Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

erreichen. Die Mbatas grenzen an die Tschingas 
(Balingas). Auffallend ist der Unterschied zwischen 
beiden Gebieten. In Tschinga einzelne Dörfer in 
hohem Elefantengras und viel Laubwald, in Mbata 
überall Felder und große Dörfer in dichten Olpalm- 
hainen. Sehr viel schönes Kleinvieh, das auch bei 
den Batis sehlt. In das Mbata-Land vermochten 
die Wutes auf ihren Sklavenzügen nicht vorzu- 
dringen, während sie Tschinga entvölkert und aus- 
geraubt haben. Die Mbatas sind die einzigen 
Bapeas, welche ich mit Pfeil und Bogen bewaffnet 
fand. Das kommt wohl daher, daß sie, mit allen 
ihren Nachbarn verfeindet, keine Händler in ihr Land 
ließen und keine Märkte kennen. Es war drückend 
heiß, so recht die Temperaturstimmung, die den 
ersten Tornados vorauszugehen pflegt, als die Ex- 
vedition ihr Marschziel, das Dorf des Oberhäupt- 
lings Nubaru erreichte. Das Dorf besteht aus elnem 
offenen Komplex von einigen 40 Hütten. Rundum 
ist ein Palmenwald mit dichtem hohen Gestrüpp 
aus Dornbusch und Gras. Die Soldaten hängten 
gerade bei den zusammengesetzten Gewehren das 
Gepäck ab, als rundum im Busch wildes Geschrei 
ertönte und ein Hagel von Pfeilen niederging. Die 
Posten feuerten, aber in der Verwirrung, welche 
die in die Häuser flüchtenden Träger momentan 
verursachten, kamen die Möatas bis mitten ins Dorf. 
Unser Schnellfeuer trieb sie sofort in den Wald, 
der nun Schritt um Schritt abgesucht wurde, 
während ich auf den Wegen Patrouillen vortrieb, 
um die Flüchtlinge auf freiem Felde an der Peri- 
pherie des Busches abzufangen. Noch zwel Stunden 
später mnallte es im Dickicht. Die Mbatas haben 
bei diesem tollkühnen Angriff nach ihren eigenen 
Angaben die Hälfte ihrer Leute verloren. Biaka 
ist von Nubaru in der Luftlinie kaum 5 km ent- 
fernt. Nur ihre vollkommene Abgeschlossenheit er- 
klärte es, daß die Mbatas den Mut zu dieser Aktion 
fanden, welche die Expedition für einen Augenblick 
wirllich gefährdete. Wir verloren im Handgemenge 
einen Soldaten, elnem anderen wurde neben schweren 
Kopfwunden der rechte Daumen abgeschlagen, zweien 
wurden am linken Arm mehrfach die Knochen durch- 
schlagen und die Pfeilverletzungen bei Soldaten und 
Trägern waren zahlreich. Von den eingeborenen 
Hilfstruppen fiel leider der junge Häuptling Ingede. 
Am Abend erschienen zwei Betang-Häuptlinge, 
nördliche Nachbarn der Mbatas, und versprachen 
iärerseus Frieden. Sie zuerst rekognoszlerten unter 
en Gefallenen den Häuptling Nubaru; sie waren 
Zeugen wie die Patrouillen massenhaft gefangene 
Weiber und Kinder einbrachten. Die Mbatas 
konnten ja ihr Land nicht verlassen und fanden auch 
in dem spärlichen Wald wenig Schutz. Der Auf- 
enthalt in Nubarus Dorf war kein angenehmer, und 
wir marschierten schon am anderen. Morgen in das 
Betang-Gebiet, wo sich auch die Häuptlinge von 
Tschim-Tschim, Kiki und Gurse einfanden. Vom 
24. bis 28. zogen wir durch ihre Länder. Der 
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Häuptling Gala der Gurfe wohnte bereits wieder 
im Gebirge. In der Ebene überall dasselbe Bild. 
Reichbevölkerte Dörfer, vorzüglicher Anbau, sehr viel 
Olpalmen und reichlich Kleinvieh. Im Gebirge 
nimmt die Bevölkerung naturgemäß ab. Alle 
Häuptlinge wurden beschenkt und stellten Arbeiter. 
Nur der Häuptling der Ndong mit Namen Anung, 
der Häuptling Ganatang der Base und Uana aus 
Kudus sollten die Arbeiter benutzen, um einen Weg 
bis nach Jambassa zu bauen. Uana, bei dem die 
Expedition von Schimmelpfennig den Mbam über- 
schritten hat, kam uns am 1. März stolz mit selner 
Flagge in Haussa-Kleldern entgegengerilten. Bei 
ihm in Kudus ist wie bei Biangele eine Nieder- 
lassung (songo) der Haussas, die direkt über Ngambe 
von Banjo kommen; sie marschieren von Kudus nach 
Jabassi 13, nach Jaunde 10 Tage. In Jabassi 
kaufen sie natürlich billiger, trotzdem habe ich für 
diejenigen, welche aus Zeitersparnis nach Jaunde 
wollen und im Interesse der Ausschließung des von 
mir bereisten Gebietes, die Jambassa-Straße anlegen 
lossen. 
Die Expeditlon, zu dem Zweck unternommen, 
die Jambassas vor den Bapeas dauernd zu schützen 
führte in ihrem Verlauf zur Erforschung und Er- 
schließung des 50 km im Quadrat großen Bapea- 
Gebietes. Die Bedeutung dieses Gebletes liegt neben 
seinem erstaunlichen Reichtum von Olpalmen vor 
allem in seiner dichten, arbeltswilligen Bevölkerung. 
Heute, wo in Kamerun das Gedeihen der Pflanzungen, 
des Binnenhandels und der industriellen Unter- 
nehmungen auf der Arbeiterfrage basieren, bedeutet 
das einen Erfolg, der in kurzer Zeit mit geringen 
Mitteln errungen ist. 
In der Zukunft muß das Bapea-Land auch 
Baumwolle produzieren; alle Vorbedingungen sind 
vorhanden. Es hat namentlich eine längere Trocken- 
zeit als die Walddistrikte des Jaunde-Bezirks. 
  
T#grW. 
Eröffnung der Eisenbahn Lome — Aorpe. 
In Gegenwart von sieben z. Zt, dort befindlichen 
Reichstagsabgeordneten ist am 27. August die erste 
Teilstrecke Lome—Noöpe der Inlandelsenbahn Lome 
—BPalime eingeweiht und eröffnet worden. 
Sitzung des Gouvernementsrats. 
In der am 9. Mai d. Is. unter Vorsitz des 
siellvertretenden Gouverneurs, Reglerungsrats Hansen, 
abgehaltenen Sitzung des Gouvernementsrats standen 
auf der Tagesordnung: 
1. Beratung des Etats für das Rechnungs- 
jahr 1906, 
2. Beratung über den Entwurf einer Verordnung, 
betreffend Bekämpfung der Moskitogefahr. Diese
	        
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