Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

sie aus dem südöstlichen Teil von Kamerun und 
insbesondere aus den zum Kongo abwässernden 
Ländern des Schutzgebietes stammt. Ihr besonderer 
wissenschaftlicher Wert beruht aber darauf, daß in 
ihr mehrere sehr interessante Arten und sehr schwer 
zu erhaltende Altersstusen von bekannteren Formen 
vertreten sind. Namentlich ist das Fell und das 
Skelett eines jungen Elefanten für das Museum 
sehr wertvoll, ferner ist zum ersten Male für Ka- 
merun der Kongo-Büffel nachgewiesen und die längst 
gehegte Vermutung, daß der rotköpfige und der 
grauköpfige Gorilla in Kamerun nebeneinander die- 
selben Gebiete bewohnen und sich im Schädelbau 
erheblich unterschelden, bestätigt worden. Die Sen- 
dung enthlelt ferner u. a. gule, zum Ausstopfen ge- 
elgnete Felle von vier Antilopen, einen sehr jungen 
Baumschläfer, eine schwarze Varietät der Zibetkotze, 
ein Langschwanzschuppentier und and andere seltene 
rten. 
Die Vogelbälge sind in guter Beschaffenheit und 
waren dem Museum in zoogeographischer Hinsicht 
von Wichtigkeit, well aus dem südöstlichen Kamerun- 
Gebiet bisher noch keine Sammlung vorlag. Von 
besonderem wissenschaftlichen Wert war der seltene 
Taucher Podica camerunensis, der im Museum 
erst in einem Exemplar vertreten war. 
Deutsch-Südwelkafrika. 
Der Derero= und Hottentotten = Aufstand. 
227. 
8. September. 
Die zum Angriff gegen Hendrik Witboi ver- 
sammelten Truppen haben am 25. August den Vor- 
marsch angetreten. Die Abtellungen Estorff und 
Lengerke erreichten nach Säuberung des Nananib= 
und Hanam-Plateaus die Linie Kleinfontein— Chamis. 
Der Marsch über die mit Felsgeröll bedeckte, von 
tief eingeschnittenen Schluchten durchzogene Hoch- 
fläche war außerordentlich schwierig. Die Truppen 
fanden tagelang kein Wasser. Sie mußten daher 
teilweise die Pferde zum Tränken nach dem Leber- 
fluß zurücktreiben. 
Vor der Front wichen mehrere kleinere Hotten- 
totten-Banden nach Westen zurlick Eine stärkere, 
auf etwa 150 Reiter und 200 Fußgänger geschätzte 
Bande mit zahlreichem Vieh üÜberschritt die Linie 
Gorab—Duwisib in nordwestlicher Richtung und 
wandte sich in Höhe von Nam nach Westen. Sie 
wird vom unteren Gorab aus durch die Abteilungen 
Maercker und Meister unter dem Befehl des Majors 
Meister verfolgt. 
Die Abteilung Koppy, verstärkt durch die 
7. Batterie der Abteilung Lengerke, marschiert von 
Numis über Namtob auf Sinclair-Mine zur 
Säuberung des Tiras-Gebirges und der Arnab- 
erge. 
558 
  
Das Hauptquartier befindet sich unter Be- 
deckung der Kompagnie Ritter (2. Komp. Regts. 1) 
in Chamis. 
228. 
12. September. 
Teilen der Abtellung Meister gelang es, südlich 
Gorab und westlich Tsaris Hottentotten-Banden zu 
schlagen. Der Feind wich in die Gebirgsschluchten 
westlich Tsaris zurück und vereinigle sich dort mit 
den übrigen vor unseren Truppen zurückgegangenen 
Hottentotten= und Herero-Banden. Ihre Stärke 
wird auf etwa 300 Gewehre geschätzt. 
Da die Gegend sehr wasserarm ist, müssen zu- 
nächst größere Wasserkolonnen herangezogen werden. 
Sobald dies geschehen ist, wird Major Meister aus 
der Linie Tsaris—Nam zum Angriff vorgehen. Die 
Wasserstellen am Westrande des nördlichen Tsaris= 
Gebirges in der Linie Sessrim—Tsaris und die 
Eingänge zur Nau-Kluft sind von unseren Truppen 
besetzt. 
Die bisherige Abteilung Estorff unter Haupt- 
mann Moraht (zwei Kompagnien, zwei Geschütze) 
bleibt in der Linie Grootfonteln—Kleinfontein— 
Chamhawlb-Rivier, unter Besetzung sämtlicher 
Wasserstellen in der Linte Tsaris— Heitamas —Blut- 
püts durch vorgeschobene Postierungen, um etwa 
nach Osten zurückströmende Banden abzufangen. 
Die Abteilung Koppy hat das Tyras-Gebirge 
und die Aruab-Berge vom Felnde gesäubert und 
bleibt vorläufig in der Gegend der Sinclair-Mine. 
Mojor v. Erstorff ist mit Säuberung des öst- 
lichen Nama-Landes, in dem sich mehrfach kleinere 
Banden der Witbois gezeigt haben, beauftragt worden. 
Marlhall-Inseln. 
Weitese Nachrichten des Raiserlichen Landeshauptmanns 
über den Orkan vom 3o. Juni d. Js. 
Am 30. Juni sind die Insel Jabwor und die 
Inseln der östlichen Hälfte des Atolls von Jalult 
von einem Orkan und einer Flutwelle heimgesucht 
worden. Ob dieser Orkan auch auf anderen Atollen 
der Marshall-Inseln gewütet hat, kann erst in einiger 
Zelt festgestellt werden. Auf Jabwor sind mit Aus- 
nahme des solid aus Holz gebauten Hauptlagers 
der Jaluit-Gesellschaft, des Wohnhauses des Landes- 
hauptmanns, zweier anderer Wohnhäuser und des 
kleinen Postgebäudes, die indessen auch sehr gelitten 
haben, sämtliche Gebäude, ebenfalls Holzgebäude, 
teils durch den Orkan völlig zerstört oder von der 
Flutwelle weggewaschen worden, teils sind sie so 
stark beschädigt, daß sie nicht mehr instandgesetzt 
werden können. Bis heute, den 4. Juli, hat man 
hier erfahren, doß 74 Eingeborene, darunter viele 
Kinder, auf der Inselstrecke von Jabwor bis Mejae 
von der Flutwelle oder vom Sturm in die See 
getrieben oder von fallenden Bäumen, Asten, Kokos-
	        
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