geschnitten. Meist haben die Stecklinge von dieser
Stärke schon einige eigene Wurzeln, so daß die durch
das Verpflanzen entstehende Wachstumspause nur
kurz ist. Damit die glühende Sonne die schlecht
oder gar nicht bewurzelten Stecklinge nicht so rasch
verzehrt, werden die Blätter in die piassavaähnlichen
Fasern, die am Grunde der Blätter dem alten
Stamme anliegen, von unten bis oben eingewickelt,
die Stecklinge dann in den tief umgearbeiteten Lehm-
boden gepflanzt und nach dem Pflanzen sofort sehr
stark bewässert, welche Arbelt bis zum Treiben der
Stecklinge zweimal in der Woche vorgenommen wird.
Daß die Pflanzen sich zu bewurzeln begonnen haben
und Blätter zu treiben anfangen, sieht man an den
faustgroßen sich hebenden Lehmklumpen, die oben auf
die zusammengebundenen Blätter aufgeklebt werden.
Ist das geschehen, so wird nach einigen Wochen die
Bastumhüllung abgenommen, und die Pflanze bedarf
fortan keiner weiteren Pflege, als daß sie wöchentlich
einmal bewässert wird und die alten abgestorbenen
Blätter abgeschnitten werden.
Die Pflanzweite der Stecklinge beträgt in den
alten Dattelpflanzungen der Araber etwa 5 m. Sie
variiert indessen oft beträchtlich, da die Araber nicht
nach der Schnur pflanzen. Oft stehen die Palmen
noch viel enger; so habe ich viele Palmen in
Biskra und Sidi Okba gesehen, bei denen man den
Wurzelausschlag zu starken tragenden Pflanzen hatte
auswachsen lassen. Gruppen von vier aus einer
Wurzel entsprungenen Palmen, die alle gleich reichlich
tragen, sind etwas sehr Gewöhnliches. Herr Leroy,
der Direktor der Biskra= und Oued Rir-Gesellschaft,
dessen wertvolle Bekanntschaft ich machte, war indessen
der Ansicht, daß man nicht dichter als 62 6 m
pflanzen solle. Die Besonnung der Fruchttrauben
soll, besonders in den höheren Lagen, möglichst in-
tensiv sein, damit die Datteln schneller reisen, dazu
trügt auch sehr das Abschnelden toter, sonneauffan-
gender Blätter bei. Soviel ist sicher, die durch-
schnittliche Jahreswärme ist in dem Algerien südlich
vom Atlos bedeutend größer, als in dem größten
Teile unserer höher gelegenen südwestafrikanischen
Kolonie, trotzdem wir dem Aquator um 10 Grad
näher liegen, um so nötiger die größere Pflanzweite
bel uns. Direktor Leroy sagte mir, daß es in Tug-
gurt, Ourlana Mrayer, viel südlicher gelegenen Oasen,
noch bedeutend wärmer sel als in Biskra; und doch
habe ich vom 4. bis 11. August eine viel größere
Hitze ausgestanden, als ich sie irgendwo in Südwest-
afrika erlebt habe, mit Ausnahme des Swakoptals.
Diese enorme Hitze ist unerläßlich für die beste
aller algerischen Datteln, die Deglet-nur, die einzige
Dattelsorte, welche der größte Dattelhändler in Biskra,
Herr Colombo, aufkauft für den Export. Die zei-
tigsten Dattelsorten Algeriens, Reschté und Amaraya,
kommen für die Kultur in Südwestafrika hauptsächlich
in Betracht, während die spätrelfenden Sorten
(Deglet-nur, Mrars und Tendela) sich nur für die
allerwärmsten Punkte elgnen. In Algerien gibt es
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außer den obengenannten Sorten, welche „Weiche
Datteln“ heißen, noch elne Anzahl sogenannter
„Trockendatteln“, die indessen nur dem Konsum im
Lande selbst dienen, in reifem Zustande trocken,
mehlig und wenig süß sind und außerdem sehr spät
reifen. Ubrigens sollen Weichdattelsorten in unge-
nügend warmem Klima Trockendatteln liefern. Außer
diesen im ganzen Lande bekannten Dattelsorten, die
durch Stecklinge vermehrt werden, gibt es noch eine
Unmenge aus Samen entstandener Varietäten und
Kreuzungen, die inelnander übergeben und die zu
benennen unmöglich ist. Jede Oase besitzt außer den
allgemein verbreiteten und bekannten Sorten noch
eine Anzahl dieser Varietäten und Bastarde. Mit
Absicht wird die Dattelpalme nie aus Samen ge-
züchtet, indessen läßt man von selbst ausgegangene
Sämlinge stets stehen, da die Früchte dieser Wild-
linge, wenn auch wegen der Ungleichmäßligkeit ihrer
Qualität zum Export ungeeignet, doch für den Kon-
sum im Lande selbst genügen.
Herr Leroy riet mir, in Anbetracht der für
Stecklinge schwierigen Transportverhältnisse, dem
Schutzgebiet die Anzucht aus Samen zu empfehlen.
Ich fand bei ihm eine Bestellung des Gouvernements
von Südwestafrika, die ich schon auf dem Kaiserlichen
Generalkonsulat in Algier gesehen hatte und über
die ich mit ihm eingehend sprach. Er sagte mir, daß
die Beförderung von Stecklingen jetzt unmöglich sei,
da die Bestellung gerade in der Zeit ihrer Vegetation
eingelaufen war; sie könnten erst in der Winterruhe
am Ende des Jahres befördert werden. Das Sicherste
würde unter allen Umständen sein, die Stecklinge erst
in Algerien eln Jahr lang in etwa 1 Kubikfuß großen
Kistchen zu kultivieren und sie mit elnem guten soliden
Ballen zu transportieren. Diese Art des Transports
würde allerdings sehr kostspiellig werden, aber man
würde nicht 1 v. H. Verlust haben. Prof. Swingle
hat vor einigen Jahren eine Anzahl Dattelpalmen
auf diese Weise von Biskra nach Arizona mit gutem
Erfolg transportiert; bei einer späteren Gelegenheit
aber, die eben von den Mutterpflanzen abgelösten
Stecklinge in die braune, die alten Palmenstämme
umgebende Faser einwickeln lassen und so in Kisten
verpackt, mit fast ebenso gutem Erfolg nach Arizona
gebracht, wobel er nur 8 v. H. Verlust gehabt hat.
Die Reise nach Deutsch -Südwestafrika ist nicht viel
länger, indessen wegen des mehrmaligen Umladens
(Algler oder Philippeville, Marseille, Hamburg)
umständlicher. Übrigens ist die schon früher vom
Gouvernement in Windhuk gemachte Stecklings-
bestellung aus Algerien in leidlich gutem Zustande
in Ukuib im Swakoptal angekommen. Ich bat
Herrn Leroy, die bestellten Dattelkerne (100 kg),
sobald sie erhältlich sein würden, sofort abzusenden,
damit sie beim Beginn des Sommers, wenigstens
aber bis Ende Dezember in Südwestafrika ankämen
und noch im selben Sommer eine größere Aussaat
in Töpfe bzw. Konservenbüchsen gemacht werden könne.
Der Umstand, daß die Dattelreife in Deutsch-