Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

statt. Jetzt beläuft sich die Zahl der Christen im 
eigentlichen Ugandagebtet (nach einem Regierungs- 
zensus vom letzten Jahre) auf 219 669 römische 
Katholiken und 164 241 Protestanten. Zu der Ge- 
samtbevölkerung von 717 535 Seelen gehören dann 
noch 40 346 Mohammedaner und 300 279 Helden. 
Dieser Zensus schließt die benachbarten Distrikte so- 
wie die Königreiche Toro, Ankola, Bunyoro, Busoga 
u. a. nicht ein. Der Reglerungszensus führt jedoch 
auch manche als Christen auf, die noch nicht getauft 
sind, ja nicht einmal Katechumenen sind. Von der 
englisch-kirchlichen Mission sind im letzten Jahre 
über 9000 Personen, darunter mehr als 6000 Er- 
wachsene, in Uganda getauft worden. Dazu kommt 
noch ein großer Zuwachs in den umliegenden Ge- 
bieten. Kein Wunder, daß der leltende Bischof 
Tucker dringend um Verstärkung des Missions- 
personals gebeten hat. 
Auf Kaiser-Wilhelmsland haben, wie das 
Juliheft der „Evangelischen Missionen“ berichtet, 
dle Neuendettelsauer Missionare soeben eine neue 
Station angelegt, die sie zum Andenken an den 
frühverstorbenen Missionar Held Heldsbach genannt 
haben. Sie liegt am Meeresstrande an der Ein- 
mündung eines klaren Gebirgsbaches unweit des 
Eingeborenendorfes Busum. Bisher läßt sich, wie 
Missionar Flierl schreibt, alles gut an. Zum Gottes- 
dienst kommen die Leute zahlreich; bei Regenwetter 
drängen sich wohl 100 in dem engen Raum zu- 
sammen. 
über die Geschichte der Mission in der Südsee 
entnehmen wir einem Artikel des „Steyler Missions-= 
boten“ von diesem Monat folgenden Bericht: 
Als die kathollschen Kolonialmächte Spanien 
und Portugal noch im Zenith ihrer Weltmacht 
standen, wurde zum erstenmal für die europäische 
Welt der Schleier über Ozeaniens geheimnisvoller 
Inselflur gelüstet. 1521, also 29 Jahre nach der 
Entdeckung Amerikas, landete der Portugiese Fer- 
dinand Magalhaes als Führer eines spanischen 
Schiffes auf einer der östlichen Inseln und durchquerte 
die ganze Südsee, bis er die Marianen in Mikro- 
nesien erreichte. Andere spanische, später auch hollän- 
dische Entdecker enthüllten weitere Teile des jüngsten 
Erdtells, aber nur Mikronesien wurde damals von 
den Spaniern in den Bereich ihrer Missions= und 
Kolonisationstätigkeit gezogen. Erst viel später war 
es dem Engländer James Cook, einem der berühm- 
testen Entdecker neben Kolumbus und Magalhaes, 
von 1769 bis 1779 vergönnt, die Südsee zu ent- 
schleiern und ihre vollständige Erforschung anzu- 
bahnen. Nur die größeren melanesischen Inseln und 
einige Binnengebiete des australischen Festlandes 
harren auch heute noch ihres Erforschers. 
Cooks Entdeckungen weckten aber nicht nur ein 
geographisches Interesse, sondern lenkten auch die 
protestantischen kirchlichen Kreise in England und 
  
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Amerika auf die Südsee hin. Paradiesische Menschen, 
reine Naturkinder voll Glück und Unschuld wollten 
die ersten Besucher auf den paradiefischen Inseln 
gesehen haben: eine Entdeckung, die dem Zeitalter 
der Humanität und der Romantik hoch willkommen 
war. Diesen das Evangelium zu bringen, machten 
englische Missionare sich auf. Nur zu bald aber 
ward die romantische Schwärmerel ernüchtert, und 
mit bitterer Enttäuschung sahen die protestantischen 
Sendboten die schlimmsten Greuel eines verkommenen 
Heidentums: Menschenfresser, Kindermord und 
Menschenopfer, unter den Völkern der Südsee ver- 
verbreitet. Gelang es der protestantischen Mission 
gleichwohl im Laufe des vergangenen Jahrhunderts diese 
Greuel zu beseitigen und das Christentum und ein ge- 
wisses Maß von Bildung in Ozeanien heimisch zu machen, 
so ist dieser Erfolg aufrichtiger Anerkennung wert. 
Die tlefen Wunden, welche der unchristliche Zeit- 
geist des achtzehnten Jahrhunderts nicht weniger als 
die französische Revolution der katholischen Kirche 
geschlagen hatte, ließen ein kräftiges katbolisches 
Missionsleben im ersten Viertel des vergangenen 
Jahrhunderts nicht aufkommen. Weder das Pariser 
Missionsseminar noch die älteren Orden verfügten 
über genügende Kräfte zur Ubernahme einer Südsee- 
mission. Die Missiontlerung des jüngsten Erdteiles 
sollte mit Ausnahme von Milkronesien eine fast aus- 
schließliche Aufgabe der neuzeitlichen Missionsgenosfsen- 
schaften werden. Von 1825 bis 1845, also gerade 
während der in der Geschichte des Missionswesens 
so bedeutende Camaldulenser Maurus Capellart als 
Generalpräfekt der Propaganda, dann als Papft 
Gregor XVI. der ganzen Kirche vorstand, rückten 
im Auftrage der Propaganda die Picpus-Väter nach 
Hawai (1827), den Gambier-Inseln (18834), den 
Markesas (1838), nach Tahiti (1841), die Maristen 
nach Wallis, Tonga und Neuseeland (1837), nach 
Neukaledonien (1843), Witi (1844), Samoa (1845) 
vor. Nachdem die Picpus-Gesellschaft 1849 auch 
den Paumotu-Archipel in Angriff genommen, trat 
eine längere Pause in der Erweiterung des Missions- 
feldes ein. Während bis dahln fast ausschließlich 
die polynesischen Inseln und von Melanesien nur 
Neukaledonien und Witl (Fidschi) besetzt waren, 
wurden im Zusammenhang mit den kolonialen Er- 
eignissen zwischen 1882 bis 1903 auch Melanesien 
und Milronesien in den Kreis der Missionstätigkelt 
gezogen. In Polynesien wurde von der Piepus- 
Gesellschaft nur noch der Cook= oder Hervey-Archipel 
neu bearbeitet, während die Missionare vom heiligsten 
Herzen Neupommern (1882), Britisch-Neuguinea 
(1884), die Gilberts (1888) und Ellice-Inseln 
(1897), den deutschen Marschall-Archipel (1899) 
und Holländisch-Reuguinea (1908), die spanischen 
Kapuziner die Karolinen (1886), die Marlsten die 
Neu-Hebriden (1887) und Salomonen (1898), die 
die Steyler Missionare endlich Kaiser Wilhelmsland 
(Deutsch-Neuguinea 1896) besetzten. Auf den 
Marianen wirkten die spanischen Augustiner schon
	        
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