Ob es sich lohnen würde, die in Neu-Guinea wildwachsenden Arten 
in Plantagenkultur zu nehmen, muls zunächst erst durch Versuche 
festgestellt werden, die darauf hinzielen müssen, das Gutta aus den 
„Blättern berzustellen. Vorläufig scheint die Ausbeutung dieser 
Arten nur durch die Eingeborenen in gewinnbringender Weise 
moglich zu sein. Es würde für die Guttaperchaindustrie von er- 
heblicher Bedeutung und für Neu-Guinen von grolsem Nutzen sein. 
wenn es gelänge, einen regelmälsigen Import von Gutta von dort 
nach Deutschland anzubahnen. 
 
	        
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