Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

Stabsarzt Dr. Kuhn und Hauptmann Schwabe in 
ihren Beiträgen geschildert. Auch unsere älleste 
Kolonie, Kamerun, ist von den besten Kennern des 
Landes beschrieben worden; Oberstleutnant v. Morgen 
und Oberleutnant Leßner zeigen, welche harten Kämpfe 
gegen unbotmäßige Negerstämme nötig sind, um den 
deutschen Einfluß auch im Innern des Landes gel- 
tend zu machen. Ein beachtenswerter Beitrag über 
Deutsch-Ostafrika ist dem früheren Gouverneur dieser 
großen Kolonie, dem Generalleutnant v. Liebert zu 
danken; er empfiehlt mit überzeugenden Gründen das 
Bergland von Uhehe als geeignet zur Ansiedlung 
deutscher Farmer. Der von demselben Afrikakenner 
verfaßte Nachruf für den ersten deutschen „Afrikaner", 
H. v. Wissmann, zeigt die großen Schwierigkeiten, 
die im Anfange der deutschen Kolonialtätigkeit zu 
überwinden waren, und gibt einen guten Uberblick 
über die Erfolge von Wissmann, die von diesem selbst 
schon im Band 1 und II von „Auf weiter Fahrt"“ 
ausführlich geschildert find. Ein Stimmungsbild ist 
die Schilderung der Nilpferdiagd auf dem Wami 
vom Stabsarzt Dr. Sander. An trübe, aber glücklich 
überwundene Zeiten unserer Kolonialentwicklung mahnt 
der Beitrag vom Hauptmann Leue: „Mein Konver= 
sationslexikon“. Marokko behandelt E. v. Schkopp 
in einem sehr inhaltsreichen geschichtlichen Beitrag. 
Kapitän zur See Meuß erzählt von seinen Be- 
gegnungen mit Malietoa, dem letzten Könige der 
Samoaner,. Der verdiente Südseeforscher Dr. O. 
Finsch berichtet ausführlich und anschaulich über seine 
friedliche Erwerbung von Kaiser-Wilhelmsland. Auch 
Ostasien ist im Band IV nicht zu kurz gekommen. 
  
Eine Robinsonade auf den Palau-Inseln. 
Nach Prof. Semper bearbeitet von V. Schulcz. 
220 Seiten, mit Originalillustrationen. Verlag 
von Enßlin & Laiblin in Reutlingen. Preis 8 Mk. 
Unter Benutzung des im Verlag von F. A. Brock- 
haus erschienenen großen Werkes des verstorbenen 
Prof. Semper über die Palau-Inseln hat Verfasser 
für die reifere Jugend hier eine auf wahren Erleb- 
nissen beruhende, äußerst spannend und onschaulich 
geschriebene Lektüre herausgegeben, von der mon 
nur wünschen kann, daß viele Eltern sie ihren 
Söhnen unter den Weihnachtsbaum legen möchten. 
„Seit die Palau-Inseln in den Besitz des Deutschen 
Reiches übergegangen sind, ist es mein Wunsch ge- 
wesen, unsere heranwachsende Jugend mit der Ro- 
binsonade bekannt zu machen, welche einst ein deutscher 
Naturforscher 1861 auf jenen Inseln erlebte“ — 
heißt es im Vorwort. Und wehmütig klingen die 
Schlußworte aus: „Mehr als 40 Jahre waren ver- 
gangen, seit einst der junge deutsche Naturforscher 
seine Robinsonade erlebt hatte, und über den ent- 
legenen Inseln im Stillen Ozean wehte nun stolz 
die deutsche Flagge. Da erhielt eines Tages Professor 
Sempers Witwe einen Brief und ein Bild von den 
fernen Eilanden, an die sich für sie so viele Er- 
innerungen knüpften. Auf einer Inspektionsreise war 
618 
  
der Kaiserliche Bezirksamtmann der Karolinen-Inseln 
nach Aibukit gekommen, und dort hatte ihn ein welß- 
haariger, aber noch rüstiger Greis mit Fragen be- 
stürmt nach Doktor aus Angabard, der einst, als sie 
beide noch jung waren, in Palau gewesen sei. Da 
hatte der Bezirksamtmann den alten Rupack photo- 
graphiert und das Bild nach Hamburg geschickt; von 
dort aber ging dann mit einem der nächsten Dampfer 
eine Sendung an Arakalulk ab, ein schönes Gewehr 
und Munition und was sonst noch das Herz elnes 
Kriegers erfreuen kann, zum Zeichen, daß auch Doktors 
Frau Doktors Freund nicht vergessen habe. Der 
greise Fürst aber nahm das schönste Schildpatt, das 
in ganz Palau zu haben war, und arbeitete daraus 
eigenhändig eine Schale, um sie zum Dank an Doktors 
Frau zu senden, und wie er daran arbeitete, flogen 
seine Gedanken in wehmütiger Erinnerung in jene 
ferne Zeit zurück, als Doktor nach Palau gekommen 
und sein Bruder geworden war, und er dachte auch 
daran, wie Doktor sich gefreut haben würde, wenn 
er noch erlebt hätte, daß Palau nun seinem Volk 
gehöre.“ 
  
Überseeische Aktlengesellschaften und Groß- 
betriebe. Vergleiche der Rentabilität wirtschaft- 
licher Unternehmungen in warmen Ländern von 
Dr. Axel Preyer. Mit einer Weltverkehrskarte. 
Geb. 8 Mk. Th. Griebens Verlag (L. Fernau) 
in Leipzig. 
Eine Informationsquelle ersten Ranges für Alle, 
welche zu den Kolonien oder anderen überseeischen 
Ländern in Beziehung stehen, verdient dieses soeben 
äerschienene Werk genannt zu werden. In leicht ver- 
ständlicher, übersichtlicher Darstellung, zum weitaus 
größten Telle in klarer Tabellenform gesetzt, findet 
sich ein reiches Material an statistischen Daten und 
finanziellen Angaben aus allen Gebieten der warmen 
Zone zusammengestellt, welches von selbst heraus- 
fordert zu Vergleichen mannigfacher und fruchtbarster 
Art. In den die einzelnen Unternehmungsgruppen 
behandelnden Textabschnitten werden kurz die wirt- 
schaftlichen Bedingungen und Konjunkturen, die wich- 
tigsten technischen Faktoren und schließlich die effektive 
Rentabilität der betreffenden Betriebszweige besprochen; 
nur Aktuelles und praktisch Wissenswertes wird hier 
mitgeteilt und theoretische Erörterungen sind auf das 
geringste Maß beschränkt. Fast überall weiß der 
durch seine kolonial-wirtschaftlichen Publikationen 
bekannte, vielgerelste Verfasser aus eigener Anschauung 
die Lage der verschiedenen Großunternehmungen in 
warmen Ländern zu schildern. Nicht nur für Unter- 
nehmer, Bankiers, Kaufleute über See und daheim, 
für Kolonialbeamte und die stets wachsende Zahl 
der Kolonialinteressenten wird das Buch von großem 
Werte sein, sondern auch einem jeden privaten Ka- 
pitalisten bietet es die Möglichkeit zuverlässiger 
Informierung über Anlagen in überseeischen Aktlen- 
Unternehmungen, abgesehen von dem allgemein in- 
teressanten Inhalt. Viele finanzielle Verluste in
	        
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