Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

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Das Hauptquartier steht in Keetmanshoop. An Truppen befinden sich im Süden 24¼ Kom- 
pagnien, 8 Batterien, 16 Maschinengewehre und kanonen. Außerdem in der Linie Lüderitzbucht— 
Kubub—Bethanien Etappentruppen. 
An der Verbesserung der Hafenanlagen in Swakopmund und Lüderitzbucht wird gearbeitet. 
Um der an ersterem Orte auftretenden Versandung zu begegnen, ist ein Bagger entsandt worden, 
der bis jetzt mangels der nötigen Prähme noch nicht voll ausgenutzt werden konnte. Ein zweiter 
größerer Bagger geht im Juli nach Swakopmund ab, ihm folgt ein weiterer, kleiner Greifbagger 
im August. Jur Beschleunigung der Löscharbeiten ist an der alten Landungsstelle in Swakopmund 
eine hölzerne Brücke errichtet worden. Zu deren Schutz wird zur Zeit ein Wellenbrecher erbaut. Auch 
in Lüderitzbucht ist eine Landungsbrücke gebaut worden. Der Bau einer weiteren Brücke ist dort in 
Angriff genommen worden. 
Die Otawi. Bahn hat am 18. Mai d. J. Karibib erreicht, so daß von diesem Punkte aus jetzt 
zwei Bahnlinien zur Verfügung stehen. Der Bau der Otawi--Bahn wird trotz Aufstand und Arbeiter- 
schwierigkeiten weiter betrieben. Im September hofft der Bauunternehmer Omaruru zu erreichen. 
Die Unsicherheit im Lande hat bisher die Wiederaufnahme der Farmbetriebe in nennenswertem 
Umfange noch nicht gestattet. Die Arbeiten der Entschädigungskommission im Hererolande sind bis auf 
die Bezirke Grootfontein und Outjo zum Abschlusse gebracht. Dagegen konnte die Kommission wegen 
der Kriegslage bisher im Süden nur in geringem Umfange tätig sein. Die Vorbereitungen sind 
jedoch derart getroffen, daß die diesbezüglichen Arbeiten im vollen Umfange sofort in Angriff ge- 
nommen werden können, sobald Ruhe und Ordnung einigermaßen wiederhergestellt sind. Der nach 
der Reichskanzlerverfügung vom 2. Juni 1904 zu berücksichtigende Schaden im nördlichen Schutzgebiet 
(Hereroland) beträgt nach den bisherigen Feststellungen der Kommission 7,2—7,3 Millionen Mark. 
Auf die angemeldeten und festgestellten Schadensforderungen sind zwei Siebentel des zuerkannten Be- 
trags vorschußweise an die Ansiedler zur Zahlung gelangt. Den Südschaden schätzt der stellvertretende 
Vorsitzende der Kommission auf zirka 6 Millionen Mark. 
Da bei den großen Verlusten, die der Viehstand des Landes durch den Krieg erlitten hat, nach 
Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung eine Einfuhr von Vieh in größerem Umfange sich nicht 
wird vermeiden lassen, sind vom Gouvernement zwei sachkundige Privatpersonen nach Argentinien und 
Mexiko entsandt worden, um die Bezugsmöglichkeiten an Ort und Stelle zu prüfen. Diese Sach- 
verständigen werden demnächst im Schutzgebiete wieder eintreffen und Bericht erstatten. 
Deutsch-Ostafrika. 
Deutsch-Ostafrika hat sich in den letzten zwölf Monaten einer ruhigen und friedlichen Ent- 
wickelung zu erfreuen gehabt. Eine Unbotmäßigkeit in der Landschaft Turu, östlich von Kilimatinde, 
wo eine Patrouille von Eingeborenen angegriffen und ein farbiger Unteroffizier getötet war, konnte 
ohne Schwierigkeit durch Bestrafung der Schuldigen im Keime erstickt werden. 
Auf dem wichtigen Gebiete der Verbesserung der Verkehrsmittel sind bedeutungsvolle Fortschritte 
zu verzeichnen. Nachdem das Gesetz, betreffend die lbernahme einer Garantie des Reichs in bezug 
auf eine Eisenbahn von Daressalam nach Mrogoro, unter dem 31. Juli v. J. veröffentlicht war, 
hat die Ostafrikanische Eisenbahngesellschaft auf Grund der ihr erteilten Konzession alsbald mit den 
Vorbereitungen für die Ausführung des Bahnbaues begonnen. Das gefamte für das erste Baujahr 
erforderliche Material ist inzwischen bereits in Daressalam angelangt, wo am 9. Februar d. J. der 
erste Spatenstich von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Adalbert von Preußen vorgenommen wurde. 
ach dem zwischen der Eisenbahngesellschaft und der Firma Philipp Holzmann & Co. in Frankfurt a. M. 
—n-n Vertrage soll die ganze Bahnlinie bis zum 1. Juli 1908 betriebsfähig fertigge- 
ein.
	        
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