Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

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diese Zahlen sind nicht feststehend 
schwanlungen häufig unterworfen. 
ch auf Quarantäne sind für den Export 
recht schorfe Bestimmungen in Krast. Folgende 
oched sind besonders bemerkenswert: 
Der Seeexport ist nur über die Häfen von 
Buenos Aires, La Plata und Rosario gestattet. Um 
Tiere ausführen zu können, bedarf es eines schrift- 
lichen Permiß der zuständigen Behörde. Die zu 
exportierenden Tiere werden auf ihrem Standplatze, 
auf dem seit mindcstens 30 Tagen kein Seuchenfall 
vorgekommen fein darf, von einem von der Behörde 
ernannten Tierarzte untersucht und können — wenn 
gesund befunden — auf Grund einer vom Tierarzte 
ausgefertigten Bescheinigung in das embarcadero 
(Verladedepot) gebracht werden, wo sie wiederum 
etwa zwei Tage unter Quarantäne gehalten und von 
einem Regierungstierarzte beobachtet werden. Ver- 
dächtigte Tiere werden genau untersucht, und bei 
Anzeichen krankhafter Symptome wird das gesamte 
Vieh zurückgewiesen. Schafe werden vor Ver- 
schiffung durch ein Bad getrieben, um irgend welche 
vorhandene Parasiten zu töten. Schlachtiere werden 
am Verschiffungsplatze gewogen, und der Versender 
erhält eine amtliche Gewichtnota der Tiere ausge- 
händigt. Pferde und Maulesel haben nur eine 
12 stündige Quarantäne zu überstehen. Die zur 
Verladung der Tiere zuzulassenden Schiffe müssen 
den Vorschriften über Stabilität, Ventilation, Pumpen, 
Wassertanks, Stärke der Kallings u# w. genügen. Es 
wird ihnen vorgeschrieben, in welchen Teil des 
Schiffes die Tiere zu verladen sind, die Größe des 
Raumes für jedes Tier, die Art der herzustellenden 
Verschläge, die zu ladenden Futter= und Wasser- 
mengen, die Anzahl des Wächterpersonals (1 Mann 
für je 25 Rinder oder Pferde oder Schafe) u. dgl. 
Die Frachtsätze für den Seetransport sind großen 
Schwankungen unterworfen und hängen von dem 
Frachtmarkt nach Europa ab. Die Fracht ist ein Bör- 
senobjekt und wird an der Börse gehandelt. Den 
Transport lebender Tiere nach Südafrika besorgen 
hauptsächlich die Dampfer der Liverpooler Gesell- 
schaften Houlder Brothers & Co., und Houston & Co. 
Im Durchschnitt betrugen Anfang dieses Jahres die 
Frachtraten — ohne Hinzurechnung der übrigen 
Spesen — bei voller Dampferladung für Kapstadt: 
und Preis- 
für Schlachtochhenn 2 4,15 bis 5,00 
Pferde C 4,1 
Maulesel 4 3,15 
Esee. 4 2,10 
—— 0,6 
# 0,66. 
Die Reisedauer von Buenos Aires nach Kapstadt ist 
auf 16 bis 20 Tage zu veranschlagen, ebenso lange 
Zeit kann man für Swakopmund annehmen. Eine 
Idee, wie zur Zeit die Fracht= und andere Spesen 
sich cit Swakopmund stellen, gibt die bereits von 
Buenos Aires dem Kasserlichen Gouvernement ein- 
gesandte Berechnung. 
Besseres Material kann theoretisch nicht ge- 
  
sammelt werden, hier können nur praltische Erfahrungen 
weiter sprechen. 
Die Seeversicherung der Tiere ist ein großes 
Rechenexempel und ein sehr wichtiger Faktor. 
Wie schon geschrieben, kann man dieselbe auf 
verschiedene Art und Weise vornehmen. Man ver- 
sichert entweder nur gegen Totalverlust, oder aber 
frei von 10, 15 oder 20 v. H. Verlust, oder man 
versichert jedes einzelne Stück. Die Höhe der Ver- 
sicherungsprämie bewegt sich zwischen 4 bis 10 v. H. 
der Versicherungssumme. 
Nicht versicherbar sind alle Regierungsmaßnahmen 
gegen Landung der Tliere, mögen sie irgend welchen 
Ursochen entspringen, auch gegen Kriegsgefahr gibt 
es keine Versicherung. Es ist daher unbedingt er- 
forderlich, daß diese wichtige Frage sowohl von seiten 
der Regierung, wie der betreffenden Unternehmer, 
die den Import bewerkstelligen, erörtert und feste 
Bestimmungen hierüber erlassen werden. 
Ich gebe nunmehr einiges statistisches Material, 
welches ich dem Argentine Yearbook 1903 entnommen 
habe und Bezug auf das behandelte Thema hat. 
Die Republik Argentinten ist ungefähr 3 / mal 
größer als Deutsch-Südwestafrika und hat ungefähr 
5 bis 6 Millionen Bewohner; sie tlegt zischen 
21° 40’“ und 50° südlicher Breite und 53° 3387 
und 73° westlicher Länge. Ihr Gesamtflächeninhalt 
ist 295 012 000 ha, wovon 104 300 000 ba kul- 
tivierbar und 100 Millionen ha zur Viehzucht ge- 
eignet sind und 90 712 000 ha auf Holzbestände, 
Flüsse, Berge, Seen, Salzlagunen, vegetationslose 
Gebiete, Städte usw. entfallen. Die nachstehende 
Tafel zeigt den Viehbestand des Landes nach einer 
Viehzählung vom n dahre 1888 und der Schätzung 
im Jahre 190 
Kopfzahl. 
Viehzählun Schätzun 
—————-—-..— 
Rinder 21 961 657 30 000 000 
Pferdd 234 032 5 600 000 
Esel und Maulesel *6 494 500 000 
Schafe 66 706 099 120 000 000 
Schweine 393 758 800 000 
Ziegen 1 894 368 3 100 000 
Die Rassenverbesserung, deren eigentlicher Auf- 
schwung erst seit ungefähr 1870 datiert, hat folgendes 
Resultat zu Tage gefördert: 
Ein vierjähriger Schlachtochse hatte 1870 durch- 
schnittlich ein Schlachtgewicht von 350 lbs; jetzt 
550 lbs, ein Wollschaf produzierte 1870 etwa 
1½ lbs Wolle, jetzt 5½ lbs! Luzerne — die 
großartige Futterpflanze — war 1890/91 auf 
620 000 ha, 1901/02 auf 1250 000 ha und 
1902/03 auf 1 320 000 ha bestanben. Argentinien 
hat die Vereinigten Staaten von Nordamerika bereits 
im Export von Weizen, Mais, Leinsamen üÜberflügelt. 
Die kultivierten Gebiete für 1902/08 betragen an 
Ausdehnung für
	        
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