erreichen. Die Mbatas grenzen an die Tschingas
(Balingas). Auffallend ist der Unterschied zwischen
beiden Gebieten. In Tschinga einzelne Dörfer in
hohem Elefantengras und viel Laubwald, in Mbata
überall Felder und große Dörfer in dichten Olpalm-
hainen. Sehr viel schönes Kleinvieh, das auch bei
den Batis sehlt. In das Mbata-Land vermochten
die Wutes auf ihren Sklavenzügen nicht vorzu-
dringen, während sie Tschinga entvölkert und aus-
geraubt haben. Die Mbatas sind die einzigen
Bapeas, welche ich mit Pfeil und Bogen bewaffnet
fand. Das kommt wohl daher, daß sie, mit allen
ihren Nachbarn verfeindet, keine Händler in ihr Land
ließen und keine Märkte kennen. Es war drückend
heiß, so recht die Temperaturstimmung, die den
ersten Tornados vorauszugehen pflegt, als die Ex-
vedition ihr Marschziel, das Dorf des Oberhäupt-
lings Nubaru erreichte. Das Dorf besteht aus elnem
offenen Komplex von einigen 40 Hütten. Rundum
ist ein Palmenwald mit dichtem hohen Gestrüpp
aus Dornbusch und Gras. Die Soldaten hängten
gerade bei den zusammengesetzten Gewehren das
Gepäck ab, als rundum im Busch wildes Geschrei
ertönte und ein Hagel von Pfeilen niederging. Die
Posten feuerten, aber in der Verwirrung, welche
die in die Häuser flüchtenden Träger momentan
verursachten, kamen die Möatas bis mitten ins Dorf.
Unser Schnellfeuer trieb sie sofort in den Wald,
der nun Schritt um Schritt abgesucht wurde,
während ich auf den Wegen Patrouillen vortrieb,
um die Flüchtlinge auf freiem Felde an der Peri-
pherie des Busches abzufangen. Noch zwel Stunden
später mnallte es im Dickicht. Die Mbatas haben
bei diesem tollkühnen Angriff nach ihren eigenen
Angaben die Hälfte ihrer Leute verloren. Biaka
ist von Nubaru in der Luftlinie kaum 5 km ent-
fernt. Nur ihre vollkommene Abgeschlossenheit er-
klärte es, daß die Mbatas den Mut zu dieser Aktion
fanden, welche die Expedition für einen Augenblick
wirllich gefährdete. Wir verloren im Handgemenge
einen Soldaten, elnem anderen wurde neben schweren
Kopfwunden der rechte Daumen abgeschlagen, zweien
wurden am linken Arm mehrfach die Knochen durch-
schlagen und die Pfeilverletzungen bei Soldaten und
Trägern waren zahlreich. Von den eingeborenen
Hilfstruppen fiel leider der junge Häuptling Ingede.
Am Abend erschienen zwei Betang-Häuptlinge,
nördliche Nachbarn der Mbatas, und versprachen
iärerseus Frieden. Sie zuerst rekognoszlerten unter
en Gefallenen den Häuptling Nubaru; sie waren
Zeugen wie die Patrouillen massenhaft gefangene
Weiber und Kinder einbrachten. Die Mbatas
konnten ja ihr Land nicht verlassen und fanden auch
in dem spärlichen Wald wenig Schutz. Der Auf-
enthalt in Nubarus Dorf war kein angenehmer, und
wir marschierten schon am anderen. Morgen in das
Betang-Gebiet, wo sich auch die Häuptlinge von
Tschim-Tschim, Kiki und Gurse einfanden. Vom
24. bis 28. zogen wir durch ihre Länder. Der
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Häuptling Gala der Gurfe wohnte bereits wieder
im Gebirge. In der Ebene überall dasselbe Bild.
Reichbevölkerte Dörfer, vorzüglicher Anbau, sehr viel
Olpalmen und reichlich Kleinvieh. Im Gebirge
nimmt die Bevölkerung naturgemäß ab. Alle
Häuptlinge wurden beschenkt und stellten Arbeiter.
Nur der Häuptling der Ndong mit Namen Anung,
der Häuptling Ganatang der Base und Uana aus
Kudus sollten die Arbeiter benutzen, um einen Weg
bis nach Jambassa zu bauen. Uana, bei dem die
Expedition von Schimmelpfennig den Mbam über-
schritten hat, kam uns am 1. März stolz mit selner
Flagge in Haussa-Kleldern entgegengerilten. Bei
ihm in Kudus ist wie bei Biangele eine Nieder-
lassung (songo) der Haussas, die direkt über Ngambe
von Banjo kommen; sie marschieren von Kudus nach
Jabassi 13, nach Jaunde 10 Tage. In Jabassi
kaufen sie natürlich billiger, trotzdem habe ich für
diejenigen, welche aus Zeitersparnis nach Jaunde
wollen und im Interesse der Ausschließung des von
mir bereisten Gebietes, die Jambassa-Straße anlegen
lossen.
Die Expeditlon, zu dem Zweck unternommen,
die Jambassas vor den Bapeas dauernd zu schützen
führte in ihrem Verlauf zur Erforschung und Er-
schließung des 50 km im Quadrat großen Bapea-
Gebietes. Die Bedeutung dieses Gebletes liegt neben
seinem erstaunlichen Reichtum von Olpalmen vor
allem in seiner dichten, arbeltswilligen Bevölkerung.
Heute, wo in Kamerun das Gedeihen der Pflanzungen,
des Binnenhandels und der industriellen Unter-
nehmungen auf der Arbeiterfrage basieren, bedeutet
das einen Erfolg, der in kurzer Zeit mit geringen
Mitteln errungen ist.
In der Zukunft muß das Bapea-Land auch
Baumwolle produzieren; alle Vorbedingungen sind
vorhanden. Es hat namentlich eine längere Trocken-
zeit als die Walddistrikte des Jaunde-Bezirks.
T#grW.
Eröffnung der Eisenbahn Lome — Aorpe.
In Gegenwart von sieben z. Zt, dort befindlichen
Reichstagsabgeordneten ist am 27. August die erste
Teilstrecke Lome—Noöpe der Inlandelsenbahn Lome
—BPalime eingeweiht und eröffnet worden.
Sitzung des Gouvernementsrats.
In der am 9. Mai d. Is. unter Vorsitz des
siellvertretenden Gouverneurs, Reglerungsrats Hansen,
abgehaltenen Sitzung des Gouvernementsrats standen
auf der Tagesordnung:
1. Beratung des Etats für das Rechnungs-
jahr 1906,
2. Beratung über den Entwurf einer Verordnung,
betreffend Bekämpfung der Moskitogefahr. Diese