Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

uns, unsere Fabrikanlage mit den auf den Hanuf- 
pflanzungen in Yukatan befindlichen Maschinen aus- 
zurüsten. Nach eingehenden Studien der angewandten 
Systeme sandten wir den Leiter von Buschirihof, 
Herrn Korsch, nach Yukatan, um an Ort und Stelle 
die in Betracht kommenden Konstruktionen sich an- 
zusehen. Derselbe riet uns, nachdem er die bedeu- 
tendsten Anlagen daselbst besucht hatte, zur Anschaffung 
der Mola-Maschine, die einfach und stark konstruiert 
ist und in zehnstündigem Betriebe etwa 150 000 
Blätter, die 2 Tons = 40 Zentner Hanf ergeben, 
verarbeitet. 
Diese Maschine haben wir gekauft und nach 
unserer Pflanzung gesondt. Seit einigen Tagen ist 
dieselbe aufgestellt und funktioniert nach dem tele- 
graphischen Verichte von Buschirihof tadellos. Zum 
Antriebe derselben war eine 60 HPstarke Lokomobile 
nötig, die wir von der Firma R. Wolf in Magde- 
burg bezogen haben. Um uns weiter von den 
Arbeitern unabhängig zu machen, haben wir eine 
verstärkte Feldbahn mit Lokomotivbetrieb hinaus- 
gesandt, so daß es nunmehr keine Schwierigkeiten 
macht, die zur Verarbeitung nötigen Blätter nach 
der Fabrik zu schaffen. Gleichzeitig entschlossen wir 
uns, um nötigenfalls Tag und Nacht arbeiten zu 
können, unsere Fabrik elektrisch zu beleuchien, und 
haben wir diese Anlage von den Siemens-Schuckert- 
Werken bezogen. Durch Anlage eines Telephons 
waren wir des weiteren bestrebt, den Verkehr 
zwischen dem Haupthause, der Fabrik und dem Vor- 
werk zu erleichtern. 
Alle Anlagen sind inzwischen aufgestellt und 
arbelten zur vollen Zufriedenheit. 
Auf unsere Anregung hin hat die Ost-Afrika= 
Linie sich entschlossen, einen flachgehenden Dampfer 
einzulegen, der unseren Hanf direkt von Buschirihof 
abholt und zum Europadampfer bringt, so daß die 
Beförderungsfrage eine uns befriedigende Erledigung 
gefunden hat. 
Durch diese Maßnahmen, die wir getroffen haben, 
hoffen wir einen großen Teil der Arbeiter, die wir 
bisher im Innendienste beschäftigen mußten, für den 
Außendienst frei zu bekommen und die Reinhaltung 
der Pflanzung und den weiteren Ausbau derselben 
im laufenden Jahre in gewünschter Weise intensiv 
betreiben zu können. 
Kamerun. 
Bericht des Ratserlichen Oberrichters Dr. Mever 
ũber im Murz b. Is. von Buta aus unternommene 
Lonntagsausslüge in die waldgegend am Hüdost- 
abba#g des Ramevunberges. 
1 (Hierzu eine Kartenskizze.) 
n der Grenze des Waldes auf ungefähr 
1800 m Höhe angelangt (s. Skizze), zeigte ich dem 
Auftrage des Herrn Gouverneurs entsprechend dem 
477 
  
dort wartenden Gärtner Deistel und Techniker Peukert 
den Weg zum Likoke-Bach. Der Weg wurde von 
diesen freigeschlagen. Er führt ohne Geländeschwie- 
rigkeiten, etwas ansteigend, in einer knappen halben 
Stunde zu dem Bache, welchen ich in dem früheren 
Bericht näher beschrieben habe. 
Während Deistel und Peukert die nördliche 
Wand der Likoke-Schlucht auf schwierigem Pfade 
hinaufkletterten und, um auf den Hauptweg zurück- 
zugelangen, den anderen Arm der hier unpassierbaren 
Likoke-Schlucht oberhalb umgingen, sliegen wir 
südlich der Likoke-Schlucht zunächst im Walde, dann 
im Gestrüpp und Gras ziemlich bequem in die 
Höhe, zunächst auf einen welthin sichtbaren und 
schöne Aussicht bietenden kleinen Hügel, den ich, weil 
wir Honig dort fanden, Honighügel nennen möchte 
(die Eingeborenen haben keinen Namen für ihn), 
und erreichten nach ungefähr zwei Stunden, nicht 
sehr steil ansteigend, die parallel zur Likoke-Schlucht 
laufende Namonge-Schlucht und in ihr den unteren 
Endpunkt einer etwa laufbrunnenstarken, kristallenen 
Quelle. 
Die Quelle ist ohne jede Schwierigkeit von belden 
Seiten durch Großvieh zu erreichen. Sie bildet 
natürliche Wasserbecken im Gestein, und südlich 
schließt sich ein weiter Hong, von keiner tieferen 
Schlucht unterbrochen, also eine vorzügliche Welde- 
fläche, an. Der Ort ist daher für die beabsichtigte 
Stationierung des Jungviehs wie geschaffen. 
Wir gingen denselben Weg nach der Likoke- 
Schlucht zurück. Da unser Führer uns gesagt hatte, 
doß direkt abwärts zum Manns-Quellenweg ein 
bequemer Pfad nach Busa führe, so machten wir 
diesen letzteren zum Ziele unseres nächsten Sonntags- 
ausfluges. 
Nach etwas über halbstündiger Steigung geht 
von dem von Busa kommenden Hauptwege links 
der Weg zur Manns-Quelle (von den Bakwiris 
Mäwue genannt) ab. Von ihm zweigt sich bald 
wieder links ein auf der Südseite der Likoke-Schlucht 
zu Tal führender Weg ab, welcher etwas oberhalb 
der Sennerei die zwei Arme der Likoke-Schlucht, 
in welchen der Likoke-Bach als Mussole= oder Bula- 
Bach wieder zum Vorschein kommt, überschreitet. 
Etwas weiter führt vom Manns-Quellenweg 
aus rechts ein Weg bergwärts, der mit einem Arm 
zum Likoke-Bach leitet, mit einem anderen Arm aber 
den Weg bildet, von dem unser Führer am Sonntag 
vorher gesprochen hatte. 
Dieser Weg ist sehr interessant. Zunächst erreicht 
man die Mussake-Quelle, welche in zwei Armen aus 
einem kleinen Seitental der Namonge-Schlucht her- 
vorqulllt und ungefähr die dreifache Wassermenge 
wie die obere Quelle in der Namonge-Schlucht 
führt. Die Quelle versiegt nach kurzem Lauf. Etwas 
oberhalb der Quelle, dicht am Wege, liegt eine 
Höhle. Man sieht senkrecht hinein auf den etwa 
3 m unter der Erdoberfläche befindlichen Boden, 
welcher sich anscheinend horizontal nach der Berg-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.